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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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erklären?«
    »Das ist nicht unmöglich. Die Symbole sind der Natur abgesehen. Die Form ihrer Monde, die vier Fußabdrücke eines Tieres, der Umriß eines Berges.«
    Fasziniert von der neuen Phase des Tanzes starrten wir zu den Eingeborenen hinüber, die jetzt in wilde, scheinbar regellose Zuckungen verfallen waren. Ihre Köpfe pendelten rhythmisch von Seite zu Seite, ihre Arme schossen hin und her wie die Kolben einer Maschine, ihre Körper wirbelten – schneller und langsamer werdend – im Kreise, und jeder kopierte die Bewegungen seines Nachbarn. Der Tanz wurde präzise ausgeführt, und doch schien ihm ein unbestimmter Mißklang beigemischt zu sein. Es dauerte nicht lange, und das Schauspiel wechselte über in wieder eine neue Phase.
    In der Mitte hatte sich ein hochgewachsener Mann aufgestellt. Die Arme hielt er über der Brust verschränkt, und sein Körper war in ein gleichmäßiges Licht gehüllt. Wohl ein Dutzend Männer und Frauen tanzten im Kreise um ihn herum, während sie sich gleichzeitig in Paaren umeinander drehten.
    Das Summen im Hintergrund steigerte sich. Leidenschaft lag darin und eine wilde Kühnheit, und die Tänzer wirbelten immer wilder über die Lichtung. Verglichen mit dem reglos dastehenden Mann schimmerten ihre Körper in einem nur sehr matten Licht.
    »Ron«, flüsterte Sharp aufgeregt. »Das beweist, daß sie geselliger sind, als wir gedacht haben. Vielleicht ist unsere Arbeit doch nicht so schwierig.«
     

     
    EIN junges Mädchen – immer noch wirbelnd – glitt hinweg von ihrem Partner auf einem Bogen, der sie zu dem sich am nächsten befindlichen Paar der sich drehenden Tänzer brachte. Die Musik wurde jetzt aufgeregter. So, als würden sie unausweichlich in den Strudel des Frohlockens gezogen, bildete sich am anderen Ende der Lichtung ein zweiter Kreis, der sich ebenfalls um eine Zentralfigur drehte.
    Die Bewegungen der Tänzer, ihr Kreisen und Wirbeln, waren voll Grazie und Schönheit. Und doch war es der Tanz von Primitiven, die keine Sprache kannten.
    Wieder verließ das Mädchen ihren Platz und tänzelte über die Lichtung zu der zweiten Gruppe hinüber, mit der sie verschmolz. Weitere Zuschauer schlossen sich den Tänzern an. Andere bildeten neue Feuerräder, bis keiner der Zuschauer mehr übrig blieb.
    Sharp fluchte plötzlich und bückte sich. Er richtete sich auf und fuchtelte mit einem Kleidungsstück. Erst dann wurde uns bewußt, daß die Eingeborenen ihre synthetische Kleidung beiseite geworfen hatten.
    Sharps Gesicht spannte sich – der Buchstabe des Handbuches war verletzt worden. Man hatte den Eingeborenen Kleider gegeben und ihnen gezeigt, wie man sie anlegen mußte, und jetzt trugen sie sie nicht mehr. Das war ein unverzeihliches Vergehen.
    Mit einem ärgerlichen Ruf stürzte er sich auf den Tanzplatz.
    Die Tänzer erstarrten in ihren Positionen. Ihr inartikulierter Gesang erstarb. Das schimmernde Licht, das ihre Körper eingehüllt hatte, flackerte, verblaßte, erlosch, und die freundliche Lichtung verwandelte sich in ein düsteres Gehölz, das nur noch von dem armseligen schwachen Licht der beiden Monde erhellt wurde. Es war, als hätte man eine wunderschöne Symphonie mitten in ihrer Aufführung unterbrochen.
    Sharp zog seinen Mehrzweckrevolver und stellte ihn auf kleinste Leistung ein. Dann bestrich er die nächsten der Tänzer mit seinen Neuro-Agitans-Impulsen.
    Er warf die Kleidungsstücke in die Luft, und sie flatterten herunter und fielen auf die nackte Haut der Tänzer.
    »Anziehen!« befahl er, schwenkte seine Waffe noch einmal über die sich krümmenden Eingeborenen und steckte sie dann mit einer zornigen Bewegung zurück in den Halfter.
    Ein kleiner Junge bückte sich und rannte blindlings in das Unterholz. Ich wartete auf sein Schreien, wenn die Dornen sein Fleisch zerreißen würden.
    Demütig – oder war es eher mit einer fast unmerklichen Note der Nachsicht – begannen die Eingeborenen, ihre Kleider anzulegen.
    Sharp kehrte zu uns zurück. »Bin ganz froh, daß sie über die Stränge geschlagen haben«, erklärte er. »Das Buch sagt, man soll keine Gelegenheit ungenutzt vorübergehen lassen, um seine Autorität zu zeigen. Walker, suchen Sie sich einen für Ihren Bio-Test.«
    Dann machte er sich auf den Rückweg zum Schiff.
    Ich ging nach dem Jungen schauen, der sich in das dornige Gestrüpp gestürzt hatte.
    Ich fand ihn gegen einen Baum gepreßt. Er schreckte nicht vor mir zurück, wie ich erwartet hatte, als ich niederkniete, um seine Wunden

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