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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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»Lola«, fuhr er vorsichtig fort, »dein Volk besteht aus einfachen Leuten. Sie können nicht einmal reden. Und doch kennen sie ein Rechteck, einen Kreis und ein Dreieck. Wie erklärst du das?«
    Sie gab keine Antwort. »Wißt ihr, wie man in Gruppen zusammenarbeitet?« drängte er weiter.
    »Es besteht kein Grund.«
    »Oder habt ihr euch geeinigt, daß ihr einfach nicht arbeiten wollt – daß ihr uns vortäuscht, so dumm zu sein, daß wir zu der Meinung kommen müssen, ihr könnt es auch nicht lernen?«
    »Wir sind so langsam, weil die Arbeit so hart ist. Wir haben noch nie Häuser gebaut.«
    Ich unterbrach das Gespräch. »Sie arbeiten mit Gedankengängen, auf denen sie Ihnen mit ihrem begrenzten Wortschatz nicht folgen kann.«
    »Zum Teufel damit! Sie weicht mir nur aus, Ron. Gestern hat sie das Schiff nur ein einziges Mal verlassen – als die anderen gerade pausierten. Und doch weiß sie, daß wir ihnen beibringen, wie man eine Hütte baut. Woher kann sie das wissen, wenn sie sich untereinander nicht verständigen?«
    Er packte sie am Handgelenk.
    »Was eigentlich versucht ihr, uns weiszumachen?«
    Sie warf mir einen hilflosen Blick zu. Ich machte Anstalten, dazwischenzutreten.
    »Halten Sie sich heraus, Norton«, warnte er mich.
    Ein Unteroffizier kam hereingestampft und salutierte. »Leutnant Walker läßt fragen, ob Sie unverzüglich ins Labor kommen könnten, Sir.«
    »Was ist jetzt wieder los?« erkundigte sich Sharp verärgert.
    »Wir haben herausgefunden, warum sie keine Kleider tragen brauchen. Der Leutnant sagt, sie sind thermostatisch. Sie können sich auf Kälte oder Hitze einstellen.«
    Sharp ließ Lola Arm los.
    »Verdammt!« murmelte er, während er Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.
    Draußen im Korridor blickte er noch einmal um. »Unteroffizier! Sperren Sie das Mädchen ein, bis ich wieder Zeit für sie finde!«
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob Lola nicht lange eingesperrt bleiben würde.
    DIE Wort-Kaskaden-Geräte mußten wieder neu beschickt werden, deshalb war es schon Spätnachmittag, als ich endlich mein Labor verlassen konnte.
    Draußen im Freien schaute ich aus einiger Entfernung zu, wie Sharp persönlich den Hüttenbau der Eingeborenen überwachte. Aber sie schienen einfach nicht begreifen zu können, wie man einen Balken über den anderen legen mußte.
    Ich ging noch einmal im Geiste ein paar Argumente durch, die zu Lolas Freilassung führen sollten – ein paar triftige Einwände, wie ich glaubte – und wartete auf eine Gelegenheit, sie an den Mann zu bringen.
    Sharp wütete und bellte herum, während er die Hirten mit einem nicht endenwollenden Strom von Befehlen und die Eingeborenen mit seiner Verachtung eindeckte. Ich sah, wie er einem der Männer eine Axt entriß und sie mit einer wilden Gebärde gegen einen Baumstamm führte. Fluchend warf er sie dann dem Eingeborenen wieder zu, doch der Mann fuhr fort, sie genauso tölpelhaft zu gebrauchen wie vorher, indem er mit der Breitseite auf den Baum einschlug.»Jenkins!« brüllte Sharp plötzlich. »Legen Sie eine zweistündige Pause ein und teilen Sie die Männer in Schichten ein. Von jetzt an arbeiten wir die ganzen vierundzwanzig Stunden durch.«
    Er trocknete sich den Schweiß von der Stirn und kam zu mir. Er bot mir eine Zigarette an und schüttelte dabei verzweifelt seinen Kopf. »Noch nie habe ich soviel Scherereien gehabt.«
    »Wegen Lola…«, fing ich an.
    Er hielt mir sein Feuerzeug unter meine Zigarette und zündete sich dann die seine an. »Ich werde ein Sonderkommando anfordern. Mikrobiologen, organische Chemiker, Psychologen, medizinische Techniker – ein komplettes Team. Wir werden diese verdammten Lämmerschwänze in Arbeit nehmen, daß wir am Schluß über sie mehr wissen als über uns.«
    Er hatte vermutlich Visionen, wie seine Beförderung zum regionalen Koordinator in den interstellaren Raum entschwand.
    »John«, sagte ich, »diese Eingeborenen sind – nun, anders als die anderen. Vielleicht würde eine andere Methode…«
    »Wie, beispielsweise, das Mädchen freilassen«, unterbrach er mich sarkastisch, »und sie auf das Hinterteil tätscheln und sie und ihre Familie an den Tisch des Kapitäns einladen, wie?«
    »Können Sie nicht einmal für wenigstens eine Minute das Handbuch vergessen und…«
    »Das ist mein Schiff«, unterbrach er mich scharf, »und ich verlange, daß jeder darauf spurt. So spurt, daß wenn ich einen Untergebenen finde, der bei einer Eingeborenenfrau sentimentale

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