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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ist für ihr erstes Interview. Dann werden wir vielleicht auch erfahren können, warum sie wie Glühwürmchen leuchten und ihre Wunden so schnell heilen.«
    »Die Erklärung mag vielleicht in Begriffen zu suchen sein, die außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegen. Wie können sie diese Begriffe in für uns verständlichen Worten ausdrücken, wenn wir ihnen nicht eine Sprache zur Verfügung stellen können, die diese Worte und Begriffe von vornherein beinhaltet?«
    Er tat meinen Einwurf mit einer Handbewegung ab. »Wie dem auch sei, wir werden uns jedenfalls mit dem Mädchen so schnell wie möglich unterhalten. Bereiten Sie alles vor, daß wir morgen früh mit dem ersten Verhör beginnen können.«
    »Aber wir können die Behandlung nicht beschleunigen, ohne einen geistigen Zusammenbruch zu riskieren. Sogar die begabtesten Angehörigen einer B-Klasse brauchen wenigstens eine Woche.«
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich eigensinnig. »Erstes Verhör morgen vormittag. Am frühen Vormittag.«
    »Aber…«
    »Wenn es zu Komplikationen kommt, was ich bezweifle, dann lassen Sie die meine Sorge sein. Das Verhör ist ein Befehl, Ron.«
    Nun ja, er hatte schließlich das Handbuch auf seiner Seite, und er war auf Beförderung aus. Außerdem konnte er mich wie jeden anderen an Bord wegen Gehorsamsverweigerung belangen. Und schließlich mußte ich an meine eigene Zukunft im Korps denken.
    Gerade, als ich kehrtmachte, um zu gehen, schlug auf der Türschwelle einer der Aufseher seine Hacken zusammen und salutierte. »Sir, Leutnant Hallman läßt melden, daß die Eingeborenen nicht essen.«
    »Richten Sie dem Leutnant aus«, sagte Sharp, »daß, wenn ihnen unser Essen nicht schmeckt, er sie ihre eigene Nahrung suchen lassen soll – in den Arbeitspausen, wohlverstanden.«
    »Sie haben mich mißverstanden, Captain. Es ist nicht so, daß sie nicht essen wollen. Sie essen einfach nicht – überhaupt nicht.«
    »Unsinn!«
    »Wir haben gerade die dritte Inspektion des umliegenden Landstrichs hinter uns. Soweit wir sehen können, rühren die Eingeborenen niemals irgendwelche Nahrung an.«
    MIT bekümmerten Augen starrte ich hinunter auf Lola, die immer noch regungslos unter dem Wort-Kaskaden-Gerät lag, und fragte mich dabei, ob sie sich wohl ihrer Hilflosigkeit bewußt war und meiner Unfähigkeit, das von ihr in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.
    Meine Hand streckte sich nach den Schaltern aus, um die Korrekturen vorzunehmen, die Sharp mir befohlen hatte. Aber ich zögerte und zog sie wieder zurück. Dann versuchte ich mir den Geist des Handbuchs ins Gedächtnis zurückzurufen, indem ich mir sagte, daß sie nur eine von vielen ihrer Rasse war; daß, wenn das Sprach-Überpflanzungs-Experiment mißglückte, immer noch neunundneunzig andere im Testgebiet auf mich warten – und Millionen außerhalb des Gebiets.
    Aber ich sah immer nur ihr Haar, das über das kalte Metall des Tisches züngelte wie Sonnenprotuberanzen gegen die samtene Schwärze des Weltalls; ihr Lächeln, das ihren bedingungslosen Glauben in mich sprechender ausgedrückt hatte, als noch so viele Worte es vermocht hätten.
    Widerwillig erhöhte ich die Zufuhr des Hypno-Anästhetikums und schaltete das Psycho-Kaskaden-Gerät auf drei Viertel seiner Maximalstärke. Sharp würde niemals erfahren, daß ich nicht auf volle Leistung geschaltet hatte. Der einzige Nachteil für uns würde darin liegen, daß sie einen Wortschatz mitbekommen würde, der etwas unter dem Standard-Vokabular lag, der aber für ein erstes Verhör vollauf genügen würde.
    Später, als die Nacht hereingebrochen war, wanderte ich zu der Lichtung, in der Hoffnung, die Eingeborenen wieder bei ihrem Tanz beobachten zu können. Ich wurde nicht enttäuscht.
    Ich stand verborgen hinter einem Baum und betrachtete mit großen Augen das geheimnisvolle Schauspiel der leuchtenden wirbelnden Gestalten. Diesmal allerdings wurde die volle Grazie ihrer Bewegungen teilweise von uneleganter synthetischer Kleidung verhüllt. Und während ich zuschaute, fragte ich mich, was wohl die berühmtesten Choreographen der Föderation dafür geben würden, dieser Aufführung zusehen zu dürfen.Wieder ballte sich die kleine Gruppe zu einem formlosen Haufen, aus dem hin und wieder ein schwankender Arm sich nach oben reckte.
    War es ein symbolischer Ritus? Ein Tanz, in dem sich eine soziale Ordnung ausdrückte, die eine Zivilisation ersetzte, die niemals Gelegenheit bekommen hatte, sich zu voller Blüte zu entfalten?

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