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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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nicht für die gefährlichen tödlichen Gefahren! «, jodelte der Boss fast, im Stil eines Predigers auf einer Erweckungsversammlung.
    Sein Publikum hörte ihm nicht mehr zu. Einer der beiden hatte soeben die Klappe eines Kassettendecks geöffnet, und der andere war damit beschäftigt, sie wieder zu schließen.
    »Welche Gefahren meinst du?«, fragte Manda.
    »Nun …« Der Boss war für einen Moment ratlos. »Okay«, sagte er dann. »Nehmen wir an, wir würden all diese Plattenspieler dort übereinanderstapeln.« Er wedelte mit sieben seiner Gliedmaßen, als wollte er die Geräte in eine Ecke scheuchen. »Und dann stürzt der Stapel um. Und zwar genau … auf deinen Kopf! « Er schlug sich mit den Gliedmaßen auf den Kopf, der sich für einen kurzen Moment dramatisch eindellte. Ich versuchte es mir vorzustellen, kam aber nicht über die Frage hinaus, wie die Arbeiter die Tatkraft aufbringen wollten, die nötig war, um einen solchen Plattenspielerstapel zu errichten.
    Inzwischen hatten wir die Rückseite der Werkstatt erreicht, wo eine automatische Tür aufglitt. Dahinter breitete sich ein betriebsames Labyrinth aus Tunneln aus. Die größeren waren breit genug, um einem Dutzend Decapussen (oder uns dreien) zu ermöglichen, Schulter an Schulter hindurchzugehen, und sie wurden von Restaurants, Tanzclubs und anderen Veranstaltungsorten gesäumt. All diese Läden waren zur Straße (nennen wir sie einfach mal so) hin offen und in einen sanften goldenen Schimmer getaucht, der mich an Kerzenlicht erinnerte. Nebentunnel zweigten in jedem vorstellbaren Winkel von den größeren ab. Sie waren zu eng, als dass wir sie hätten betreten können (abgesehen von Miauhaus), und sie sahen aus, als würden sie in ruhigere Wohnviertel führen, wo goldenes Licht aus schnuckeligen kleinen Fenstern strömte.
    Das Ganze war so gemütlich wie ein skandinavisches Bergdorf an Heiligabend. Und überall – in den Hauptkorridoren, den Nebentunneln und allen Geschäften – wimmelte es von lebhaften, schnatternden Decapussen. Unsere Gruppe erntete einige neugierige Blicke, als wir sie passierten. Aber die meisten Decapusse waren viel zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um uns allzu viel Aufmerk samkeit schenken zu können. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie irgendeiner von ihnen leblos über einem Kenwood-Tapedeck zusammenbrach. Aber wahrscheinlich hat jeder von uns eine gespaltene Persönlichkeit, wenn es um Arbeit und Freizeit geht.
    Nach ein paar Minuten traten wir in eine große Höhlenkammer. Sie war fast zwanzig Meter hoch und so breit wie ein kleiner öffentlicher Platz. Der Boss zeigte auf ein kastenförmiges Gebäude von der Größe einer Garage genau in der Mitte der Kammer. »Sie sind da drin«, sagte er.
    Als wir uns der Eingangstür des Gebäudes näherten, zeigte ein Passant mit sieben Gliedmaßen auf Manda und gab aufgeregte brabbelnde Laute von sich. Sein Begleiter zog ein Stereoptikon aus einer Art Beuteltierbeutel hervor, hantierte damit und antwortete brabbelnd. Daraufhin hüpften sie aufgeregt auf und ab und klatschten sich mit ihren Gliedmaßen ab. Dann rannten sie wie der Blitz weg.
    Der Boss sah Manda an. »Du bist also eine Sängerin?«, fragte er.
    »Ja, tatsächlich«, sagte sie. »Haben diese Leute … mich erkannt oder so? Ich bin nicht gerade berühmt.«
    »Ich habe nur mitgehört, dass du ein Album auf Merge herausgebracht haben sollst.«
    Manda nickte. Merge war ihr Label. Sie steckten nicht gerade tonnenweise Geld in ihre Künstler, aber sie hatten genug Indie-Credibility, um sich auf dem Markt behaupten zu können.
    »Wir vertreiben alles, was bei Merge erscheint«, sagte der Boss. »Das heißt, dass deine Musik in über vierhundert Milliarden Galaxien bekannt ist. Auch wenn du nicht gerade Arcade Fire bist, hören sich einige von den Jungs hier alles an, was aus der Gegend kommt.«
    »Es wird ziemlich viel Musik in New York produziert«, sagte Manda, die offensichtlich sehr darüber staunte.
    »Nein, ich meine aus dieser Gegend.« Er zeigte mit mehreren Gliedmaßen auf die Stadt genau über uns. »Aus Midtown. Du wohnst in Murray Hill, nicht wahr? Diese Jungs halten ihrem Stadtviertel die Treue. Wie auch immer. Gehen wir rein, damit ihr mit den beiden reden könnt.« Er führte uns zur Tür, die aufklappte, um uns einzulassen.
    Özzÿ hockte nicht weit vom Eingang entfernt an einem kleinen Tisch, der vielleicht zehn Zentimeter hoch aufragte. Darauf schob er sehr vorsichtig ver schiedene

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