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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Sportlerin. Ein gewisser Schwung, eine gewisse Verantwortungsfreudigkeit, ja, auch eine gewisse Amoralität ermangelten ihr völlig.
    Es ist überhaupt nicht ganz leicht, eine kurze, treffende Beschreibung, von ihr zu geben, weil man alles, was man über sie sagt, näher definieren muß. Wenn ich vorhin sagte, daß sie still war, dann muß ich hinzufügen, daß sie nicht allzu still war. Und wenn sie auch nicht besonders geistvoll war, so war sie doch nicht etwa dumm.
    Sie hatte darauf bestanden, inkognito zu reisen, vermutlich weil sie sich vor der Menschenmenge ängstigte, die sie andernfalls im New Yorker Raumhafen verabschiedet hätte. Ich bin allerdings überzeugt, daß man sie leicht eines anderen hätte überreden können, und ich glaube, als dann endlich der Zeitpunkt der Abreise kam, wünschte sie sich heimlich, wir hätten ihren Wünschen nicht so leicht nachgegeben. Sie gehörte zwar bestimmt nicht zu den Frauen, die von sich aus das Rampenlicht suchen, aber wenn sie sich plötzlich darin wiederfand, so zweifle ich nicht, daß sie es dann sicherlich genießen würde.
    Nun, als wir dann endlich abfuhren, hatte sich also keine Menschenmenge auf dem Raumhafen versammelt, die sie hochleben ließ, und auch keine Reporter und Photographen standen herum. Shirley reiste als Ellens Schwester, eine Rolle, die ihr Spaß zu machen schien, denn sie war in Ellen regelrecht vernarrt.
    TK hatte Übung darin, die Presse in die Irre zu führen. Trotzdem hätte ich erwartet, daß wenigstens ein einziger schlauer Reporter schlau genug gewesen wäre, um zwei und zwei zusammenzuzählen und herauszufinden, daß – da Lotrins First Lady fällig war, und dieses Schiff Lotrin anfliegen würde, und Shirley alle Merkmale einer First Lady besaß – es sich lohnen würde, dieses Mädchen ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen. Aber TK hatte offiziell angekündigt, daß Lotrins First Lady noch nicht gewählt worden war, und unter der Hand das Gerücht in Umlauf gebracht, daß sie es doch war und mit dem nächsten Schiff fliegen würde.
    Die Zeitungsleute hatten die offizielle Erklärung verworfen, das Gerücht jedoch akzeptiert. Und hätte trotzdem jemand in die Passagierliste der Sardonia Einsicht genommen, dann hätte er gesehen, daß wir alle Siedler für eine der Welten des Aldebaran waren.
    SHIRLEY sah sich voller Interesse um. »Ein wunderschönes Schiff«, sagte sie und verfolgte bewundernd mit den Augen seine schlanken glatten Linien.
    »Tatsächlich?« sagte Ellen, offensichtlich überrascht, daß jemand ein Raumschiff wunderschön finden konnte. »Warte nur erst ab, bis wir an Bord sind. Dann wirst du plötzlich merken, daß jeder Meter nur noch achtzig Zentimeter lang ist. Nun, daran wirst du dich gewöhnen. Aber wenn wir dann auf dem Mond sind, wirst du entdecken, daß er nur noch siebzig Zentimeter hat, und auf der nächsten Fähre ist er dann auf fünfzig geschrumpft, und wenn du dann endlich auf dem Schiff bist, sind es nur noch vierzig.«
    Shirley starrte sie mit großen Augen an. »Ist denn das nicht die Sardonia?«
    »Manchmal frage ich mich, wo du die letzten einundzwanzig Jahre deines Lebens zugebracht hast. Sag es ihr, Joe.«
    Ellen stöckelte die Rampe hoch. Sie konnte es sich leisten, so mit Shirley zu reden. Wenn ich es auf diese Weise versuchte, kamen gleich die Tränen. Es würde mich wirklich interessieren, wieviel Liter Shirley schon davon vergossen hatte, seit TK sie in Beschlag genommen hatte. Die meisten – nach allem, was Ellen mir erzählt hat – wurden über ihre Mutter vergossen, und sie flossen gewöhnlich über Ellens Kleid.
    »Das ist nur eine Fährrakete, die uns zum Mond bringt, Shirley«, sagte ich. »Auf dem Mond werden wir dann noch einmal untersucht, und dann wird uns eine zweite Rakete zur Sardonia bringen, die auf ihrer Bahn um den Mond kreist.«
    Ich nahm Shirleys Arm und führte sie die Gangway hoch. Eine Stewardeß oder so etwas Ähnlichen, die uns empfing, gab es nicht. Auf Raumschiffen werden die Passagiere nicht verwöhnt.
    »Die Sternenschiffe landen niemals«, fuhr ich fort. »Sie werden im Raum zusammengebaut und – wenn sie, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, allmählich strahlenverseucht sind – dort auch wieder zerstört.«
    »Ich weiß nicht, was ich von Ihnen und Ellen halten soll«, sagte Shirley plötzlich und zeigte mir damit, wieviel mein kleiner Aufklärungsvortrag genutzt hatte – nämlich gar nichts. »Lieben Sie sie, Joe?«
    Ich verzog mein Gesicht zu einem

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