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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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Die Mitglieder von Rechtsausschüssen waren außergewöhnlich mächtig, da sie de facto das letzte Wort hatten, wenn es um die endgültige Fassung der Gesetze dieses Landes ging. Andererseits waren sie anonym, überarbeitet und unterbezahlt. Das machte sie unglaublich empfänglich für Beeinflussungen in Form von Streicheleinheiten, Schmeicheleien und die Aussicht auf eine lukrative Karriere nach ihrer Zeit im Staatsdienst. Und niemand ist besser darin, mit diesem System zu arbeiten, als Judy.
    »Und? Wie ist das Leben als Gazillionär?«, fragte ich Del und dachte daran, dass es nur halb gescherzt war.
    Er bedachte mich mit einem ironischen Lächeln. Als er von seinem Leben im Rechtsausschuss genug gehabt hatte, war ihm dieser neue Job von Judy höchstpersönlich vermittelt worden, wo er nun das Zweieinhalbfache seines bisherigen Gehalts verdiente. 61
    Sobald die Musikleute ihre Aktentaschen an sich genommen hatten und gegangen waren, stellte Judy mich dem Senator als aufstrebenden Superstar der Kanzlei vor (was mich trotz allem für einen Moment ganz schwindlig machte) und Manda als ihre ungarische Nichte Mysti, die kein Wort Englisch sprach, sich aber als Performerin in Manhattan recht gut über Wasser halten konnte.
    Der Senator musterte mich mit ernstem und abschätzendem Blick, während er mir die Hand schüttelte. Das war ein ganz besonderer Moment, da er exakt dem Hollywood-Ideal eines silberhaarigen Elder Statesman entsprach. Mit einem Meter fünfundachtzig war er groß, überragte aber nicht all seine Bittsteller. Er war schlank, aber nicht dürr, trug maßgeschneiderte Anzüge und dekorierte sie mit farbenfrohen Krawatten, die kreativ, aber nicht übertrieben gemustert waren. Der einzige seltsame Touch waren die zwangsjackenähnlichen Hemden, die er trug. Sie waren so sehr gestärkt, dass sie nicht einmal in einer Schrottpresse die Form verlieren würden, und sie hatten extralange Kragen, die sich an seinem Hals reiben mussten, wenn er sie zuknöpfte. Man flüstert, dass er sie trägt, weil er die Nase voll von Medienberatern und Betreuern hat, die ihm immer wieder sagen, dass er den Kopf höher halten soll (ein ständiger Refrain in Washington, wo die Minimierung von Körperkontakt eine stadtweite Obsession ist). Und es funktionierte – doch der Preis dafür war, dass es ihm das Aussehen einer erstaunlich karriereorientierten Schildkröte verlieh.
    Nach der Vorstellungsrunde kam Judy sofort zur Sache. »Ob Sie es glauben oder nicht, Senator, aber ich komme heute mit einer Angelegenheit zu Ihnen, die mehr mit Ihrer Arbeit im Geheimdienstausschuss als im Rechtsausschuss zu tun hat.«
    »Wenn das so ist, bin ich ganz Ohr«, sagte Fido. Und damit war er nicht allein, weil ich keine Ahnung hatte, was Judy ihm erzählen wollte, nachdem wir kein Stereoptikon mehr hatten. Als sie den Geheimdienstausschuss erwähnte, machte ich mir Sorgen, sie könnte irgendetwas über eine Verbindung zwischen unserem Lizenzproblem und einer imaginären Bedrohung durch Terroristen aus der Dritten Welt aus dem Ärmel schütteln. Theoretisch wäre das gar keine schlechte Idee, wenn Judy nicht diese seltsame Dyslexie hätte, wenn es um Geografie ging. Außerdem war sie geradezu militant desinteressiert an Entwicklungsländern (und daher absolut uninformiert), da sie als Markt für juristische Dienstleistungen so gut wie keine Rolle für uns spielten.
    »Sir«, begann Judy, »ist Ihnen Abdulistan bekannt? Genauer gesagt die separatistische Provinz Paschtu? Nicht der … Showmaster.«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass keins von beiden wirklich existierte, aber Fido nickte ernst.
    »Dort gibt es eine Verbrecherbande, die meiner Kanzlei sehr gut bekannt ist. Ehemalige Apparatschiks aus der lokalen Sowjet-Partei. Wir haben sie einmal in Dubai verklagt, weil sie CD s raubkopiert hatten, und konnten ein hohes Strafurteil herausholen. Aber dann hauten sie über die Grenze nach Pakistan ab, bevor das Urteil vollstreckt werden konnte.«
    Pakistan und Dubai haben genauso wenig eine gemeinsame Grenze wie Brasilien und Alabama. Und Fido kennt die Region recht gut von seiner Arbeit im Unterausschuss für Terrorismus und Heimatschutz. Aber er nickte einfach nur noch einmal – und ich entspannte mich allmählich. Judy spricht mit so viel Charisma und Autorität, dass sich ihre Zuhörer sogar dann, wenn sie etwas sagt, von dem jeder weiß, dass es falsch ist, leise schämen, weil sie so wenig Ahnung von der Welt haben.
    »Jedenfalls sieht es

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