Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Krankheit. Jemand, der Staub gegessen hatte. Er hatte rote Flecken auf den Wangen, die sein Gesicht ungesund aussehen ließen. Kurzgeschnittenes rotblondes Haar, helle graue Augen, der Versuch eines Schnurrbartes.
Er blickte angestrengt in die Kamera und sagte: »... wird diese Sendung als Endlosschleife wiederholt, für planetare Empfänger und für Netz-Relaisstationen.«
»Wer, bei den Päpsten, ist denn das?«, fragte Markus.
Bonnie streifte ihn mit einem abwesenden Blick. »Darf ich vorstellen«, sagte sie, »Michael Sanderstorm. Der Student. Der Junge, der dies alles ausgelöst hat, ohne jemals zu wissen, was er tat. Er da hat den Dominostein umgestoßen, den Galdäa so raffiniert aufgestellt hatte. Jetzt hat man ihn von A. L. aus dorthin geschickt, wo alles seinen Anfang nahm.«
Markus klappte den Mund auf und wieder zu. Für einen Moment war er sprachlos. Dafür löste sich Kaddok aus seiner angstgeschüttelten Erstarrung und stand auf, um den schmächtigen Jüngling besser in Augenschein nehmen zu können. Sein Urteil über das Äußere von Michael Sanderstorm bestand in einem kurzen Grunzer. Klar, dass so eine Figur einem Karnesen nicht sonderlich beeindruckend erscheinen konnte.
Und dennoch, dachte Markus, dieser Knabe hat die Goldenen aufgescheucht, das gesamte Netz zwischen den Welten durcheinander gebracht und einem Planeten das verschafft, was man bei flüchtiger Betrachtung Rache nennen könnte. Wehmütig erinnerte sich der Musiker an Taras Worte darüber, dass ein ungelöster Konflikt beendet werden müsse und man nur Sorge trage, dass es zu einem Ende komme, dass man Prozesse beschleunige und gewisse Dinge in Gang setze. Wir treten die Maschine in den Hintern, damit sie läuft, hatte die Konsulin gesagt.
Diese spezielle Maschine, diese Situation im Orbit des Planeten Galdäa lief in eine falsche Richtung. Die Leute in dem Raumfahrzeug der Goldenen hatten offensichtlich bemerkt, was vor sich ging. Die Doppelwespe beschleunigte rasant und verschwand aus der Reichweite der Sensoren. Der Weg auf die andere Seite der Galdäa war für sie das einfachste Mittel, um von der Bildfläche zu verschwinden. Markus zweifelte keine Sekunde daran, dass sie zurückkehren würden.
»Gibt es Hinweise, dass weitere Schiffe durchkommen?«, fragte Bonnie; natürlich dachte sie an die dringend notwendige Verstärkung für die Peregrinus XLIV. Markus schüttelte den Kopf. Keine Unterstützung für das Schiff, das beharrlich Michael Sanderstorms Bild sendete und seine auf Endloswiedergabe geschaltete Ansprache.
Kaddok erweckte mit raschen Griffen seine Konsole zum Leben. Dann entfuhr dem Karnesen ein erstaunter Ausruf.
»Was ist?«, fragte Markus ungeduldig; er zermarterte sich das Hirn, was er tun sollte.
»Wir kriegen eine Menge Daten herein«, sagte Kaddok. »Dieses Schiff ist eine Informationsschleuder. Und es hat eine Menge Kapazität für seine Sendungen. Sowohl über Landau-Modulatoren als auch über Funk.«
»Mich würde interessieren, was das für Daten sind«, sagte Bonnie.
Markus achtete nicht darauf. Ihn fesselte ein völlig anderer Anblick. Die Ankunft der Peregrinus XLIV und ihre beharrlich wiederholten Signale lösten weitere Reaktionen aus – es tat sich Seltsames im Orbit des Planeten. Da aktivierten sich irgendwelche Flugkörper. Der Raum war nicht so verlassen, wie Markus gedacht hatte. Die Umlaufbahnen der vermissten Satelliten waren nicht leer. Winzige Emissionen verrieten die Aktivität von Landau-Modulatoren, Lagestabilisatoren vielleicht. Und auf Kaddoks Konsole war plötzlich die Hölle los. Dienstbare Geister gossen farbige Helligkeit in alle seine Anzeigen. Als wäre ein wildes Tier direkt vor ihm erwacht, rückte der Schwerweltmensch beiseite. Dass in diesem Augenblick ein weiteres Trümmerstück gegen den Rumpf hämmerte und ihn schwingen ließ wie einen überdimensionierten Gong, nahm keiner der drei richtig zur Kenntnis.
Markus nickte Bonnie zu; sie hatte bemerkt, was draußen vor sich ging. Auf dem strategischen Schaubild der Tåström leuchtete ein Licht nach dem anderen auf. Jedes dieser Lichter bezeichnete den Standort von künstlichen Himmelskörpern. Eine Kette von ihnen umschlang den Planeten, und alle Lücken wurden rasch geschlossen.
»Die Relaissatelliten«, sagte Bonnie. »Sie sind tatsächlich dort. Die Dinger sind gar nicht zerstört worden. Nur abgeschaltet und eingemottet. Versteckt.«
»Nun ja«, Markus zuckte die Schultern, »eine Lüge mehr in dieser
Weitere Kostenlose Bücher