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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bestechungsgelder benötigt hatte, um dieses Zimmer in der von Marine- und Heeresoffizieren überfüllten Stadt zu bekommen.
    Er klopfte an die Tür und fühlte sich dabei völlig leer an Worten und üblichen Höflichkeitsfloskeln.
    Die Tür öffnete sich, und da stand sie, bewegungslos, eine Hand an der Türkante, als sei sie noch unschlüssig, ob sie ihn einlassen oder die Tür wieder schließen solle.
    »Kommen Sie herein.« Sie beobachtete ihn, wie er an ihr vorbeiging, und ihr Blick wanderte zu seinem Bein, als er zu dem kleinen Fenster hinüberhumpelte und auf die gegenüberliegenden Dächer schaute. »Ich habe schon Tee bestellt. Sie waren sehr schnell. Dabei war ich nicht sicher, ob Sie überhaupt kommen würden. Ob Sie kommen wollten.«
    Bolitho sah sie forschend an, als sie ihm Hut und Mantel abnahm.
    »Es ist schön, Sie zu sehen. Ich habe viel über Sie nachgedacht. Mein Besuch in dem düsteren Haus in London tut mir heute noch leid. Aber ich wünschte so sehr, daß Sie mich besser kennenlernen.« Er versuchte zu lächeln. »Das war, wie wenn man in einem Sturm zu viele Segel setzt. Man kann alles dabei verlieren.«
    Sie schob ihn zu einem Sessel am Kamin. »Ihr Mr. Allday hat mir eine Menge von Ihnen erzählt. Wenn es das gibt, daß ein Mann seinen Herrn liebt, so ist Allday ein Beispiel dafür. Auf dem ganzen Weg hierher hat er erzählt. Ich habe den Verdacht, daß er damit ebenso seine eigenen Ängste beruhigen wollte wie meine.«
    »Warum sind Sie gekommen?« Bolitho streckte die Hand aus, als wolle er sie besänftigen. »Verzeihung, das war ungeschickt. Entschuldigen Sie bitte meine Grobheit. Ich gäbe so viel darum, Ihnen zu gefallen, in jeder Hinsicht.«
    Sie sah ihn ernst an. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie haben nichts falsch gemacht, ich habe es nur nicht richtig verstanden. Vielleicht war ich zu stolz und zu sicher, daß ich meinen Weg ohne Hilfe anderer gehen könne. Jedes Lächeln, das man mir schenkte, erschien mir wie ein verstecktes Grinsen, jede Andeutung wie ein Handel. Und ich war sehr allein.« Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Die kleine Geste war ebenso trotzig wie hilflos.
    Sie sagte: »Erzählen Sie mir von Ihrem Neffen.«
    Bolitho schaute in die lodernden Flammen. »Sein Vater wurde Verräter genannt, als er von der Marine weg und nach Amerika ging. Dort schlug er sich zu den Freibeutern, und ein grausames Schicksal wollte es, daß ich später von seinem Schiff gefangengenommen wurde. Hughs Fahnenflucht und sein Kampf gegen England haben meinen Vater umgebracht. Als ich dann hörte, daß mein Bruder bei einem Unfall in Boston ums Leben gekommen sei, empfand ich das nicht als Verlust. Und eines Tages erschien Adam, mein Neffe, aus dem Nirgendwoher, nur mit einem Brief seiner toten Mutter in der Hand. Er wollte einen Platz in seiner Familie. Meiner Familie. Er hat seinen Vater nie gesehen, und Hugh hat nichts von Adams Existenz gewußt.« Ohne sich dessen bewußt zu werden, war Bolitho wieder an das schmale Fenster getreten und schaute auf den vom Wind gepeitschten Hafen und die vor Anker liegenden Schiffe hinaus.
    »Aber mein Bruder war nicht tot. Er war geflüchtet und hielt sich lange verborgen, bis er zufällig mit einem Gefangenenschiff aufgebracht und ausgerechnet zu mir an Bord geschafft wurde. Er hatte sich mit dem Namen und der Uniform eines Toten getarnt, und damit hätte er in Australien ein neues Leben beginnen können.«
    Er fühlte, daß sie ihn unverwandt ansah. Sie hielt die Hände im Schoß zusammengepreßt, als hätte sie Angst, etwas zu sagen und den Zauber dieser Stunde zu stören.
    »Aber es war mein Schiff, auf das er kam. Und sein Sohn diente darauf als Midshipman.«
    »Ihr Neffe wußte nichts von alledem?«
    »Nichts. Sein Vater fiel dann in einem Seegefecht. Er wurde getötet, als er sich zwischen Adam und eine französische Kugel warf. Das werde ich nie vergessen. Niemals.«
    »Etwas davon hatte ich vermutet.« Belinda stand auf und faßte seinen Arm. »Bitte setzen Sie sich wieder. Sie müssen müde und erschöpft sein.«
    Bolitho fühlte ihre Nähe, die Wärme ihres Körpers.
    Er sagte: »Wenn ich nicht nach Portsmouth geritten wäre, lebte Adam jetzt nicht mehr. Mein Bruder tötete einen Mann, der beim Kartenspiel betrogen hatte. Der Bruder dieses Mannes will sich nun an mir rächen, mich vernichten, indem er die alten Geschichten wieder aufrührt und jene angreift, die mir am nächsten stehen.«
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir

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