Galaxis Science Fiction Bd. 14
Shirley den größten Teil der folgenden zwei Monate nur in Büstenhalter und Höschen oder noch weniger zubrachte, während sie von einem Schwarm Ärzte abgeklopft und abgehorcht wurde, Massagen bekam, Turnübungen machen mußte und wieder und wieder untersucht wurde; und dazwischen eine Unmenge Röcke und Blusen und Hosen und alle möglichen anderen weiblichen Kleidungsstücke anprobierte.
Man hätte meinen sollen, daß für die First Lady von Lotrin Kleider nur eine untergeordnete Rolle spielen müßten. Schließlich war sie nicht nur im übertragenen Sinne die ›erste Dame‹ , die ihren Fuß auf diesen Planeten setzte, gewiß aber die erste und letzte für eine lange Zeit, und möglicherweise die letzte überhaupt. Aber Shirley flog nach Lotrin stellvertretend für ihr ganzes Geschlecht. Sie mußte überwältigend feminin sein, und ein paar Kisten voller Kleider – selbst wenn sie zu enormen Frachtraten über Hunderte von Lichtjahren hinweg transportiert werden mußten – wie in ihrem Falle –, wurden von Terrakontrolle beileibe nicht als überflüssiger Luxus angesehen. Sie waren im Grunde auch nicht für Shirley selbst gedacht. Sondern für Lotrin.
Ich war – wie gesagt – nicht dabei, aber Ellen war es, und natürlich wurde ich auf dem laufenden gehalten. Ich erfuhr alles, das Resultat einer jeden Untersuchung, jedes Tests, jedes Experiments; ich wurde mit den Einzelheiten von Shirleys Mitgift vertraut gemacht, bis zum letzten Clip und Lockenwickler, Ellen langweilte die ganze Angelegenheit fürchterlich, und sie sah nicht ein, warum ich davon verschont bleiben sollte, nur weil ich ein Mann war.
Deshalb, wenn irgend jemand von Ihnen wissen möchte, was alles mit einer First Lady – einer jeden First Lady – passiert, bevor sie das New Yorker TK-Hauptquartier verläßt, fragen Sie nur vertrauensvoll mich. Es gibt nichts, was nicht zu unwichtig oder zu intim wäre, was ich nicht weiß. Ich kann Ihnen die ganze Geschichte einer First Lady erzählen – von den Prüfungen und Vorbereitungen, dem Training, ihrer Verschönerung und Vereidigung. Alles!
Natürlich gibt es interessantere Dinge.
Ich habe bis jetzt noch nicht viel über Terrakontrolle gesagt. Ich möchte das nachholen. Zuerst der Name; er bedeutet Kontrolle über alle Dinge von der und durch die Erde. Einige Leute sind der Meinung, das System sei zu schwerfällig und nur mühsam zu handhaben, und es müßte deshalb eines schönen Tages wohl oder übel zusammenbrechen. Möglich, daß sie recht haben, aber jedenfalls wird das weder in dieser noch in der nächsten Generation der Fall sein. Inzwischen gilt der Satz, was TK sagt, wird gemacht. Und soweit Shirley betroffen war, so waren Ellen und ich für sie TK.
Ich pflege mich mit meiner Meinung über TK immer so weit wie möglich zurückzuhalten. Nicht etwa darum, weil es meine Stellung kosten könnte, wenn ich meinen Mund einmal zu weit aufrisse. TK ist eine Autokratie, aber nicht von dieser Art.
Wenn Ihnen eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe übertragen worden ist – wie beispielsweise die Kolonisierung eines ganzen Milchstraßensystems –, dann gibt es nur eine wirklich gute Methode für deren Ausführung. Bevor man sich an die Arbeit macht, stehen Ihnen verschiedene Wege offen. Wenn Sie aber dann sich für einen dieser Wege entschieden haben, dann müssen Sie ihn auch konsequent weiterverfolgen. Sie dürfen nicht herumprobieren und alle Nasen lang davon abweichen. Sie müssen genau das tun, was TK tut.
Ich habe wirklich nicht die Absicht, mich auf eine Diskussion einzulassen. Ich sage nur, wie ich es sehe.
EIN Aspekt dieser Methode von TK war folgender: die menschliche Rasse muß unbedingt menschlich bleiben. Wir haben genug Kriege innerhalb der Menschheit gehabt, um uns jetzt noch nach Kriegen mit aus der Menschheit neu entsprungenen Rassen zu sehnen. Der Marsianische Krieg hat gezeigt, was passieren kann, wenn aus Menschen Nichtmenschen werden und an einem anderen Ort Menschen Menschen bleiben. Die Menschen gewannen – es gibt keine Marsianer mehr. Und es wird auch nie wieder Marsianer irgendeiner Art geben, solange TK die Kolonisation fremder Planeten in der Hand hält. Auf dem Mars können keine Menschen leben und dabei Menschen bleiben. Der Mars ist eine Pestbeule, und die letzten Überreste menschlicher Siedlungen auf dem roten Planeten verfallen jetzt wieder zu Staub.
Mit der Venus ist das eine andere Sache. Ebenfalls mit den Welten des Aldebaran und den anderen,
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