Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
verschlechtert, muß ich das Bein abnehmen. Das aber kann den Stärksten umbringen und auf jeden Fall einen Mann, der darauf brennt, sich in der Schlacht zu bewähren.«
    Herrick nickte. »Ich danke Ihnen.« Es war wie befürchtet, obwohl er noch immer nach einem Hoffnungsschimmer Ausschau hielt und auf Bolithos Glück vertraute.
    Loveys machte Anstalten zu gehen. »Ich schlage vor, daß Sie Mr.
    Pascoe wieder zu seinem normalen Dienst schicken, Sir.« Mit einer Handbewegung stoppte er Herricks Protest. »Mag sein, daß unser Admiral stirbt, aber der junge Mr. Pascoe wird weiterkämpfen müssen. Da muß es ihn nur unnütz belasten, wenn er dableibt und dem allen zusieht.«
    »Sie haben recht. Sagen Sie Mr. Wolfe, er möge das für mich regeln.«
    Als Herrick wieder allein war, überlegte er, was er tun sollte. Da die
Styx
schon fehlte, konnte er unmöglich auch noch die
Relentless
abstellen, um Bolitho nach England zu bringen. Die
Relentless
hatte in der Schlacht alle überrascht. Großartig, wie sie den Transporter gejagt hatte, der – wie Kapitän Peel annahm – voll französischer Soldaten steckte. Damit hatte sie Ropars’ Fregatten vom eigentlichen Kampfplatz abgezogen, und das – neben dem unerwarteten Einsatz der
Benbow –
brachte die Wendung zum Guten. Und dabei hatte die
Relentless
kaum Beschädigungen davongetragen.
    Herrick hatte schon überlegt, ob er die
Lookout
schicken sollte. Nach Loveys’ entmutigendem Bericht schien es nun keine andere Möglichkeit zu geben. Doch würde er dafür von Bolitho kaum Dank ernten. Bei ihm rangierten die dienstlichen Notwendigkeiten stets vor den privaten Bedürfnissen, ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle. Aber in diesem Fall… Herrick fuhr auf, als jemand an die Tür klopfte und Lyb, der den Posten als dienstältester Midshipman von Aggett übernommen hatte, hereinspähte.
    »Meldung von Mr. Byrd, Sir:
Lookout
hat ein Segel in westlicher Richtung gesichtet.«
    Herrick stand zögernd auf. »Melden Sie dem Vierten Offizier, daß ich in Kürze an Deck komme. Und informieren Sie das Geschwader. Ist die
Relentless
in Sichtweite?«
    Lyb stockte bei der unerwarteten Frage. Er war ein nett aussehender Junge, sechzehn Jahre alt, und sein Haar hatte die gleiche rote Farbe wie das von Wolfe. Deswegen hatte er sicher schon manche spitze Bemerkung einstecken müssen, dachte Herrick.
    »Aye, Sir. Sie steht immer noch nordwestlich von uns.«
    »Dann melden Sie Mr. Byrd, er soll das Signal für die
Relentless
wiederholen. Nur zur Sicherheit.«
    Lyb kapierte nicht. »Zur Sicherheit, Sir?«
    »Verdammt noch mal, Mr. Lyb, muß ich denn jeden Satz wiederholen?«
    Er packte die Stuhllehne und zwang sich damit zur Ruhe. Nur zur Sicherheit… Er konnte doch unmöglich seine Besorgnis laut aussprechen. Der Satz war ein Zeichen seiner inneren Spannung, die ihn wie ein Schraubstock umfangen hielt.
    Er rief: »Mr. Lyb!«
    Der Junge kam zurück und bemühte sich offensichtlich, nicht ängstlich zu erscheinen.
    »Ich hatte eben keinen Grund, Sie anzuschnauzen. Also gehen Sie schon und melden Sie dem Vierten Offizier, was ich gesagt habe.«
    Lyb zog sich leicht verwirrt zurück. Erst der Anschnauzer, der gar nicht die Art des Kommandanten war, und dann die unerwartete Entschuldigung. Herrick griff nach seinem Hut und machte sich auf den Weg nach achtern. Tag für Tag hatte er sich bemüht, im Interesse Bolithos so zu tun, als sei alles wie zuvor. So hatte er Bolitho täglich Bericht erstattet und seine Meldungen über das Schiff und das Wetter abgegeben, selbst dann, wenn er Bolitho im Halbschlaf oder kaum aufnahmefähig angetroffen hatte. Indem er ihn für die Alltäglichkeiten des Lebens zu interessieren versuchte, hoffte er, die Seelenqual seines Freundes zu lindern.
    Er fand Allday in einem Stuhl sitzend und Ozzard, der einige blutdurchtränkte Binden in der Schlafkammer auflas. Herrick winkte Allday ab, der aufspringen wollte. »Bleiben Sie, Mann. Dies sind schwere Zeiten für uns alle. Wie schaut’s mit ihm aus?«
    Allday fand nichts Ungewöhnliches darin, von einem Kapitän um seine Meinung befragt zu werden. Herrick war anders als die meisten und ein wirklicher Freund. Hilflos streckte Allday die Hände aus. »Er ist so furchtbar schwach, Sir. Suppe hat er nicht bei sich behalten. Ich hab’s mit Brandy versucht und dann Ozzard gebeten, der ja ein gebildeter Mensch ist, ihm etwas vorzulesen.«
    Herrick nickte. Alldays schlichte Fürsorge rührte ihn. »Ich werde ihm jetzt

Weitere Kostenlose Bücher