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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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schiefen Grinsen. »Meine liebe Shirley. Manchmal sind Sie zu schüchtern, um völlig normale Sachen zu sagen, und dann wieder einmal ein bißchen zu geradeheraus. Man fragt einfach nicht andere Leute, ob sie andere Leute lieben. Das kommt höchstens in Romanen vor.«
    »Aber tun Sie’s?« bestand sie auf ihrer Frage.
    »Erst definieren Sie einmal, was Sie unter Liebe verstehen«, antwortete ich ihr. »Wenn Sie das zu meiner Zufriedenheit fertiggebracht haben, dann fragen Sie mich noch einmal. Und wenn ich Ihnen dann die Antwort am Morgen gegeben habe, dann überzeugen Sie sich, ob sie am Nachmittag immer noch die gleiche ist oder am nächsten Tag oder in der nächsten Woche.«
    »Sie sind verheiratet, wie ich annehme?«
    »Warum sollten Sie das annehmen?«
    Sie schien über meine Gegenfrage überrascht zu sein. »Aber Sie leben doch zusammen«, sagte sie. »Oder nicht?«
    »Ganz gewiß arbeiten wir zusammen, was aber noch lange nicht bedingt, daß wir auch verheiratet sein müssen.«
    SIE schwieg, während wir den Rest des Weges zur Luftschleuse emporstiegen und dann den Korridor entlanggingen.
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie beide sind«, begann sie wieder. »Sie sind Geheimagenten. Die Art und Weise, wie Sie Fragen ausweichen, zeigt, daß Sie daran gewöhnt sein müssen.«
    »Ich möchte Ihnen nicht widersprechen«, sagte ich friedfertig.
    Wenige Minuten später – der Korridor war lang und eng und das Gehen mühsam – sagte sie hinter mir mit Nachdruck: »Sie sind Joe Dell, und sie ist Ellen Dell.«
    »Also damit wäre ja die Sache geklärt«, sagte ich. »Wir müssen also verheiratet sein.«
    »Sie erzählen wohl nie etwas von sich aus?«
    Ich wandte mich halb zurück und blickte sie tadelnd an. »Haben Sie denn vorhin nicht zugehört? Ich habe Ihnen von den Raketen und von der Sardonia erzählt.«
    »Was ich, auch vom Steward hätte erfahren können. Was er aber mir nicht sagen kann, ist, ob Sie Ellen lieben.«
    »Hm, das ist also schon der zweite, der es nicht kann«, sagte ich ungerührt.
    »Sie wollen bloß nicht.«
    Wir hatten inzwischen Ellen fast eingeholt, und sie blieb bei diesen Worten stehen, um auf uns zu warten.
    »Was will er nicht?« fragte sie.
    Ich stand zwischen den beiden, deshalb konnten sie einander kaum sehen. Korridore auf Raumschiffen muß man gehen, um an ihre Existenz glauben zu können. Wenn Ellen und Shirley sich aneinander vorbeiquetschen wollten, dann würde das vielleicht gehen, aber auch nur auf Kosten von Knöpfen und Tränen und blauen Flecken, und das ist keine Übertreibung. Für mich, wenn ich an jemand vorbeikommen wollte, gab es nur eine Lösung. Ich mußte über ihn hinwegsteigen.
    Shirley hüllte sich in Schweigen. Sie war zwar bereit, mir indiskrete Fragen zu stellen, aber nicht Ellen. Nicht diese Art von Fragen.
    »Das ist ja egal«, sagte ich, »da es feststeht, daß ich nun mal nicht will.«
    Für den Augenblick ließ Ellen sich mit dieser Antwort abspeisen. Sie hatte unsere kleine Kabine gefunden.
    »Deine liegt um die Ecke, Shirley«, sagte sie. »Komm, ich werde dir zeigen, wie alles funktioniert.«
    Ich trat unter die Tür der Kabine, um den Weg freizugeben, und Shirley ging an mir vorbei. Sie warf mir einen letzten, verwirrten und suchenden Blick zu.
    BIS man sich an die Routine in einem Raumschiff gewöhnt hat, passiert immerzu das gleiche. Ellen servierte mir dieselben alten Nörgeleien, nur in anderen Worten. Diesmal fragte sie ironisch, warum man unsere Ernährung nicht auf kondensierte Milch und Hartbrot beschränkte, um wirklich sicher zu gehen, daß wir auch verhungerten; bemerkte, daß sie sich in Erwartung des Zusammenstoßes schon immer vor dem Aufrichten im Bett den Kopf rieb; sagte, sie wüßte jetzt, warum Raummädchen auf Magazinbildern immer so hautenge Hosen trügen, mit einer anderen an den Beinen würde es ihnen nicht gelingen, sich durch die Türen eines Raumschiffes zu quetschen; schlugvor, daß wir irgendein Übereinkommen treffen sollten, wonach sie einatmete, wenn ich ausatmete. Shirley, für die alles neu war, nahm diese Unbequemlichkeiten als gegeben hin – das heißt, sie stellte überrascht fest, wie wenig Platz ihr zur Verfügung stand, paßte sich den veränderten Umständen an und vergaß das Ganze. Sie dachte einfach nicht weiter darüber nach.
    Als wir in der zweiten Fährrakete saßen, die uns zur Sardonia bringen würde, fragte ich Ellen: »Wieviel weiß Shirley eigentlich?«
    Ihr war ausnahmsweise nicht nach ihrem

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