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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Pedro, »könnte man fast meinen, wir machen hier Aufnahmen für die Nachrichten, nicht für einen Dokumentarfilm.«
    Er baute die Kamera neben dem Graben auf und filmte ihn. Die Archäologen hatten den ursprünglich planierten Bereich vermessen und abgesteckt, und der gestrige Knochenhaufen war abtransportiert worden.
    Das Absperrband flatterte im Wind, und an der Stelle, wo die Kiste geborgen worden war, klaffte ein unregelmäßiges Loch.
    »Hier lag wohl die Frau begraben«, meinte Pedro und schwenkte mit der Kamera langsam über das Gelände.
    »Ja«, bestätigte Clare, den Blick auf die verbliebenen Mauern des Lagerhauses gerichtet. Dann sagte sie zu Pedro: »Da drüben. Das sieht aus, als hätten dort Buchstaben gehangen. Offenbar sind sie irgendwann abgefallen, aber man kann immer noch einen Schatten erkennen. Jedenfalls, wenn die Sonne im richtigen Winkel steht. Gestern ist mir das nicht aufgefallen.«
    Pedro zoomte die beiden Mauern heran und verstärkte den Kontrast.
    »Es ist eine Namensliste. Tavern of the Seas, Cape to Cairo Trading«, las er ab.
    »Die hier«, sagte Clare und ging darauf zu. »Carnarvon noch was. Woher kenne ich diesen Namen?«
    »So heißt ein Dorf im Karoo«, sagte Pedro.
    »Das müssen ein paar der ursprünglichen Mieter sein.« Clare notierte sich die Namen. »Interessant.«
    »Stimmt, das ist alles sehr interessant.« Tim Stone trat hinter einer Abschirmung hervor, die die Polizei für die Archäologen errichtet hatte. »Vielleicht sogar zu interessant. Die Pressekonferenz scheint alles nur verschlimmert zu haben  – wenn man danach geht, was man im Radio hört. Einer meiner Amerikaner wurde heute Morgen angegriffen. Er ging alleine nach draußen, und jemand warf mit einem Backstein nach ihm. Der Kopf wurde nicht getroffen, aber er hat jetzt einen hässlichen blauen Fleck auf der Schulter.«
    »Haben Sie die Radioberichte gehört?«, fragte Clare.
    Stone sah sie unglücklich an. »O ja, und dass man uns als Grabräuber bezeichnete, war dabei vergleichsweise schmeichelhaft. Diesmal hat es Faizal eindeutig geschafft, ins sprichwörtliche Hornissennest zu stoßen.«
    »Also, an diesem Schlamassel ist er ausnahmsweise nicht schuld«, sagte Clare.
    »Ob durch eigene Schuld oder nicht, jedenfalls hat er jetzt den Schlamassel«, bekräftigte Stone. »Und ich hoffe, er weiß, wie er ihn beseitigen kann. Da drüben stehen ein paar Bauarbeiter. Die toben natürlich. Zehn Jahre ohne Job, und dann müssen sie die Arbeiten einstellen, weil wir ein paar alte Knochen finden. Und übrigens bin ich ziemlich sicher, dass ich gesehen habe, wie diese Sicherheitsleute aus Johannesburg mit ihnen geredet haben.«
    »Waleed Williams?«, fragt Clare. »Als ich vorhin vorbeigefahren bin, habe ich seinen Hummer gesehen.«
    »Genau der«, bestätigte Stone. »Wieder mit diesem fiesen Hund im Schlepptau. Ich wüsste wirklich gern, wo er jetzt steckt.«
    »Was haben Sie mit den Skeletten getan, die sie bei den Ausgrabungen gefunden haben?«, fragte Pedro. »Ich würde gern ein paar Aufnahmen davon machen.«
    »Wegen der Proteste können wir sie nicht wegbringen«, erklärte Stone. »Wir haben die Knochen, die von dem Bulldozer freigelegt wurden, in den alten Schuppen da drüben gebracht.« Er deutete darauf. »Da drinnen ist es kühl. Und im Moment analysieren wir einfach alles, was wir bisher gefunden haben. Damit sind wir beschäftigt, bis jemand eine Entscheidung fällt, was mit den Überresten geschehen soll.«
    »Aber Sie exhumieren keine weiteren Toten mehr?«, fragte Clare, während sie auf den Schuppen zugingen.
    »Im Moment nicht. Wir haben die Knochenstücke eingesammelt, die wir im Schutt gefunden haben, und außerdem die kompletten Skelette, die von den Arbeitern freigelegt wurden. Hier, ich zeige sie Ihnen.« Damit stieß er die Tür zum Schuppen auf.
    Drinnen war es düster. Die Steinmauern dämpften die Rufe der Menge in der Ebenezer Road.
    Die Knochen waren ausgelegt worden. Hier die länglichen Knochen  – Oberschenkel, Oberarm, Elle, Speiche. Knochen, aus denen sich das Alter der Toten erschließen ließ. Dort ein Stapel festerer Knochen  – Becken, Schädel  –, die das Geschlecht der Person und manchmal auch ihre Herkunft verraten würden. Asien, Europa, Ost- oder Westafrika oder die südwestliche Spitze des Kontinents.
    In der Mitte des Schuppens lagen die fast kompletten Skelette. Zwei männliche Skelette waren auf einer Trage ausgelegt worden, beide mit Fußschellen um die

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