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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Lilith zu bedenken. »Damals gab es doch die Boykotte. Sanktionen und so weiter.«
    »Stimmt«, sagte Clare. »Ich frage mich, wie das gelaufen ist. So wie es aussieht, ging es hauptsächlich um Skulpturen.«
    »Dann sind es keine Werke von Suzanne.« Sofort verlor Lilith das Interesse. »Sie hat ausschließlich gemalt.«
    Clare ging die nächsten Papiere durch, die teilweise mit roten Sternen markiert war. Eine Liste von verschickten Kunstwerken, eine zweite von zurückgegebenen Werken.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte sie schließlich. »Die Zahlen hier auf den Rechnungen stimmen mit den Zahlen rund um die Miniaturen in ihrem Skizzenbuch überein.«
    »Vielleicht war das eine Art von visuellem Tagebuch. Künstler führen so etwas manchmal, und normalerweise wird niemand außer ihnen schlau daraus. Jedenfalls werde ich aus Zahlen sowieso nur selten schlau.« Lilith wandte sich wieder Mrs le Roux zu. »Aber was ich überhaupt nicht begreife ist, warum du mir ihre Sachen nie gegeben hast, ouma . Ich habe mich so nach ihr verzehrt, nach irgendwas, das mich an sie erinnern würde. An daheim.«
    »Du kannst dir den anderen Krempel in der Schachtel ansehen«, sagte Mrs le Roux. »Seither hat niemand sie mehr angerührt. Vielleicht sind auch noch ein paar von deinen Spielsachen darin. Die Sozialarbeiterin hielt das damals für eine gute Idee.«
    Lilith zog Bücher heraus, Holzbausteine, ein Kindermalbuch, Wachsmalkreiden. Auch einen Teddybär mit Reißverschluss am Bauch, in den man den Pyjama stecken konnte.
    »Warum hast du das vor mir versteckt?« Lilith sah Mrs le Roux an.
    Abweisend und unversöhnlich stützte sich die alte Dame auf den Gehstock, der in Liliths Kindertagen Striemen auf der Rückseite ihrer Beine hinterlassen hatte.
    »Es war besser, alle Seile zu kappen, mein Kind. Noch einmal ganz von vorn anzufangen. Findest du es vielleicht richtig, ewig der Vergangenheit nachzujammern? Da ist es besser, so zu tun, als wäre nie etwas passiert. Vor allem unter solchen Umständen. Davon war ich damals überzeugt.« Mrs le Roux wechselte den Stock in die andere Hand. »Du kannst die Sachen jetzt mitnehmen, Lilith. Vielleicht bringen sie dir Frieden. Vielleicht habe ich mich damals geirrt. Ich weiß es nicht mehr. Nimm alles mit. Mir lagen diese Dinge immer auf der Seele, diese Dinge, die Suzanne gehört haben.«
    Lilith nahm den Teddybär aus dem Karton. Er lag schwer und handgenäht in ihrer Hand. Sie zog den Reißverschluss auf, und ein Stein fiel klappernd zu Boden.
    Clare hob ihn auf. Er wurde sofort warm. »Genau wie der Stein, den ich gestern Abend in dem Steinbruch am Signal Hill aufgehoben habe. Diese Steine sind unverwechselbar, es ist derselbe Granit, der dort abgebaut und von den Sklaven zum Bau des Kastells bergab gerollt wurde.
    Clare streckte Lilith den Stein hin. »Weißt du noch, woher du den hast, Lilith?«
    »Wahrscheinlich auch von dort. Aus dem Steinbruch. Da war ich oft mit meiner Mutter spazieren.«
    Lilith schloss die Finger über dem Stein in ihrer Handfläche.
    »Ich weiß noch, dass es dort einen Tunnel gab. Bestimmt ein Überlaufkanal für den Winterregen. Inzwischen wurde er vielleicht stillgelegt, aber damals konnte man unter der Straße durchgehen bis zur Waterkant. Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung nach Green Point.«
    »Ich vergesse immer, dass es Kapstadt schon lange gab, bevor es Autos gab«, sagte Clare. »Oft ist man zu Fuß schneller als mit dem Auto.«
    »Ich ging für mein Leben gern da durch.« Ein Lächeln verwandelte Liliths Gesicht. »Jedes Mal kam ich mir dabei wie Alice im Wunderland vor, nachdem sie ins Kaninchenloch fiel. Es war verboten, aber ich hatte keine Angst, weil meine Mutter bei mir war.«
    Clare lächelte Lilith an. Dann legte sie die Hand auf ein Skizzenbuch und blickte Mrs le Roux an. »Eines würde mich interessieren. Wenn Ihnen diese Skizzen so unangenehm waren, warum haben Sie sie dann so lange aufgehoben?«
    »Wo sollte man solche Bücher loswerden?« Mrs le Roux presste die Lippen zu einem strengen Strich zusammen. »Meinen Gärtner konnte ich nicht bitten, sie zu verbrennen. Wenn er sie dabei angesehen hätte? Gott behüte. Und wegwerfen konnte ich sie auch nicht.«
    Lilith ging aus der Küche, an den welken Studentenblumen vorbei, aus Clares Blickfeld.
    »Ich hätte ihr helfen sollen.« Mrs le Roux sah ihr durch die Küchentür nach. »Aber ich hatte nie eigene Kinder, darum war ich dabei wahrscheinlich nicht besonders geschickt. Als

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