Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
Entdeckung neuer Planeten, die überprüft und dann in die Föderation eingegliedert werden müssen, nimmt kein Ende. Deshalb sind wir immer dankbar, wenn wir in dem Leben der Eingeborenen auf einen Aspekt stoßen, der vorher übersehen wurde – besonders wenn Aussicht besteht, daß er unsere Arbeit erleichtern und weniger grausam und mehr erfolgreich gestalten könnte.
    Das war auch der Grund, warum wir an dem Tanz so interessiert waren, den wir in der ersten Nacht nach unserer Ankunft beobachten konnten.
    Walker und ich begleiten den Kommandanten auf seinem Kontrollgang um das Schiff. Walker war gerade dabei, die Reaktion der Eingeborenen auf die Ausgabe der Kleidungsstücke zu beschreiben, als wir ein bleiches, matt schimmerndes Licht entdeckten, das durch die Bäume sickerte.
    Sharp bemerkte es als erster und machte uns darauf aufmerksam. »Was meinen Sie, was das ist?« sagte er.
    »Vielleicht hat Primärerkundung sich geirrt?« erwiderte Walker. »Vielleicht haben sie doch Feuer?«
    »Hm, dann werden wir sie neu einstufen müssen«, sagte Sharp. Er lächelte erfreut und beschleunigte seine Schritte. »Das könnte bedeuten, daß wir unser Pensum in einer kürzeren als der uns zugeteilten Zeit erfüllen können.«
    Während wir tiefer in das Dickicht eindrangen, wurde der Lichtschein immer heller, war bald so hell wie das Licht der beiden Monde und ihr schimmernder Widerschein auf fernen schneebedeckten Gipfeln.
    Sharp fluchte plötzlich leise auf und schlenkerte seine Hand. »Verdammte Dornen – spitz wie Nadeln.« Er saugte an seinen Handrücken.
    Eine weiche Melodie klang unvermutet hinter dem Buschwerk auf, in jener Richtung, aus der der zitternde Lichtschein kam.
    Sie erinnerte an das ferne Rauschen einer ruhelosen See – wohl an die hundert Stimmen hatten sich zu der Melodie einer seltsamen Süße vereinigt – manche davon murmelten rauh, andere summten schriller in höheren Lagen, und gelegentlich kam ein Trillern. Der wortlose Gesang war von einer idyllischen Einfachheit. Es war, als ob die Sänger in dieses eine Lied ihre ganze Seele verströmen wollten.
    »Mein Gott«, flüsterte Walker. »Habt ihr schon mal so was gehört?«
    Sharp knurrte und schlich sich vorwärts zu einer Stelle, wo das Unterholz dünner wurde. Wir gesellten uns zu ihm und starrten hinaus in die Lichtung.
    ES waren die Eingeborenen – zwanzig oder dreißig standen in der Mitte, die übrigen saßen im Kreis darum herum. Und das Licht – dieses schimmernde Glühen und Funkeln – kam von den Körpern der kleinen Gruppe!
    Es war eine geisterhafte blaugrüne Aura, die über ihr Fleisch lief wie das Meeresleuchten im Kielwasser eines Schiffes.
    Sharp packte Walkers Arm. »Hat Primärerkundung etwas von Glühwürmchen-Eingeborenen verlauten lassen?« fragte er ungläubig.
    »Kein Wort«, versicherte ihm der Chemiker.
    »Ich verlange eine genaue Erklärung. Besorgen Sie sich einen und lassen Sie ihn nach allen Regeln der Kunst untersuchen. Nehmen Sie Ihren besten Mann dafür her.«
    Nach und nach hatte, während Sharp mit Walker sprach, der wortlose Gesang sein Motiv gewechselt. Er war heiterer geworden, ein Trällern, das an Begriffe wie Hoffnung und Sehnsucht denken ließ – die Geburt eines Entschlusses, die Morgendämmerung der Würde. Und aus den Tiefen der Stimmen schwang ein Unterton des Stolzes.
    Und dann begann der Tanz. Eng zusammengedrückt verschmolzen die einzelnen Körper zu einem formlosen Klumpen. Der phosphoreszierende Lichtschein, der sie eingehüllt hatte, erlosch. Die gemurmelte Melodie stieg an, während ein einzelner Arm sich erhob und hin und her wogte. Funkelndes Licht züngelte über sein Fleisch wie Feuer. Andere Arme streckten sich nach oben und schlossen sich der wellenförmigen Bewegung an. Sie schwankten wie Schilf unter dem Ansturm des Windes. Schneller wurde jetzt das Tempo des Begleitgesanges. Arme reckten sich noch höher, und gespenstisch schimmernde Körper stiegen und fielen unter ihnen. Die Tonfolge endete mit einer Note zögernden Triumphes, während das biologische Licht hell aufstrahlte – und erlosch. Doch das Summen setzte von neuem ein, und die Tänzer, denen sich jetzt andere hinzugesellt hatten, formierten sich in drei Gruppen.
    Sharp berührte meine Schulter. »Schauen Sie. Sie haben ein Quadrat, ein Dreieck und einen Kreis gebildet. Sie stehen auf der niedrigsten Entwicklungsstufe, haben nicht einmal eine Sprache, und doch kennen sie geometrische Symbole. Wie läßt sich das

Weitere Kostenlose Bücher