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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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– Shirley einbegriffen, selbst wenn sie wüßte, was wir wußten. Selbstmord ist nie die Antwort auf ein Problem, allerhöchstens ein Kompromiß.
    Wir blickten uns nun nicht etwa nur schweigend und bedrückt an. Nein, wir unterhielten uns angeregt, gerieten dabei in Eifer, dramatisierten das, was uns erwartete. Das heißt; eigentlich war es Ellen, die die Unterhaltung bestritt – besonders jetzt, wo sie gezwungen war, wieder an dem Interesse zu nehmen, was sich um sie herum tat. Shirley sprach nie sehr viel, und ich – nun, ich höre lieber zu. Außerdem war es nicht so sehr Ellens Problem als Shirleys und meines, und oft sind ja die Leute, die sich über eine Sache am meisten den Mund zerreden, diejenigen, denen sie am wenigsten angeht.
     

     
    Ich gehöre zu jener Sorte von Menschen, die sich einer Art von alter ego rühmen können, das in der Hauptsache passiv und nur mäßig interessiert die Vorgänge um sich herum beobachtet und registriert, sie durch das Filter alter Erinnerungen passiert und die Gegenwart im Lichte des Vergangenen zu beurteilen pflegt. Es war aus diesem Grunde heraus für mich ein Leichtes, unser ganzes Verhältnis zu Shirley von seinem Anfang auf der Erde bis zu diesem vorläufigen Ende hier kurz vor Lotrin im Geiste noch einmal durchzugehen – während Ellen redete und redete …
    SIE hatte uns erwartet, deshalb hatten wir keine Gelegenheit, sie vorher erst einmal unbeobachtet in Augenschein zu nehmen. Unterwegs – auf dem Weg zu ihr – zeigte sich Ellen, wie üblich, von ihrer gereizten Seite. Und da sie Ellen war, machte sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie steuerte. Ihre Augen wichen nicht von der Straße ab. Aber hier und da warf sie mir eine Randbemerkung hin, die mich, was ihre Ansichten und Gedanken über die Lage betraf, auf dem laufenden hielt.
    »Was glaubt TK, was wir sind? Laufburschen?« murmelte sie.
    »Jeder andere hätte das genausogut erledigen können«, grollte sie.
    »Noch nie haben wir einen Auftrag bekommen, der mir unsympathischer war wie der hier«, beklagte sie sich.
    In diesem Punkt wenigstens stimmte ich ihr aus vollem Herzen zu.
    Wir waren beide Agenten von Terrakontrolle, und wir waren dabei, einen Auftrag auszuführen. An sich ein simpler und ziemlich langweiliger Auftrag, was Ellen mit »Laufburschen« sagen wollte. Aber hinter diesem Auftrag verbargen sich mehr als nur Langeweile und Einfachheit. O nein, viel mehr. Das Scheußlichste war, daß wir genau wußten, was sich noch sonst alles dahinter verbarg. Früher hatte man uns gelegentlich mit versiegelter Order losgeschickt, um dies und das für Terrakontrolle zu erledigen; und das hatte uns gar nicht behagt. Schließlich möchte man wissen, was man tut. Jetzt wußten wir es, und es behagte uns noch viel weniger.
    »Schließlich gibt es doch wichtigere Dinge für uns, als ein besseres Schulmädchen nach Lotrin zu eskortieren«, grollte sie weiter.
    Ich zitierte ironisch einige Worte des letzten Leitartikels. »Aber was für ein Mädchen! Was für ein Leben sie führen wird! Was für Erinnerungen sie eines Tages niederschreiben kann!
    »Spar’ dir das für das große galaktische Publikum«, fuhr mich Ellen an. »Was ist das Mädchen schon besonderes. Ausgewählt, weil sie eben gewöhnlich ist, normal, typisch, eben ein Durchschnittstyp.«
    Sie hielt vor dem kleinstädtischen Haus, in dem die zukünftige First Lady von Lotrin residierte. Auf ihre übliche Art. Das heißt; alle vier Räder blockierten gleichzeitig und kamen schlitternd zum Stehen. Sie wartete gar nicht erst auf mich, sondern war schon draußen und eilte mit großen Schritten den mit Kies bestreuten Gartenpfad entlang, während der Wagen immer noch auf- und niederfederte.
    Wir glaubten zuerst, daß niemand zu Hause wäre, und Ellen sagte schon etwas Höhnisches von wegen kalten Füßen holen. Als wir dann aber um das Haus herumgingen zur hinteren Terrasse, sahen wir das Mädchen. Es lag in einem Gartenstuhl und las in einem Buch und tat so, als hätte sie unsere Ankunft gar nicht bemerkt. Sie trug einen zweiteiligen Luftanzug.
    »Nur um uns zu beweisen, daß sie das alles nicht kümmert«, sagt Ellen.
    Diesmal schien Ellen recht zu haben. Shirley Judson – wir hatten Photos von ihr gesehen und wußten deshalb, daß es das richtige Mädchen war – sah gut aus. Dort, wo sie nur anziehend, aber nicht schön war, das waren die Stellen, wo das augenblickliche Schönheitsideal von der Norm abwich. Aber wir wollen uns nichts

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