Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Geschichte. Ich frage mich, wie viel vom galdäischen Krieg sich außerdem als gelogen herausstellt.«
Die Soldatin starrte fassungslos zu Markus hinüber. »Du weißt nicht, was du sagst«, fauchte sie. »Wenn all unsere Nachrichten über die Vernichtung des Satellitensystems damals falsch waren, dann waren geniale Fälscher am Werk. Und was ist mit dem Rest des Krieges? Auf was, zum Teufel, haben wir damals gefeuert? Was haben wir getroffen? Haben wir etwas getroffen? Woher kamen unsere Erfolgsmeldungen? Für wen haben wir gekämpft? Und gegen wen, bei allen Päpsten?«
Der Musiker spürte, dass die ehemalige Auswahl-Kämpferin seit langer Zeit mit solchen Fragen beschäftigt war. Dieser Zweifel war alt, rostig, aber er tat gerade deswegen weh.
»Das Netz ist wieder da«, grummelte der Karnese erstaunt, blickte hoch und sah die Gesichter des Musikers und der Soldatin. Er schaltete schnell, das musste man ihm lassen. »Ich habe nicht gewusst, dass man das Netz an- und wieder ausknipsen kann«, meinte er.
»Simpel war das bestimmt nicht«, sagte Bonnie. »Das System ist von einem echten Könner programmiert worden. Kannst du feststellen, was all die Satelliten so treiben?«
Kaddok ließ seine Pranken über die Konsole gleiten, als streichele er ein gezähmtes Tier. Eine Flut von Information ergoss sich über seine Bildwände. Mehrere Stimmen zugleich begannen technische Daten zu brummeln, und Zahlenkolonnen marschierten neben kunterbunten Grafiken auf, die Markus und Bonnie nichts sagten.
»Das ist interessant«, erklärte Kaddok. In seiner Stimme lag Triumph. »Die Satelliten haben Galdäa ans Netz angeschlossen. Und umgekehrt. Eine normale Verbindung zum Rest des bewohnten Kosmos. Was hier geschieht, das Netz kann es sehen. Und alle, die zwischen der Rechnerkrätze darin feststecken. Nebenbei beliefern die Satelliten die Oberfläche mit einer Unzahl von komprimierter Information.« Er schüttelte den Kopf. »Die kann ich nicht lesen. Keine Ahnung, was das für eine Verschlüsselung ist. Kommt mir vage bekannt vor.«
»Mir auch«, meinte Bonnie. »Die Kommunikation der galdäischen Schiffe untereinander sah damals ähnlich aus. Niemand an Bord der Armorica hat jemals eine dieser Nachrichten entziffern können. Sie haben es nicht zugegeben. Natürlich nicht.«
»Ich werde eine Nachricht an die Peregrinus schicken«, sagte Markus und sah zu Bonnie hinüber. »Wir sollten sie warnen«, setzte er hin, »für den Fall, dass die Goldenen zurückkommen. Und das tun sie bestimmt.« Dann schickte er das Signal los, das den Standort der Tåström verraten würde, jedem, der in der Nähe war oder über Spione in dieser Gegend verfügte. Das andere Raumfahrzeug antwortete sofort. Michael Sanderstorm war es. Er selbst, keine Aufzeichnung.
»Ich grüße die Verbündeten«, sagte er und lächelte gequält. »Wo steckt ihr? Wir haben keine Ortung der Tåström auf unseren Bildwänden.«
Bonnie griff zu Markus‘ Konsole hinüber und aktivierte die Wiedergabe. Die Peregrinus XLIV bekam nun ein Bild; und was für eins, dachte Bonnie. Das mächtige Häuflein. Ein halb übergeschnappter Musiker und ehemaliger Ycorgan-Junkie, dem eine tote Engambosch Implantate in Hirn und Knochen gesteckt hatte. Eine halb cyborgisierte Auswahl-Verräterin, deren Leben auf Galdäa ein paar ungewöhnliche Haken geschlagen hatte. Und ein Schwerweltmensch, dessen Probleme niemand geschenkt haben wollte. Eine prima Auslese aus allem, was die raumfahrende Menschheit an Bemerkenswertem hervorgebracht hatte. Wie zum Beweis zuckte der Karnese zusammen, als ein rotierendes Trümmerteil einen seltsamen, erratischen Rhythmus auf die Hülle des Schiffs schlug.
»Wir haben uns in den Trümmern der Raumstation versteckt«, sagte Markus und streifte die Soldatin mit einem kalten Blick, als wolle er sein Leben riskieren, ehe Bonnie Wayss jemals wieder die Kontrollen seiner Konsole berühren könnte. Er ist seltsam, dachte Bonnie, und zwar seitdem Maja Majas Implantate aktiviert worden sind. Entschieden seltsam.
»Gute Idee«, lobte Sanderstorm, »ein prima Versteck.«
Aus dem Hintergrund wurde ihm etwas zugerufen, und er schüttelte den Kopf. »Vor wem versteckt ihr euch? Vor den Galdäern? Warum, um aller Päpste willen?«
Markus berichtete in kurzen, knappen Sätzen von den Raumschiffen der Goldenen, von allen beiden: von der Doppelwespe, die die Tåström angegriffen hatte und durch jene galdäische Blitzattacke vernichtet worden war, und von der
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