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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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werde ich euch jetzt sofort zu Paulie bringen. Übrigens kommen wir genau durch die Hauptwerkstatt. Dort haben wir die Musik seit Tag eins gerippt, hochgeladen und weiterverteilt. Wollen wir einen kleinen Rundgang machen?«
    »Wenn es auf dem Weg liegt, warum nicht? Aber wir sind etwas in Eile.«
    Die Wand vor uns glitt auf und offenbarte einen langen, niedrigen Raum, in dem Hunderte von altmodischen Plattenspielern und Kassettendecks auf kleinen Schränken standen, alles in der Kastenform und dem Holzimitat der Carter-Ära. Mindestens acht Decapusse drängten sich um jede Komponente, und vielleicht die Hälfte schlief tief und fest.
    »Als wir gleich nach dem Kotter-Moment hierherkamen, genehmigte der Wächterrat einen einzigen Ausflug an die Oberfläche, damit wir uns eine Menge Musik schnappen konnten«, erklärte der Boss, während wir das alles bestaunten. »Damals gab es diesen Disc-O-Mat-Laden in der Haupthalle der Grand Central. Also lösten wir da oben gegen drei Uhr morgens einen kleinen Stromausfall aus und klauten den kompletten Warenbestand. Aber als wir alles hierhergeschafft hatten, erkannten wir, dass wir etwas brauchten, womit wir die ganzen Schallplatten und Musikkassetten abspielen konnten. Und der Stromausfall würde nicht mehr lange anhalten! Also rannten wir noch mal hoch und klauten den kompletten Stereoladen, der diesem Verrückten namens Crazy Eddie gehörte. 57 Erinnert ihr euch an ihn? Egal. Seitdem haben wir hier diese Ausrüstung.«
    »Und das alles funktioniert immer noch?«, staunte Pugwash. Ich war mir sicher, dass er sich fragte, wie viel man auf eBay für so alte HiFi-Geräte bekommen würde.
    »Wahrscheinlich. Aber wen interessiert es? Heutzutage ist all eure Musik digital«, sagte der Boss.
    »Aber hier scheint es immer noch viele Leute zu geben, die … irgendwas mit den Stereoanlagen anstellen«, gab Manda zu bedenken.
    Der Boss warf ihr einen ungläubigen Blick zu. » Irgendwas anstellen? Sie treiben nicht irgendwelchen Unsinn, sondern sie arbeiten!«
    Auf dieses Stichwort hin öffneten mehrere Decapusse in der Nähe die Münder und gaben ein Geräusch von sich, das wie Stahlkrallen klang, die eine Schiefertafel malträtierten. Nach ein paar quälenden Sekunden hörte ich ein paar Worte heraus. Es war von »langem Leben«, »Rentenaufstockung« und »Gewerkschaftsmitgliedschaft« die Rede, begleitet von »He-ho!«-Rufen. Es war ein Arbeiterlied. Das trübste, schrulligste und miserabelste Arbeiterlied, das ich jemals diesseits von Athen gehört hatte.
    »Wie lange ist es also her, seit ihr tatsächlich ein neues Album digitalisieren musstet?«, fragte Pugwash, nachdem die Arbeiter verstummt waren.
    »Ende achtundsiebzig. Im Sommer des Jahres hatten wir den Disc-O-Mat ausgeräumt und bis Dezember alles verarbeitet. 58 Dann saugten wir vielleicht zwanzig Jahre lang Sachen aus dem Radio. Danach stiegen wir auf das Internet um.«
    »Und diese Leute treten immer noch den Dienst an und beziehen ihr Gehalt, obwohl sie hier gar nichts mehr zu tun haben?« Pugwash war geradezu empört (und hatte vielleicht für einen Moment vergessen, dass genau das all die Jahre lang sein Arrangement mit Google gewesen war).
    Der Boss nickte nachdrücklich. »Ich wette, einige von ihnen würden sogar antreten, wenn sie irgendetwas zu tun hätten. Vergiss nicht, dass wir im öffentlichen Dienst sind. Hast du eine ungefähre Vorstellung, wie unsere Zusatzleistungen aussehen?«
    Pugwash erinnerte sich, dass er ein multimeta-interkultureller Relativist war und schaffte es, höflich zu nicken. »Ja, ich verstehe. Es ist sehr bereichernd, mehr darüber zu erfahren, wie … Aliens harte Arbeit definieren.«
    »Aliens?«, hakte der Boss nach. »Das ist so menschlich wie Furzen! Warst du noch nie bei der Straßenverkehrsbehörde?« Inzwischen liefen wir durch den Mittelgang auf eine Tür im Hintergrund der Werkstatt zu.
    »Und wie ist die Bezahlung?«, fragte ich.
    »Ganz gut«, sagte der Boss. »Was nicht heißt, dass es eine angemessene Entschädigung für ein isoliertes Leben auf der Erde wäre, nicht wahr, Jungs?«
    Die drei Decapusse, die nicht schliefen und an der nächsten Werkbank standen, schüttelten lethargisch die Köpfe. »Das Establishment beutet uns aus«, murmelte einer von ihnen.
    »Und es ist erst recht keine Entschädigung für die Knochenarbeit , die wir hier machen – nicht wahr, Jungs?«
    Zwei der Decapusse schüttelten erneut die Köpfe (der dritte war inzwischen eingenickt).
    »Und auch

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