Galaxis Science Fiction Bd. 15
half ihm beim Ankleiden und zog ihn mit sich hinaus in den Korridor.
Sally trat ihnen in den Weg, als sie Big Noodles Kammer betreten wollten. »Er wird es nicht tun!« schrie sie. »Er hat Angst vor mir, und ich hab’ ihm gesagt, er darf es nicht. Haben Sie verstanden?«
BIG NOODLE lag zusammengesunken in seinem überdimensionierten Stuhl. Er hob schwerfällig seinen massigen Kopf, als Curt auf ihn zutrat. »Was wollen Sie?« murmelte er. »Was ist mit ihr los?« Er zeigte auf Pats leblose Gestalt. »Ohnmächtig oder sowas?«
»Reynolds hat sie umgebracht!« schrillte Sally und tanzte dabei um Curt und seinen Sohn. »Und er bringt auch Mr. Purcell um. Er bringt jeden um, der sich uns in den Weg stellt.«
Big Noodles fleischiges Gesicht verdunkelte sich. Seine stoppeligen Hängebacken zeigten ein fleckiges Rot. »Was ist los, Curt?« murmelte er.
»Das Korps übernimmt die Regierung«, antwortete Curt.
»Sie haben dein Mädchen umgebracht?«
»Ja.«
Big Noodle richtete sich mühsam zu einer sitzenden Stellung auf und beugte sich vor. »Reynolds ist hinter dir her?«
»Ja.«
Big Noodle leckte sich unschlüssig seine dicken Lippen. »Wo willst du hin?« fragte er heiser. »Ich kann dich hier wegbringen, vielleicht zur Erde. Oder…«
Sally gestikulierte mit ihren Händen. Ein Teil von Big Noodles Stuhl zitterte und wurde lebendig. Die Armlehnen krümmten sich und preßten sich in seinen schwabbeligen Bauch. Er rülpste und schloß die Augen.
»Es wird dir noch leid tun!« schrie Sally in einem schrillen Singsang. »Ich kann fürchterliche Sachen mit dir machen.«
»Ich möchte nicht zur Erde«, sagte Curt. Er hob Pats Körper auf und winkte Tim, neben ihn zu treten. »Ich möchte nach Proxima IV.«
Big Noodle versuchte zu einem Entschluß zu kommen. Draußen vor der Kammer versammelten sich unentschlossen und zögernd einige Angestellte der Schule und ein paar Angehörige des Korps. Ein Durcheinander von Lärm und Ungewißheit erfüllte die Korridore.
Sallys schrille Rufe übertönten alles, während sie versuchte, Big Noodles Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Du weißt, was ich tun werde. Du weißt, was mit dir passiert!«
Big Noodle war zu einem Entschluß gekommen. Bevor er sich jedoch Curt zuwandte, unternahm er noch einen letzten fruchtlosen Versuch, Sally loszuwerden; eine Tonne geschmolzenen Kunststoffs aus irgendeiner terranischen Fabrik stürzte auf sie herab und begrub sie unter sich. Nur noch einer ihrer Anne ragte in einem unmöglichen Winkel daraus hervor, ihr entsetzter Schrei hing in der Luft.
Big Noodle hatte gehandelt, aber der Zauberfluch, den ihm das sterbende Mädchen entgegengeschleudert hatte, tat seine Wirkung. Während Curt schon den merkwürdigen kleinen Schock der Raumtransformation verspürte, erhaschte er einen letzten Blick auf Big Noodles Qualen. Er hatte nie genau gewußt, mit welcher Drohung Sally den fetten Idioten in Schach gehalten hatte. Jetzt sah er es und verstand, warum Big Noodle gezögert hatte. Ein schriller, klagender Laut löste sich aus Big Noodles Kehle, während die Kammer allmählich verblaßte. Big Noodles Gestalt veränderte sich und floß auseinander.
Curt sah plötzlich, wieviel Mut doch in diesem Fettklumpen enthalten gewesen war. Big Noodle hatte die Gefahr gekannt, in der er schwebte, hatte sich trotzdem auf sie eingelassen und – mehr oder weniger – die Konsequenzen auf sich genommen.
Sein riesiger Körper hatte sich in einen Haufen kriechender Spinnen verwandelt. Was bis vor einen Augenblick Big Noodle gewesen war, war jetzt eine haarige, durcheinanderwimmelnde Masse von Tausenden von Spinnen, Spinnen ohne Zahl, die herunterfielen, wieder hochkletterten, sich zu Klumpen ballten und wieder trennten und wieder zusammenballten.
Und dann war die Kammer verschwunden. Er war angelangt.
ES war früher Nachmittag. Eine Weile lag er da und rührte sich nicht, halb begraben in einem Gewirr von Schlingpflanzen und Buschwerk. Insekten summten um ihn herum auf der Suche nach Feuchtigkeit in den faul riechenden Blumen. Der rotgefärbte Himmel war eine Glocke aus glastender Hitze. Irgendwo in der Ferne klagte ein Tier.
Neben ihm bewegte sich sein Sohn. Der Junge stand auf, wanderte eine Weile ziellos herum und trat schließlich neben seinen Vater.
Curt richtete sich auf. Seine Kleider waren zerrissen. Blut sickerte über eine Wange in seinen Mund. Er schüttelte sich und schaute dann um sich.
Pats Körper lag nur wenige Meter zur Seite. Eine
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