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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Wächter ihren Sprung aus dem Fenster bemerkt hatten. Es war lebenden Wesen nicht gegeben, die kalte Perfektion eines Chips zu überlisten. Nicht einmal ihr war das gegeben. Der Impuls eines Apparates war das eine, und die Reaktion eines Menschen war etwas anderes. Die da oben würden kaum auf blinkende Lämpchen reagieren. Und da Menschen bequem waren, würde Zeit vergehen, bis die automatischen Vorrichtungen auf andere Weise Alarm schlugen. Ja‘ana hatte keine Ahnung, nach wie viel Sekunden das geschah. Das war ein unvermeidbarer Schwachpunkt ihres Fluchtplans. Sie musste fort sein, ehe ein menschliches Wesen ihr Fehlen bemerkte. Und sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr blieb.
    Deswegen gestattete sie sich keine Sekunde der Ruhe zwischen den beruhigenden Schatten der Grünanlage. Die gleitenden und lautlosen Tanzschritte trugen sie immer dort durch das Dunkel der nächtlichen Rabatten, wo es am dunkelsten war. Das Lachen und die Musik vom Dach wurden lauter statt leiser, und ihre Ohren fingen das Geräusch auf, als würde es Ja‘ana durch die Büsche verfolgen. Das kommt daher, dass sich der Winkel zwischen mir und den Leuten auf dem Dach verändert, dachte Ja‘ana, es ist völlig normal, dass die Musik deutlicher zu hören ist. Da ist nichts, das mich verfolgt, sagte sich Ja‘ana, und dennoch spürte sie, dass ihr Körper weitere Alarmstoffe in den Blutkreislauf schickte. Genug Adrenalin, um im Dunkeln zu leuchten, hatte ihre Ausbilderin gesagt, und damit eher in Gefahr, bemerkt zu werden. Zwar kannte Ja‘ana die Techniken, um mit einem solchen Überschuss von Kraft und Aufgeregtheit fertig zu werden, aber sie hatte jetzt keine Zeit dafür. Sie musste sich beeilen, und die Schöpfer wussten, dass sie vielleicht nur Minuten hatte, ehe man ihr Fehlen bemerkte.
    Die Grünanlage war durchquert, und nun lag der Vorplatz des Hauptgebäudes vor ihr. Normalerweise war der um diese Zeit vollkommen leer. Heute, da die Veranstaltung oben auf dem Dach die Angestellten und ihre Familien hergelockt hatte, war er mit wild durcheinander stehenden Wagen verstopft. Die Fahrzeuge standen dicht an dicht und waren so bunt, dass es in den Augen wehtat. Die Strahler, die den Parkplatz in gleißende Helligkeit tauchten, brachten schrille Farben zur Geltung. Und merkwürdige Formen. Wegen der strengen Geschwindigkeitsbeschränkungen gab es für die Designer hier keinen Zwang zu stromlinienförmigen Zugeständnissen – jeder Wagen sah anders aus. Flunderflache Gefährte standen neben riesigen Siebenpersonenreisewagen, ausladende und funktionslose Kotflügel wölbten sich, manche Autos bestanden auf den ersten Blick nur aus Glas. Ja‘ana war froh, dass sie die Gelegenheit zur Flucht mitten in der Nacht ergriffen hatte; so musste sie das grelle Licht nicht ertragen, das tagsüber ihre empfindlichen Augen quälte. Ein Grund zur Sorge weniger. Der Anblick der quietschbunten Fahrzeuge im Licht der Strahler allerdings war genauso schlimm wie Sonnenlicht.
    Ja‘ana wandte den Blick von dem Durcheinander ab und analysierte den Platz. Da war nur eine einzige Kamera. Ein rechnergesteuertes Auge, das den Platz systematisch musterte. Lautlose Servomotoren sorgten dafür, dass kein Winkel unbeobachtet blieb. Sehr gut. Ja‘ana überschlug die Bewegungsgeschwindigkeit des Auges, die Größe des Platzes, den Rhythmus der Überwachung, die Höhe der Wagen auf ihrem Weg, ihr Ziel auf der anderen Seite, den kürzesten Weg über die Fahrzeuge hinweg.
    Sie schleuderte ihren Leib in genau dem Augenblick aus den schützenden Schatten, als die Kamera in die andere Richtung zu schwenken begann. In graziösen Tanzschritten lief Ja‘ana zum ersten Wagen. Ein Fuß auf die flache silberne Motorhaube, der andere auf die Windschutzscheibe, ein Schritt auf ein krachgelbes Dach, ein Sprung hinüber zum schwarzen Überrollbügel, zwei Schritte über andere buntlackierte Teile, und zwischen einen bulligen Geländewagen und den angeberischen Heckflügeln einer überlangen Limousine duckte sich Ja‘ana in eine tröstliche Pfütze aus Schatten. Das Auge strich wieder über diesen Teil des Parkplatzes.
    Vier- oder fünfmal startete sie aus Tümpeln der Finsternis heraus über die gewölbten, flachen und zerklüfteten Flächen der geparkten Fahrzeuge, und sie erreichte keuchend und zitternd die andere Seite des Parkplatzes. Da war ein Sonnendach nicht geschlossen gewesen, und sie hätte sich fast ein Bein gebrochen. Ein Wagen mit besonders viel Glas und durchscheinenden

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