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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schleier von Furcht und halber Bewußtlosigkeit hörte er eine Stimme rufen: »Halte durch, Dick! Es ist gleich vorbei!«
    Der Zuruf des unbekannten Matrosen oder Soldaten gab Loveys die Sekunden, die er noch brauchte.
    Mit einer letzten Drehung seines dünnen Handgelenks beförderte er die platte Musketenkugel aus dem geschwärzten Fleisch und ließ sie in eine Schale fallen.
    Sein Sanitätsmaat murmelte: »Er ist ohnmächtig geworden, Sir.«
    »Gut.« Loveys stach noch einmal und tiefer hinein. »Da ist noch ein Stück!« Er wartete, bis der Maat das Blut weggewischt hatte. »Haltet ihn jetzt fest.«
    Herrick näherte sich langsam dem Tisch, und seine Leute traten beiseite, um ihn durchzulassen. Es war nicht richtig, Bolitho so zu sehen, nackt und hilflos. Aber im tiefsten Innern wußte er, daß Bolitho es nicht anders gewollt hätte. Er mußte erst den Kloß aus seiner Kehle wegräuspern, bevor er etwas sagen konnte.
    »Ist es geschafft?«
    Loveys Finger schnippten nach der nächsten Binde. »Aye, Sir. Für den Augenblick.« Er wies auf die Schale. »Die Kugel hat einen seiner Knöpfe getroffen und die Splitter mit einigen Stoffetzen tief ins Fleisch hineingetrieben.« Er begegnete Herricks besorgtem Blick.
    »Sie und ich stehen seit langem im Dienst des Königs, Sir, und wissen, was ihm passieren kann. Vielleicht werde ich es später bereuen, daß ich das Bein nicht gleich amputiert habe.«
    Herrick sah, daß Bolitho sich bewegte und leise stöhnte, als ihm ein Mann den Knebel aus dem Mund nahm.
    Er fragte: »Können wir ihn hinauftragen?«
    Loveys wies seine Leute an: »In mein Krankenrevier. Einen längeren Weg können wir nicht riskieren.«
    Als sie ihn in den dunklen Teil des Orlopdecks trugen, schien Loveys Bolitho aus seinen Gedanken zu streichen. Er wies auf einen Mann, dessen Kopf dick eingewickelt war. »Jetzt der!« Dann fügte er, zu Herrick gewandt, hinzu: »Dieser Raum, diese Bedingungen hier sind alles, was mir zur Verfügung steht, Sir. Was erwartet die Admiralität da von mir?«
    Herrick stellte sich hinter den Mann, der als nächster dran war. Zu Pascoe sagte er: »Sie täten mir einen Gefallen, wenn Sie bei ihm blieben.« Er wählte seine Worte mit Rücksicht auf Pascoes aufsteigende Angst sehr sorgsam, als er hinzufügte: »Wenn sich sein Befinden verschlechtert, möchte ich es sofort wissen.« Er sah Pascoe ernst an.
    »Und
er
wird wissen wollen, ob Sie bei ihm sind.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und winkte Browne. »Kommen Sie. Wir wollen durch die Batteriedecks gehen und mit unseren Le uten sprechen. Sie haben es heute gut gemacht, der Himmel segne sie.«
    Browne folgte ihm zum Niedergang, in die frische Luft der oberen Decks. Zu sich selber sagte er: ›Und Sie auch, Captain Herrick. Ich weiß, was dieser Augenblick für Sie bedeutet‹.
    Als Herrick schließlich aufs Achterdeck zurückkam, waren die Ausbesserungsarbeiten noch im Gange. In den Masten und an Deck waren Männer dabei, unter Wolfes wachsamen Augen Taue zu spleißen und Hölzer als Ersatzstücke zurechtzuschneiden.
    Spike, der die Wache übernommen hatte, tippte an seinen Hut und meldete: »
Indomitable
hat einen Behelfsmast anstelle ihres Besans aufgetakelt. Das Geschwader folgt Ihrem Kommando.«
    Seltsam, dachte Herrick, er hatte noch keinen Augenblick über seine plötzliche Autorität nachgedacht und daß ihm nun die Verantwortung allein zugefallen war. Es schien ihm auch jetzt nicht von Bedeutung zu sein. Er biß die Zähne zusammen, als ein Mann aus dem unteren Batteriedeck mitleiderregend schrie. Dann nahm er sein Teleskop und richtete es auf die anderen Schiffe. Ihre Kiellinie war unregelmäßig, und die Segel bestanden fast mehr aus Löchern als aus Leinwand, aber Herrick wußte: wenn man ihnen etwas Zeit ließ, würden die Schiffe ihre Schäden ausbessern und alles wieder ins Lot bringen. Er mußte an die Menschen im Orlopdeck denken. Bei ihnen war es nicht so einfach.
    Herrick wandte sich an Browne. Bald würde es zu dunkel sein, um noch Signale zu erkennen. Er hatte bereits befohlen, daß in bestmöglicher Formation Kurs Südost gesteuert werden sollte.
    »Ich möchte Meldung über sämtliche Verluste und Beschädigungen haben, Mr. Browne. Mr. Speke wird Ihnen bei der Aufstellung helfen. Bei Tagesanbruch holen Sie die gleiche Meldung von allen Schiffen des Geschwaders ein.« Er schluckte und wandte sich ab. »Unser Admiral wird danach als erstes fragen, wenn er wieder auf den Beinen ist.«
    Speke war ein

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