Galeeren in der Ostsee
London kommen würden, und den üblichen Schub von Offizieren auf der Werft.
Browne schaute hin und wieder auf die hohe, würdevolle Uhr und lächelte in sich hinein.
Er saß hier schon seit Stunden. Aber was ihn betraf, wie auch die Schriftstücke, die
Benbow
und sogar den ganzen Krieg: Sie konnten alle noch eine Weile warten, bevor er das Paar oben stören ging.
Gebannte Geister
Seiner Majestät Linienschiff
Benbow
zerrte und stampfte heftig an der Ankertrosse, Gischt sprühte über seine Decks und Laufbrücken. Der Solent war mit weißen Wellenkämmen überzogen, und der Wind pfiff durch die Takelage und mühte sich, die festgezurrten Segel loszureißen.
Bolitho unterschrieb den letzten Brief und sah zu, wie sein Schreiber ihn zu den übrigen legte. Um ihn herum ächzten und stöhnten die hölzernen Spanten und Planken, als ob sie spürten, was die Verlegung ihres Ankerplatzes aus dem sicheren Hafen hinaus auf die Reede von Spithead bedeutete.
Yovell sagte: »Ich werde diesen Packen mit dem Boot an Land bringen lassen, Sir.« Er musterte Bolitho neugierig von der Seite, als ob er von dessen verändertem Benehmen beunruhigt sei.
Yovell war nicht so beschränkt, daß er den Grund nicht erahnte. Zuerst hatte er geglaubt, es sei die Erleichterung über den Ausgang des Duells. Denn wenn Roche nicht gekniffen hätte, wäre Bolitho jetzt vielleicht tot gewesen, und das hätte Folgerungen für alle an Bord gehabt, auch für einen untergeordneten Schreiber.
Bolitho sagte: »Gut. Der Dienst auf See mag hart sein, aber er hat seine Vorzüge für Menschen, die es hassen, Berichte abzufassen, besonders solche, die nachher doch niemand liest.«
Es klopfte an die Tür, und Herrick trat ein. Seine Uniform schimmerte feucht vom Spritzwasser.
»Wir sind klar zum Ankerlichten, Sir. Sobald auch Sie soweit sind?«
Bolitho machte Yovell ein Zeichen, der daraufhin die Schriftstücke in eine Segeltuchtasche stopfte und eilends den Raum verließ.
»Sehr schön, Thomas. Wir werden zum Geschwader stoßen und wieder unsere alte Aufgabe übernehmen.« Bolitho tippte auf die Schublade seines Tisches: »Ich habe einen Haufen Instruktionen von Admiral Beauchamp erhalten. Er ist offenbar so sehr darauf bedacht, uns wieder hinaus auf See zu bekommen, daß er sich nicht einmal die Zeit nimmt, mich noch einmal zu sich zu bestellen.« Er lächelte etwas schief. »Aber ich darf mich nicht beklagen. Er ist mehr als geduldig gewesen.«
Herrick rief: »Geduldig, Sir? Nach all dem, was Sie geleistet haben? Das war doch das mindeste, was man erwarten konnte, meine ich.«
Bolitho rief nach Ozzard und sagte: »Ich freue mich über Ihre Loyalität, Thomas. Aber ohne unsere Erfolge und die Informationen über die dänischen Ruderkanonenboote, die ich in meinem Bericht geben konnte, hätte mich auch Beauchamps Einfluß nicht retten können.«
»Also zurück zum Geschwader!« Herrick beobachtete, wie Ozzard zwei Gläser Madeira einschenkte. »Es wird für Sie diesmal anders als sonst sein.«
Bolitho nickte. »Es war sehr nett von Ihrer Frau, daß sie so hilfreich einsprang.«
»Nett?« Herrick grinste. »Sie liebt es, arme Seefahrer und deren Angehörige zu bemuttern. So ist sie auch geradezu erpicht darauf, die Hochzeit meiner Schwester auszurichten.« Er wurde wieder ernst.
»Die künftige Mrs. Bolitho ist wunderschön, Sir. Sie werden glänzend zueinander passen.«
Bolitho ließ seine Gedanken schweifen. Diese wenigen Tage hatten sein ganzes Leben verändert. Belinda hatte ihre Stellung bei der Richtersgattin aufgegeben und das Angebot von Mrs. Herrick angenommen, einstweilen zu ihr zu ziehen. »Aber nur wenn Sie erlauben, daß ich Ihnen als Gegenleistung im Haushalt helfe«, hatte sie gesagt.
Dulcie Herrick hatte gelacht. »Du meine Güte, Liebste, meine Einfälle und Launen werden Sie bald mürbe machen.«
Aber beide schienen von der Vereinbarung beglückt zu sein.
Bolitho hatte nur eine Sorge, die er aber unterdrückte: daß Belinda, wenn er erst einmal wochenlang, ja vielleicht monatelang in See war, ihre Entscheidung bedauern und wegziehen könne. Denn, wie Herrick gesagt hatte: sie war wunderschön und begehrenswert.
Als diese Befürchtung wieder in ihm aufstieg, sagte er, um sich abzulenken: »Ich bin dankbar und stolz, Thomas. Ich habe versucht, ihr das alles zu schreiben, aber es brauchte zwei Anläufe, bevor ich die rechten Worte fand. Trotzdem sind sie nichts im Vergleich zu dem, was ich für sie empfinde.« Er sah seinen
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