Galgenberg: Thriller (German Edition)
habe überhaupt nur woanders gesucht, weil wir zurzeit eine deutsche Praktikantin haben. Sehr präzise, sehr gründlich, hat keine Ahnung, wie solche Sachen in Südafrika laufen. Sie wusste nicht, wo sie suchen sollte, darum hat sie nicht nur die Datenbanken über unsere Gangs durchsucht, sondern einfach alle.«
»Und sie ist fündig geworden?«
»Nicht so, dass man es einem Richter vorlegen könnte«, schränkte De Lange ein. »Aber mir reicht es. Sie hat das System sogar dazu gekriegt, eine Ausweisnummer auszuspucken.«
»Gibt es einen Namen zu der Nummer?«
»Ignatius Dlamini. Sagt Ihnen das was?«
»Noch nicht. Aber bald«, erwiderte Riedwaan.
»Dlamini stand in Verbindung mit politischen Tötungen in den Achtzigern und Neunzigern. Er ist ein Teil von etwas, das sehr weit zurückreicht.«
Was De Lange da sagte, war so unerhört, dass es Riedwaans Erschöpfung durchdrang und ihn völlig aus der Bahn warf.
»Alles okay, Faizal?«, fragte De Lange.
»Es geht schon. Ich höre Ihnen zu.«
»Endlich mal.«
»Es waren ein paar lange Tage«, erklärte Riedwaan. »Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie sonst noch über Dlamini wissen.«
»In den Achtzigern gab es einen berüchtigten Kollegen bei der Sicherheitspolizei in Kapstadt. Alle hatten Angst vor ihm, selbst seine eigenen Leute. Es gab Gerüchte, dass er einen Askari umgedreht hätte, der danach für ihn die Dreckarbeit erledigte. Nie gab es irgendwelche Beweise, nie kam es zur Anklage, es gab kein Feuer, aber jede Menge Rauch.«
»Und wie hieß dieser Polizist?«, fragte Riedwaan.
»Jacques Basson.«
Riedwaan fuhr direkt in die Reißzähne des Windes. Die Apartmentblocks am The Strand wirkten wie verschleiert hinter dem Sand, den der Südoster von den Dünen peitschte. Er fand Sunset Vista. Ging um das Haus herum zum Lieferanteneingang. Zwei Wachmänner spielten Karten. Fünfzig Rand brachten ihn ins Haus, weitere fünfzig verschafften ihm den Schlüssel zu Bassons Apartment. Und noch einmal fünfzig investierte er in eine halbe Stunde Wegsehen und zwei Augenpaare, die ihm den Rücken freihielten.
Er fuhr mit dem Lift in den siebten Stock. Apartment 707 lag am Ende des Korridors. Er ließ den Schlüssel in das gut geölte Schloss gleiten. Es klickte auf. Er drückte vorsichtig. Die Kette war nicht vorgelegt. Lautlos öffnete sich die Tür.
Mit gezogener Waffe schob sich Riedwaan an den mit Bildern behangenen Wänden entlang.
»Captain Faizal, der abtrünnige Polizist. Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis Sie mich besuchen kommen.« Jacques Basson erwartete ihn im Wohnzimmer. »Sie sind in allen Nachrichten.«
»Der Klavierspieler«, erwiderte Riedwaan und richtete die Pistole auf ihn. »Wir müssen über einiges sprechen.«
»Unter anderem über Dr. Hart?« Basson legte die Hände – feingliedrige Musikerhände – auf die Knie und zog die scharfe Bügelfalte in seiner Kakihose glatt. »Wir haben den gleichen Frauengeschmack, so wie ich es sehe. Sie ist ganz bezaubernd.«
»Sie ist am Leben.« Riedwaan machte einen Schritt auf ihn zu.
»So sieht es aus. Was für ein zierliches Geschöpf. Ich nehme an, sie wird oft unterschätzt.«
»Davor kann ich nur warnen«, sagte Riedwaan.
Basson schnippte mit den Fingern, und ein Pudel kam angesprungen.
Aus der Küche war ein kurzes, scharfes Geräusch zu hören.
Riedwaan drehte sich um, und der ansonsten möglicherweise tödliche Schlag glitt an seinem Schädel ab und traf ihn mit voller Wucht an der verletzten Schulter. Er sackte zu Boden, drohte in die Bewusstlosigkeit abzurutschen, kämpfte sich wieder zurück und wehrte sich mit aller Kraft gegen die Dunkelheit, die ihn zu verschlingen drohte.
» Maak hom vas. Idiot. Glaubt, er kann meine Wachleute kaufen.«
»Wir müssen ihn wegbringen, bevor wir ihn erledigen.« Ignatius Dlaminis zischende Worte, während er mit geübten Griffen das Seil verknotete.
Riedwaan hielt die Augen geschlossen und sich völlig reglos, während er sich ganz darauf konzentrierte, etwas Abstand zwischen seinen Hand- und Fußgelenken zu halten. Diese wenigen Millimeter waren seine einzige Überlebenschance.
Die Aufzugtüren glitten auf. In der verlassenen Tiefgarage wartete ein weißer Toyota Corolla. Einer wie Zehntausende andere auf den Straßen.
Ein geräumiger Kofferraum. Golfschläger, Werkzeugkiste, Badehandtuch. Daneben mehr als genug Platz für einen menschlichen Körper. Basson und der andere Mann kippten ihn hinein. Riedwaans
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