Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
Microsoft-Office-Pakets. Ich kannte ihn gut. Während er sich angeblich schon vor langer Zeit zur Ruhe gesetzt hatte, war meine Kanzlei – wie auch viele andere Firmen – beim mit Clippy infizierten Betriebssystem Windows XP geblieben, noch viele Jahre über das Ablaufdatum hinaus. Man hatte die Kosten und das Trauma eines Windows- Upgrades so lange wie möglich hinausgezögert. Diese Aktion hatte dann vor achtzehn Monaten endlich begonnen. Aber die Urheberrechtsabteilung stand ziemlich weit unten auf der Prioritätenliste, und mein Upgrade war schon seit Ewigkeiten auf »nächsten Monat« terminiert.
»Okay, schalte zurück.«
Clippy starrte mich leidenschaftslos an.
»Stop. Mach weg. Schalt aus. Benutz wieder das andere Interface. Dieses Glitzerding.«
Während ich das sagte, bewegten sich Clippys Augen erneut hin und her, während er mit einem animierten Schreibstift etwas auf einen Notizblock kritzelte. Eine andere Cartoon-Blase erschien. »Wie es scheint, erstellst du eine Liste. Soll ich sie formatieren?«
Ich verfiel in entsetztes Schweigen. Dann versuchte Manda es noch mal. »Wir möchten diesen Ersatz-Concierge nicht benutzen«, sagte sie klar und deutlich. »Bitte gib uns wieder den vorherigen.«
Clippy starrte uns mit dümmlichem Unverständnis an.
Wir probierten es mit jedem Befehl, jeder Bitte und Drohung, die uns einfiel. Aber wir bekamen den ersten Concierge nicht zurück. Zum Glück funktionierte der Projektormodus dieses Stereoptikons immer noch sehr gut. (»Wenn du den Windows Media Player runterlädst, werfe ich dich vor einen Bus«, warnte Manda ihn.) Aber wir wollten den alten Concierge wiederhaben. Wir hatten tausend Fragen, und Clippy konnte keine davon beantworten.
Oder doch?
»Okay, wir müssen uns also mit Clippy abfinden«, sagte Manda mehr als eine Stunde später. »Aber ich wette, dass irgendwo darunter derselbe Wissensfundus liegt. Wir müssen nur herausfinden, wie wir darauf zugreifen können. Also lass uns nachdenken. Gibt es irgendeine Möglichkeit, nützliche Informationen von Microsoft Office zu gewinnen?«
Das war eine wirklich knifflige Frage. »Nun … es hat ein Hilfemenü, nicht wahr?«
»Das hat es. Aber das ist nur wenig hilfreich, wenn man tatsächlich etwas über Office wissen möchte. Trotzdem geht der Gedanke in die richtige Richtung. Wir müssen die Software nur dazu bringen, Informationen auszuspucken, die nicht die Software selbst betreffen.«
»Hm … sie malt rote Schlangenlinien unter die Wörter, die falsch geschrieben sind.«
Manda nickte langsam. »Richtig. Also muss es ein eingebettetes Wörterbuch geben. Hast du mal einen Stift und Papier für mich?«
Ich holte beides von meinem Schreibtisch und gab es ihr. Sie legte den Zettel genau unter Clippy auf den Couchtisch und schrieb »Rächtschreibung«. Clippy nahm wieder diesen irren Gesichtsausdruck an, und eine rote Schlangenlinie erschien unter dem geschriebenen Wort. Daneben klappte ein kleines Menü auf. Es enthielt vier Korrekturvorschläge, den Befehl »Ignorieren« und noch ein paar andere Optionen.
Manda drückte mit einem Finger auf die richtige Version von »Rechtschreibung«, und im nächsten Moment wurde das Wort korrigiert. Einen Moment lang dachten wir, das Ding hätte tatsächlich die Tinte auf dem Zettel verändert. Doch dann sahen wir, dass es die Korrektur lediglich so projizierte, dass der falsche Buchstabe ausgeblendet wurde. Als nun die richtige Schreibung dargestellt wurde, erschien ein neues Menü. Eine der angezeigten Optionen war »Nachschlagen«. Manda tippte auf diese Stelle, und eine Definition von »Rechtschreibung« erschien.
»Cool«, sagte ich. »Aber ich verstehe nicht ganz, wie …«
Sie schrieb bereits ein neues Wort auf den Zettel: »Wechter«.
»Genial«, sagte ich, als mir klar wurde, was sie damit bezweckte.
Auch das neue Wort wurde mit einer roten Schlangenlinie markiert. Manda wählte die korrekte Schreibung von »Wächter« aus und drückte anschließend wieder auf »Nachschlagen«. Die erste angezeigte Definition lautete »Beschützer«. Die zweite war wesentlich interessanter:
Angehöriger des Wächterrats, des aus fünftausend Wächtern bestehenden höchsten Führungsgremiums des Universums.
»Volltreffer«, flüsterte ich.
Manda bedachte mich mit einem erstaunten Blick. »Wie zum Teufel sind Paulie und Özzÿ darauf gekommen, dass du einer von diesen Leuten sein könntest?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hatte es durch Carlys und
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