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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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wucherten.
    Ihr Wagen hatte die windige Wand einer Hütte durchschlagen und war mitten darin zum Stehen gekommen. Ein Mann mittleren Alters lag am Boden, den Arm in einem unnatürlichen Winkel von sich gestreckt. Neben ihm kniete eine Frau, die ein Kind in ihren Armen wiegte. Es maunzte wie ein verletztes Kätzchen. Zwei Mädchen in rosa Nachthemden standen hinter der Frau und bestaunten mit großen Augen ihr zerstörtes Heim.
    In der Luft lag schwerer Benzingeruch, ein einziges Zündholz konnte eine Katastrophe auslösen.
    Clare betrachtete ihren Wagen. Die Beifahrertür war offen, die Fahrertür geschlossen. Die Schlüssel in der Zündung, die Handtasche immer noch im Auto.
    »Können Sie mir die geben?«, bat Clare einen der Polizisten. »Ich brauche mein Handy.«
    Sie versuchte zu wählen, aber ihre Hände zitterten zu stark.
    »Kann ich Ihnen helfen, Ma’am?«, fragte der Polizist.
    »Rufen Sie Riedwaan aus dem Adressbuch an«, bat sie ihn.
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Dass es mir gut geht.«
    Der Polizist wählte. Schüttelte den Kopf. »Der Teilnehmer ist nicht erreichbar, Sie sollen es später versuchen.« Er reichte ihr das Handy.
    »Gehört die Ihnen, Lady?«, fragte ein anderer Polizist und deutete auf eine Sporttasche direkt neben dem Wagen.
    Clare sah sich die Tasche an. Der Tragegurt war blutig.
    »Nein«, antwortete sie. »Vielleicht gehört sie dem Mann, der mich entführt hat.«
    Der Polizist zog ein Paar Handschuhe heraus und streifte sie über. Vorsichtig öffnete er die Tasche. Ein Teppichschneider. Klingen. Kabelbinder. Seil. Klebeband. Eine Rolle schwarze Plastiksäcke. Ein einzelner Schlüssel. Dazu ein Kassenzettel aus einem Baumarkt und eine Tankquittung. Eine Ausrüstung aus einem Horrorfilm.
    Sie sah sich um. Benommen. Verwirrt.
    Ein Mädchen trat vor.
    »Er ist da rüber gelaufen.« Das Mädchen deutete auf den Busch. »Sipho und die anderen sind ihm nachgelaufen, aber er war zu schnell. Er ist jetzt im Busch. Da finden sie ihn nie.«
    Ihre kleine Schwester zupfte sie am Ärmel und sagte hastig etwas auf Xhosa.
    »Was meinte sie?«, fragte Clare.
    »Sie sagt, dass er nicht gefahren ist. Sie sagt, der Mann hat hinten gesessen. Und niemand ist gefahren.«
    Weitere Blaulichter, die von der Schnellstraße abbogen. Die Spurensicherung, die von den Verkehrspolizisten gerufen worden war.
    »Das ist ein fokken Verkehrsunfall.« Der Chef des forensischen Dienstes knallte die Tür seines bakkies zu. Er sah auf den Mazda und auf die Zerstörung, die er angerichtet hatte.
    Clare trat in den Scheinwerferkegel. »Ich habe sie gebeten, Sie anzurufen. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
    »Clare«, sagte er. »Was ist passiert?«
    »Falsche Zeit, falscher Ort, Shorty«, antwortete sie melancholisch.
    »Wo ist Faizal?«
    »Der ist in Mpumalanga.« Clares Beine gaben nach. Sie sank zu Boden. »Und er geht nicht ans Telefon.«
    »Kommen Sie«, meinte Shorty de Lange. »Die Leute hier sind nicht gerade gut auf Sie zu sprechen.«
    Er begleitete sie zu seinem Wagen, fand eine Cola, reichte sie ihr. »Hier, trinken Sie die. Sie ist warm, aber der Zucker hilft gegen den Schock.«
    »Danke, das kann ich brauchen.«
    Er betrachtete den Unfallort. »Was für ein Schlamassel. Was ist denn passiert?«
    »Ich wurde entführt.«
    »Und wo ist der Mistkerl?«
    »Verschwunden. In den Busch.«
    Die Verkehrspolizisten leuchteten mit Taschenlampen ins Gebüsch. Jenseits der weißen Strahlen wirkte das abweisende Gelände, in dem der Mann verschwunden war, noch düsterer.
    »Dann werden sie ihn bald haben«, versicherte ihr De Lange. »Nur zwei Arten von Menschen können in diesem Busch untertauchen. Soldaten oder Gangster, die hier in der Nähe leben.«
    »Ich wette, er ist eines davon«, sagte Clare.
    »Arbeiten Sie immer noch mit Faizal an dieser Mordsache vom Gallows Hill?«, fragte De Lange.
    »Irgendwie schon.« Erst jetzt setzte der Schock ein, und Clare fing zu zittern an. »Er wusste, wer ich bin.«
    »Haben Sie ihn vielleicht erkannt?«
    »Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen. Aber er nannte mich Doc.«
    Eine Sirene heulte. Der Krankenwagen traf ein.
    »Sehen Sie  – die hier hat er im Wagen gelassen«, sagte Clare.
    De Lange öffnete die Tasche.
    »Der Typ hat eindeutig zu viele Folgen von Dexter gesehen.« Er wandte sich an einen uniformierten Polizisten. »Ich will, dass alles gesichert wird«, befahl er. »DNA, Fingerabdrücke, einfach alles. Überprüfen Sie, ob es irgendwelche Treffer gibt.

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