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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sitzen mit einer guten Frau, die für ihn sorgt.«
    Bolitho schmunzelte. »Thomas, seit Sie verheiratet sind, können Sie es wohl nicht lassen, Pläne für das Leben anderer zu schmieden?«
    Allday, der an der Nagelbank des Großmastes lehnte, fühlte sich erleichtert. In solchen Augenblicken, in denen er Bolitho beobachtete, wog er immer seine eigenen Chancen ab. Jetzt beobachtete er über die Luv-Laufbrücke hinweg die anderen Schiffe, den Feind. Beide Geschwader bewegten sich wie die Flügel einer großen Pfeilspitze aufeinander zu, wobei der Wind in der Richtung des zugehörigen Pfeilschaftes wehte. Aber die Franzosen hatten die Luvposition und waren zahlreicher. Er wandte sich um und beobachtete die Männer um sich herum. Die alten Hasen überprüften noch einmal ihr Gerät: Steinschlösser und Pulverhörner, Schwämme und Ansetzer, Schraubenspindel und Pricker, obwohl sie das bereits mehrmals getan hatten. Und wenn sie fertig waren, würden sie noch einmal damit anfangen. Sie hatten das alles schon oft erlebt. Die langsame, drohende Annäherung, das Gewirr von Segeln und Masten, das sich allmählich zu Formationen und einzelnen Schiffen auflöste. Es kostete Nerven, dazustehen und auf das unvermeidliche Ende zu warten.
    Die neuen Leute sahen es mit anderen Augen. Aufregung war bei ihnen mit Furcht gemischt. Und dann die Erwartung, endlich zu kämpfen, statt endlos und knochenbrechend zu exerzieren.
    Etwas abgesetzt von den Geschützbedienungen und von den Matrosen, die für die Segelmanöver während des Gefechtes bereitstanden, gingen die Unteroffiziere noch einmal ihre Namenslisten durch und überprüften ihren eigenen Aufgabenbereich. Hier und da sah man zwischen den Reinen der Geschütze wie blauweiße Farbtupfer die Uniformen der Offiziere, Deckoffiziere und Midshipmen. Im unteren Batteriedeck, wiederholte sich das Bild, aber dort war es hinter den noch geschlossenen Stückpforten unheimlich dunkel.
    Leutnant Marston von den Seesoldaten war vorn und sprach mit den Bedienungen der beiden großen Karronaden. Allday sah noch den Leutnant der Seesoldaten von der
Styx
vor sich, wie er mit dem Kopf in den blutenden Händen dagesessen hatte, weil er von herumfliegenden Splittern in die Augen getroffen worden war.
    Major Clinton stand mit Sergeant Rombilow ganz achtern und zeigte mit seinem schwarzen Stock auf das schwenkbare Geschütz im Besantopp. Allday hielt alle Seesoldaten für ein wenig verrückt. Clinton bildete keine Ausnahme. Immer wenn das Schiff gefechtsbereit
    gemacht wurde, führte er seinen Stock mit sich, während eine Ordonnanz seinen Säbel wie ein Schildknappe sorgsam hinter ihm hertrug. Allday beobachtete Pascoe, der im Vorschiff langsam hinter seinen Kanonen auf und ab ging. Wenn die Schiffe auf dem gleichen Kurs weiterliefen, würden seine Geschütze als erste den Feind unter Feuer nehmen. Wie er doch Bolitho ähnelte. Er dachte plötzlich an Babbage, an das widerliche Schauspiel, als er sich unter den Peitschenhieben gekrümmt und geschrien hatte. Sogar der Bootsmannsmaat, der die ›neunschwänzige Katze‹ schwang, war durch diesen Ausbruch geschockt gewesen.
    Nach Bolitho hätte Allday für Pascoe alles getan. Sie hatten zusammen gelebt, gekämpft und gelitten, und wenn Babbage die Ursache für Pascoes besorgte Miene war, dann war das für Allday Grund genug, ihn zu hassen.
    Das Schiff war bereit zur Schlacht. Allday kümmerte sich nicht darum, ob sie recht oder unrecht hatten oder was der Anlaß war, der die ganze Welt in den Krieg zog. Man kämpfte für die, um die man sich sorgte, für das Schiff, auf dem man stand, und für wenig mehr.
    Die Großen und Mächtigen sollten ihren Portwein trinken und ihre Vermögen verspielen, dachte Allday, aber dies hier war seine Welt, so lange sie bestand. Und wenn Pascoes Gedanken auch nur zum Teil durch die Probleme eines Narren abgelenkt wurden, so befand er sich in größerer Gefahr als alle übrigen.
    Bolitho beobachtete seinen Bootssteurer und fragte Herrick leise: »Sehen Sie ihn, Thomas? Ich kann von hier aus fast seine Gedanken lesen.«
    Herrick folgte Bolithos Blickrichtung und antwortete. »Aye, Sir. Er ist ein guter Mann, obwohl er sich eher in die Zunge beißen, als Ihnen zustimmen würde.«
    Die Luft hallte von plötzlichem Kanonendonner wieder. Wolfe sagte: »Die Franzmänner probieren ein paar Schüsse gegen die
Relentless
, scheint mir, Sir.«
    Herrick sah Bolitho an. »Ich werde sie und die
Lookout
auf unsere Leeseite zurückholen,

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