Galeeren in der Ostsee
sein können und in der Flotte ziemlich respektlos ›Batter-Pudding‹ genannt wurde.
Inch zog einen länglichen Umschlag aus der Innentasche seines Uniformrocks und übergab ihn Bolitho.
»Die Befehle, Sir.« Er schluckte ein paarmal, und seine Blicke schienen das schützende Siegel durchdringen zu wollen. »Jedenfalls der Teil, der uns betrifft.«
Herrick nahm das Stichwort auf. »Kommen Sie mit in meine Kajüte, Francis. Wir wollen zusammen ein Gläschen trinken, und dabei können Sie mir den neuesten Klatsch erzählen.«
Bolitho setzte sich langsam und schlitzte den Umschlag auf.
Alles war sauber und peinlich genau dargelegt, und er hörte fast Beauchamps trockenen Tonfall, als er die von ihm diktierte Liste der beteiligten Schiffe durchlas, darunter einige berühmte Namen und viele, mit denen er schon mehrmals zusammengetroffen war. Wie auch mit ihren Kommandanten. Als Seekadetten, als Leut nants, später als erfahrene Kapitäne. Es war eine gewaltige Flotte, aber wenn man dem Feind Gelegenheit gab, seine Streitkräfte zu sammeln, würde Hyde Parkers Linienschiffen – einschließlich des Geschwaders unter Bolitho – dennoch eine dreifache Übermacht entgegenstehen.
Er versuchte sich zu erinnern, was er in Kopenhagen gesehen und gehört hatte: von Sperrschiffen und schwimmenden Batterien; von kleinen, mit Mörsern oder Kanonen bestückten Ruder- und Segelfahrzeugen. Ihm war klar, daß dies kein harmloser Scharmützel werden würde, keine bloße Demonstration der Stärke, um einen möglichen Angreifer abzuschrecken. Diesmal würde es bitterer Ernst werden, und die Dänen würden mit gleicher Entschlossenheit antworten.
Er rief nach Ozzard, aber an seiner Stelle kam Allday.
»Es geht los, Allday!« Seltsam, wie leicht es fiel, sich mit ihm zu verständigen. »Würden Sie wohl Kapitän Herrick bitten, wieder nach achtern zu kommen?«
Allday nickte mit grimmigem Gesicht. »Aye, Sir.« Er warf einen Blick auf die beiden Säbel in ihren Halterungen an der Wand. »Und
ich dachte, wir würden diesmal ungeschoren bleiben, Sir. Wir haben doch schon unseren Teil getan.«
Bolitho lächelte. »Hier gibt es keine Teile.«
Dann erklärte er Herrick und Inch den wesentlichen Inhalt der Befehle. Der Platz, den sie selber beim Angriff einnehmen würden, stand noch nicht fest. Admiral Damerum hatte das Kommando über das die Aktion deckende Geschwader und damit die Aufgabe, Schiffe mit Nachschub zu beschützen und das Eingreifen von französischen Schiffen zu verhindern, die vielleicht versuchten, den Blockadering zu durchbrechen und ihren Verbündeten zu Hilfe zu kommen. Es hatte nicht den Anschein, als käme der für sie vorgesehenen Rolle große Bedeutung zu.
Herrick sagte nach einer Pause. »Wir werden das Beste daraus machen.«
Inch war bestimmter. »Ein Jammer, daß Nelson nicht vorweg marschiert und unser Konteradmiral direkt dahinter.«
Herrick nickte ihm finster zu. »Auf dieses Worte trinke ich einen, Francis!«
Bolitho bemühte sich, ein Lächeln zu verbergen. Inchs Vertrauen in seine Fähigkeiten war umwerfend. »Die Flotte wird sich gegen Ende des Monats vor dem Nordausgang des Öre-Sunds versammeln.« Er versuchte, nicht an Belindas Gesicht zu denken und an das, was sie durchmachen mußte, wenn sich die Neuigkeit erst in England herumsprach. Ende des Monats hatte er gesagt. Das war in knapp zwei Wochen. »Was danach geschieht, hängt von Sir Hyde Parker ab.«
Bolitho stellte sich das enge Fahrwasser durch den Sund vor, mit der starken Batterie von Helsingör querab auf der dänischen Westseite. Wenn auch die schwedischen Batterien am Ostufer das Feuer eröffneten, mußten sie in diesem Kreuzfeuer augenblicklich in Stücke gerissen werden.
Inch sagte: »Ich würde gern auf mein Schiff zurückkehren, Sir.« Er sah plötzlich beunruhigt aus. »Ich habe noch ein paar Briefe für das Geschwader.«
Als die beiden Kommandanten gingen, hörte Bolitho Herrick fragen: »Wie geht es Ihrer Frau?«
»Hannah geht es gut, danke. Wir erwarten unser erstes Kind.« Der Rest wurde durch die sich schließende Tür erstickt.
Bolitho stand auf und ging ruhelos in der Kajüte auf und ab. Früher hatte sich niemand von ihnen viele Gedanken über die nächs ten ein, zwei Tage hinaus gemacht, aber jetzt waren sowohl Herrick wie Inch verheiratet und bedachtsamer. Bolitho hielt vor den Heckfenstern an.
Unter sich spürte er, wie sich das Rudergeschirr bewegte. Offenbar drehte Herrick das Schiff, um für die Gig
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