Galgenberg: Thriller (German Edition)
wissen.«
»Passen Sie auf sich auf.« Riedwaan reichte ihr einen Zettel. »Das hier ist Goodman Langas Nummer. Er ist nicht mehr bei der Polizei. Aber das könnte von Vorteil sein.«
»Mir passiert schon nichts, Boss«, lächelte Rita. »Ich erledige nur den Papierkram. Dann komme ich zurück, und Sie können wieder den Macho spielen.«
Sie verschwand in der Menge auf dem Weg zum Nachmittagsflug nach Jo’burg.
Riedwaan zog an seiner Zigarette, aber das mulmige Gefühl wollte sich nicht legen. Er fuhr zurück, an den Rindern vorbei, die am Rand der Schnellstraße grasten.
Auf halbem Weg zurück in die Stadt schaltete er das Handy ein. Es läutete sofort.
»Clare«, sagte er.
»Hier herrscht das Chaos, Riedwaan.« Er konnte sie kaum über dem Lärm im Hintergrund verstehen. »Du musst sofort herkommen. Seit Phiris Pressekonferenz ist die Situation am Gallows Hill völlig außer Kontrolle geraten. Ich habe das schon geahnt, und jetzt hat Waleed Williams alles zu seinem Vorteil gedreht.«
Riedwaan zog das Blaulicht unter dem Sitz hervor und drückte es aufs Autodach. Die Sirene öffnete die Fahrspur vor ihm.
Am anderen Ende der Ebenezer Road qualmte ein Reifen. Der Asphalt war mit Steinen übersät. Uniformierte Polizisten hatten eine menschliche Mauer rund um die Baustelle errichtet, und die vorderste Reihe hatte die Schilder erhoben. Überall lauerten Journalisten, eine Crew von e.tv, zwei Reporter der SABC, während Waleed Williams Visitenkarten verteilte und anbot, Interviews zu geben. Am Gallows Hill war eine Explosion zu hören. Die Pressemeute drehte sich wie ein Mann zu dem Lärm um, und die Polizei rückte gegen die Bauarbeiter vor, die die Baustelle besetzt hielten.
Flankiert von seinen Bodyguards, schlenderte Waleed Williams lässig auf den Hummer zu, der mit laufendem Motor auf dem Gehweg stand.
»Hast du Angst, dich hier allein zu zeigen, Hond?«, fragte Riedwaan und brachte Williams damit zum Stehen. Der Pitbull knurrte.
Williams zog eine Zigarre aus der Jackentasche, und der Mann zu seiner Linken zückte ein Feuerzeug.
»Sie sollten sich lieber um Ihre kleine Freundin kümmern. Für mich sieht das so aus, als würde da was zwischen ihr und diesem Kameramann laufen, nè , Jungs?« Williams stieß eine Rauchwolke aus. »Ich würde mir so was nicht gefallen lassen, wenn das meine Frau wäre.«
»Das hier betrifft nur Sie und mich, Hond«, entgegnete Riedwaan.
»Ich weiß, wo Sie aufgewachsen sind, Faizal«, sagte Williams. »Auf den gleichen Straßen wie ich. Nur, dass Ihre Mutter geglaubt hat, sie wäre was Besseres. Trotzdem ist sie jeden Samstagabend von ihrem Mann verprügelt worden, genau wie alle anderen.«
»Lassen Sie meine Mutter da raus.«
» Jou ma se poes«, sagte Williams leise.
»Man kann einen Farbigen aus den Flats holen«, erwiderte Riedwaan. »Aber niemals die Flats aus dem Farbigen.«
»Das gilt für uns beide«, meinte Williams. »Also ersparen Sie mir diese Scheiße. Ich weiß genau, welchen Knopf ich bei Ihnen drücken muss. Aber jetzt, da Sie hier vor mir stehen, sieht es für mich ganz danach aus, als wäre alles so, wie es der Doktor verschrieben hat. Ich bin Geschäftsmann. Ich gehe keine unnötigen Risiken ein.«
Engel, der Journalist von der Son , tauchte neben ihm auf. »Macht Ihnen Captain Faizal Ärger, Mr Williams?«, wollte er wissen.
»Ich glaube, Captain Faizal macht sich zu viele Sorgen, wer ihm mit seiner Süßen Ärger macht, als dass er mir welchen machen möchte.«
»Ich kriege Sie schon noch, Hond«, sagte Faizal. »Sie haben vielleicht mehr Schlägertrupps, aber ich habe das Hirn.«
»Danke, Captain«, warf Engel ein. »Das gibt eine großartige Schlagzeile: Die Reaktion des SAPS auf die Unruhen am Gallows Hill.«
»Lecken Sie mich, Engel.« Riedwaan rief einen Verkehrspolizisten herbei. »Officer, verpassen Sie dem Mann einen Strafzettel wegen Falschparkens.« Er deutete auf den Hummer. »Und jetzt lassen Sie mich vorbei.«
Der nervös wirkende Verkehrspolizist führte ihn auf die Baustelle. Dort sah es aus wie im Gazastreifen an einem schlechten Tag. Riedwaan suchte sich einen Weg durch die Trümmer zu dem Schuppen, in dem die Knochen gelagert wurden.
»Ein Tsunami der Ignoranz«, urteilte Stone, als er die Verwüstung sah. Die Fundstücke von den umgekippten Tapeziertischen lagen überall verstreut, die ordentlich beschrifteten Kartons und präzisen Notizen waren durcheinandergeworfen worden. Er selbst war mit Verdacht auf
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