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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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daß – historisch gesehen – das Büro für emotionale Katharsis ausschließlich für die Bedürfnisse von Männern eingerichtet worden war. Das war nach dem vierten Weltkrieg gewesen, beziehungsweise – nach der Zählweise einiger Historiker – dem sechsten.
    Damals hatte sich die zwingende Notwendigkeit nach einem dauerhaften Frieden ergeben. Die Überlegungen, die einen solchen Frieden forderten, waren rein praktischer Natur gewesen, praktisch auf die gleiche Art wie die Männer, die sie angestellt hatten.
    In kurzen Worten gesagt, es drohte die völlige Vernichtung der menschlichen Rasse.
    Jene Weltkriege hatten auf die Waffentechnik ungeheuer befruchtend gewirkt. Alle Waffen waren, was ihre Größe und Zerstörungskraft betraf, fast bis zum äußersten durchentwickelt worden, und die Männer, in deren Hände diese Waffen gelegt worden waren, gewöhnten sich immer mehr an ihre Schrecken und empfanden weniger und weniger Skrupel, sie auch anzuwenden.
    Der Sättigungspunkt war endlich erreicht. Ein neuer Weltkrieg hätte im wahrsten Sinne des Wortes den letzten aller Kriege bedeutet, denn niemand hätte ihn überleben können, um später einen neuen vom Zaun zu brechen.
    Aus diesem Grunde mußte dieser Frieden ein dauerhafter sein, ein Frieden für die Ewigkeit. Doch die Männer, die ihn schmiedeten, waren praktisch denkende Männer. Sie verschlossen nicht ihre Augen vor den immer noch vorhandenen Spannungen und Gegensätzen zwischen den Menschen, vor den Vulkanen in ihrer Brust, deren Eruption den Krieg nach sich zog. Sie fragten sich, warum es in der menschlichen Vergangenheit noch nie zu einem dauerhaften Frieden gekommen war.
    Weil die Menschen den Kampf lieben, war ihre Antwort.
    O nein! schrieen die Idealisten.
    Doch die Männer, die diesen Frieden herbeiführen wollten, sahen sich zu ihrem Bedauern gezwungen, das Vorhandensein eines Bedürfnisses nach Gewalttätigkeit bei einem großen Prozentsatz der Menschheit anzunehmen.
    Menschen sind keine Engel, und sie sind keine Teufel. Es sind eben Menschen mit all ihren Vorzügen und Schwächen. Und ausgestattet mit einem hohen Maß an Kampfeslust.
    Mit Hilfe der Wissenschaft und der Machtfülle, die sie im Augenblick besaßen, hätten es jene praktisch denkenden Männer unternehmen können, diesen sich so gefährlich auswirkenden Charakterzug der Menschheit durch Zuchtwahl zu nehmen. Viele glaubten, daß dies die Lösung sei.
    Die praktisch denkenden Männer waren nicht dieser Meinung. Sie erkannten den Wert des Wettbewerbs, der Liebe zum Kampf, der Stärke angesichts überwältigender Vorteile auf der anderen Seite. Das alles, so fühlten sie, waren willkommene und bewundernswerte Züge im Gesicht einer Rasse und eine Garantie für ihren Fortbestand. Ohne sie würde jede Rasse zur Degeneration und zum Aussterben verurteilt sein.
    Die Neigung zu Gewalttätigkeiten war, so meinten sie, unentwirrbar verknüpft mit Erfindungsgabe, geistiger Beweglichkeit, Entschlußfreudigkeit und innerer Schwungkraft.
    Problem: einen Frieden herbeizuführen, der Aussicht auf Fortdauer besaß. Die Menschheit daran zu hindern, sich selbst zu vernichten, ohne jedoch dabei die dafür verantwortlichen, in anderer Hinsicht aber wertvollen Charakterzüge zu beseitigen.
    Die Methode, mit der dieses Ziel erreicht werden konnte, bot sich fast von selbst an. Man mußte die Kampflust der Menschen in neue Kanäle umleiten.
    Man mußte ihr ein harmloses Ventil verschaffen, eine Äußerungsmöglichkeit ohne die schwerwiegenden Folgen eines Krieges.
    Der erste große Schritt auf dieses Ziel zu war die Einführung und Legalisierung der antiken Gladiatorenkämpfe. Aber das reichte nicht aus. Ein unbeteiligter Zuschauer zu sein, befriedigt nur bis zu einem gewissen Punkt. Dann verlangten die Leute nach dem Richtigen.
    Es gibt keinen Ersatz für Mord.
    UND deshalb wurde der Mord gesetzlich anerkannt, auf einer strikt individuellen Basis allerdings, und nur für diejenigen, die ihn wünschten. Die Regierungen wurden angewiesen, Ämter für emotionale Katharsis einzurichten.
    Nach einer Ubergangsperiode der Experimente einigte man sich auf eine Reihe fester Spielregeln.
    Jeder, der einen Mord verüben wollte, konnte sich beim Büro für emotionale Katharsis registrieren lassen. Nach der Erfüllung gewisser Formalitäten wurde ihm dann ein bestimmtes Opfer zugeteilt. Das Opfer durfte sich wehren.
    Jeder, der auf diese Weise bei der zuständigen Behörde einen ›Abschuß‹ beantragt hatte, mußte

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