Galgenberg: Thriller (German Edition)
Gonzalez 1989 nach Australien ausgewandert ist.«
»Es ist ein Anfang.«
»Es ist ein Strohhalm«, widersprach Riedwaan.
»An irgendwas muss ich mich ja klammern.«
»Er hat sein Geschäft nach Sydney verlegt. Die Details stehen alle da drin.«
»Und die Mieter?«, fragte Clare.
»Das Gelände steht seit mindestens einem Jahrzehnt leer. Wir haben eine Liste der Firmen, die das Lagerhaus angemietet hatten. Meist waren es kleine Privatunternehmen. Rita hat sie mit dem Firmenregister abgeglichen. Vermietet wurde die Halle über Saskia Properties. Eine Privateigentümerin, Nachname Sykes. Die Adresse steht ebenfalls drin.«
»Okay, ich habe auch was für dich. Den vorläufigen Obduktionsbericht«, sagte Clare.
»Alter, Rasse, Geschlecht, wahrscheinliche Todesursache, Alter der Funde«, las Riedwaan vor. »Der Professor hat dir eine Menge zu arbeiten mitgegeben.«
»Und das ist nicht alles.« Clare legte die Fotos aus. »Sieh dir die hier an. Ein teures Kleid, das in Amsterdam gekauft wurde, kein Ehering, aber sie wurde mit einem ungewöhnlichen Silberschmuckstück begraben. Es handelt sich also nicht um einen Raubmord. Furchen auf der Rückseite des Beckens, daher wissen wir, dass sie ein Kind geboren hat. Eine gut gekleidete, junge Mutter, möglicherweise Holländerin, die spurlos verschwindet. Jemand muss davon gewusst haben. Jemand hat sie umgebracht«, fuhr Clare fort. »Und jemand wusste, wo man sie vergraben muss.«
»Eigentlich müsste sie die schwangere Freundin des Bauunternehmers gewesen sein«, spekulierte Riedwaan. »Von der seine Frau nichts erfahren sollte. Er hat sie dort vergraben, kurz bevor das Fundament gegossen wurde.«
»Möglich. Aber bis jetzt habe ich nur ihr Kleid als Anhaltspunkt. Der Designer sagt, er hätte alle Frauen fotografiert, die seine Kleider kauften«, erklärte Clare. »Und ich habe jemanden gefunden, der eine Gesichtsrekonstruktion anfertigt. Wir können also wenigstens versuchen herauszufinden, wie sie aussah.«
»Normalerweise wird das als letztes Mittel angesehen«, sagte Riedwaan.
»Ich weiß. Aber ich habe nichts anderes in der Hand.Wenn sie Holländerin war, wird sich vielleicht jemand an sie erinnern.«
»Was ist mit deinem Film?«, fragte Riedwaan. »In dem sollte es doch eigentlich um alte Knochen gehen.«
»Tim Stone hat mir gemailt, dass er eine vorläufige Inventur der gefundenen Gebeine vorgenommen hat«, antwortete Clare. »Morgen drehen wir weiter.«
»Hey, genug Arbeit für einen Tag.« Er legte die Arme um sie und schob die Hände unter ihr Shirt. Küsste sie. Brachte sie aus dem Konzept. Mit seiner Berührung, der sie nie widerstehen konnte.
Ein Hund bellte – kurz, scharf, kehlig – und riss Clare aus dem Schlaf.
Drei Uhr morgens.
Sie drehte sich auf den Rücken und wartete ab. Aber der Hund war verstummt.
Riedwaans Arm lag über ihren Hüften. Selbst im Schlaf fesselte er sie ans Bett. Ein Auto fuhr vorbei, die Scheinwerfer schwenkten über die Zimmerdecke. Dann verhallte das Brummen, und der Raum versank wieder in Dunkelheit. Sie bewegte sich. Riedwaans Arm drückte fester auf ihre Hüfte. Seine Hand strich über ihren Bauch.
»Du bist viel zu verschlafen, um das durchzuziehen«, flüsterte sie.
»Gar nicht.«
»Lügner.«
Sie lauschte der Stille. »Ich muss irgendwann in meine Wohnung zurück«, flüsterte sie.
»Du könntest mich stattdessen auch heiraten«, murmelte er in ihren Nacken.
»Frag mich morgen früh noch mal.«
Aber er war schon wieder eingeschlafen.
Mittwoch
9. Februar
13
»Die ganze Sache explodiert.« Riedwaan marschierte durch die Tür und ließ die Zeitungen auf den Küchentisch fallen. Er hatte auch Milch, Weißbrot und eine Grapefruit gekauft. »Ich weiß nicht, was die Leute mehr aufregt. Die Skelette oder die Tatsache, dass der Bau anscheinend ohne öffentliche Ausschreibung begonnen wurde.«
»Gallows Hill«, sagte Clare. »So viele unglückliche Geister. So viel Groll.«
»Phiri hat deinen Vorabbericht bekommen. Er ist begeistert. Und er hätte immer noch einen Job für dich, falls du einen willst.«
»Was hast du ihm geantwortet?«
»Dasselbe wie immer«, sagte Riedwaan. »Teamarbeit ist nicht dein Ding.«
»Das ist noch untertrieben«, bestätigte Clare.
Er steckte zwei Scheiben in den Toaster. »Willst du eine?«
»Ich nehme die Grapefruit.«
»Tut mir leid, aber das war das einzige frische Obst, das sie so früh im Café hatten.«
»Mir reicht das.«
»Dafür habe ich dir Cashews
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