Galaxis Science Fiction Bd. 14
Degradierung gleichkommt, dann vergessen Sie nicht hinzuzufügen, daß ihm damit nicht mehr als Recht geschieht. Denn im gewissen Sinne hat uns Pluto alle arg enttäuscht und die Vorschußlorbeeren, die er als Planet X so überreichlich geerntet hatte, wahrlich nicht verdient.
Doch Scherz beiseite: Schon kurz nach seiner Entdeckung durch Clyde W. Tombaugh im Jahre 1930 häuften sich die Fragen und Zweifel, ob man mit Pluto nun wirklich jenen sagenhaften Planeten X gefunden hatte, nach dem Percival Lowell und viele andere Astronomen so lange gesucht hatten. War wirklich der Pluto für jene Störungen in den Bahnen des Neptun und Uranus verantwortlich, auf Grund derer man überhaupt erst auf die Existenz eines Trans-Neptuns geschlossen hatte? Und war seine Entdeckung nach Jahren mühseliger und angestrengter Sucharbeit vielleicht nur einem Zufall zuzuschreiben? Bestand die Möglichkeit, daß der Planet X, den Lowell und andere Astronomen vorausgesagt hatten, immer noch auf seine Entdeckung wartete?
FÜR einen Astronomen klingt die Behauptung, daß man nach dem einen Himmelskörper sucht und dafür einen andern findet, nicht so unglaublich. Einer der kleineren Jupitermonde wurde auf genau diese Art gefunden, und es ist wiederholt vorgekommen, daß ein Astronom einen bestimmten Asteroiden überprüfte, nur um nach einer Weile festzustellen, daß er in Wahrheit einen noch unbekannten vor sich hatte.
Ja, daß so etwas sich nicht nur in dem überfüllten Asteroiden-Gürtel zutragen kann, zeigt ein berühmtes Beispiel, das vielleicht hier am Rande erwähnt werden kann und in dem eine transatlantische Kabeldepesche eine entscheidende Rolle spielt. Man hatte damals auf einer europäischen Sternwarte einen neuen Kometen entdeckt – kein so seltenes Vorkommnis, wenn man an teleskopische Kometen denkt – und wollte sich diese Entdeckung von einem amerikanischen Observatorium bestätigen lassen. Die nötigen Informationen, hauptsächlich die Positionsangaben, wurden also der Lick-Sternwarte in Amerika gekabelt.
Der Telegraphenbeamte war fahrlässig und verstümmelte die Zahlenangaben, was das Lick-Observatorium natürlich nicht ahnen konnte. Jedenfalls richteten die Amerikaner ihr Fernrohr auf das angegebene Himmelsgebiet und sahen auch in nächster Nähe der gekabelten Position einen neuen unbekannten Kometen.
Nur war es ein zweiter unbekannter – nicht der, den man in Europa entdeckt hatte.
DOCH wieder zurück zum Pluto. In astronomischen Kreisen hat sich die Meinung eingebürgert, daß die Entdeckung des Pluto mit der Entdeckung des Uranus durch Sir William Herrschel am 13. März 1781 ihren Anfang nahm, was in dem Sinne verstanden werden soll, daß die Entdeckung des Uranus zeigte, daß es noch weitere Planeten jenseits der Saturnbahn gab, die man viele Jahrhunderte lang als äußerste Grenze des Sonnensystems betrachtet hatte. Ansonsten gab es einige Unterschiede.
Als Herrschel den Uranus fand, hatte er nicht nach einem neuen Planeten Ausschau gehalten. Kein Mensch argwöhnte damals das Vorhandensein eines Trans-Saturns, keine theoretischen Überlegungen verlangten nach seiner Existenz. Herrschel stöberte ihn ganz zufällig auf und glaubte sogar eine Zeitlang, nur einen neuen Kometen gefunden zu haben. Als schließlich feststand, daß man es hier nicht mit einem Kometen, sondern mit einem ausgewachsenen Planeten zu tun hatte, konnte man ihn auf einer ganzen Anzahl Sternkarten – insgesamt siebzehn Stück – ebenfalls feststellen, wo er von nichtsahnenden Beobachtern als Fixstern eingetragen worden war.
Alexis Bouvard in Paris nahm diese alten Beobachtungsdaten und alle neuen nach Herrschels Entdeckung zu Hilfe, als er Tabellen der Planetenbewegungen von Jupiter, Saturn und Uranus aufstellte. Was Jupiter und Saturn betraf, so stimmten die errechneten Daten und die tatsächlich beobachteten Positionen dieser Himmelskörper überein. Beim Uranus jedoch ergaben sich Differenzen.
Ein Ausweg aus diesen Schwierigkeiten bot sich in der Erklärung, daß die alten Beobachtungsdaten nicht verläßlich genug waren – obwohl kein Grund vorhanden schien, die Fähigkeiten gewissenhafter Astronomen noch nachträglich anzuzweifeln – und sie unberücksichtigt zu lassen. Neue Tabellen wurden aufgestellt, diesmal nur mit Material aus der Zeit nach Herrschels Entdeckung.
Wenige Jahre später mußte man sich eingestehen, daß auch diese Tabellen nicht korrekt zu sein schienen. Im Jahre 1834 schrieb der Amateurastronom Reverend T.
Weitere Kostenlose Bücher