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Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Titel: Galgenfrist für einen Mörder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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stören als nötig.« Er nahm Platz, vor allem, um seine Bereitschaft zu bekunden, so lange zu bleiben, bis alles geregelt war.
    Ballinger setzte sich ebenfalls. Das nicht zu tun wäre einer unausgesprochenen Bitte an Rathbone gleichgekommen, das Haus zu verlassen.
    Rathbone packte den Stier gleich bei den Hörnern. Die Sache noch länger hinauszuschieben würde nichts erleichtern. »Der Fall Phillips brennt mir immer noch auf den Nägeln«, gestand er. Er sah, dass sich Ballingers Züge anspannten, wenn auch so geringfügig, dass man es für einen Lichteffekt halten konnte. »Dass ich die Motive der Polizisten in Zweifel gezogen habe, war im Prinzip richtig. Mehr noch, das ist eine Taktik, die man bei jedem Fall ins Auge fassen muss.«
    »Du hast die Verteidigung des Mannes brillant aufgebaut und abgeschlossen«, lobte ihn Ballinger. »Daran ist nichts, was auch nur im Entferntesten fragwürdig wäre. Ich verstehe nicht, was dich jetzt noch stören könnte.« Doch kaum hatte er das gesagt, verriet ihn sein Gesicht; er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Seine Worte boten Rathbone einen Ansatz, den er sich sonst mühsam hätte schaffen müssen.
    Ein leises Lächeln spielte um Rathbones Lippen. »Ich habe natürlich peinlich genau darauf geachtet, Phillips nicht direkt zu fragen, ob er schuldig ist. Ich verhielt mich einfach so, als ob er es nicht wäre. Nun gut, dazu war ich ja auch verpflichtet. Aber jetzt neige ich immer mehr zu der Überzeugung, dass er tatsächlich der Mörder dieses Kindes ist …« Er sah Ballinger zusammenzucken, ignorierte das aber. »Und wahrscheinlich auch der Mörder einer Anzahl anderer Kinder. Ich weiß, dass die Wasserpolizei nach wie vor gegen ihn ermittelt, in der Hoffnung, eine andere Anklage zu begründen, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie diesmal bedeutend sorgfältiger zu Werke gehen wird.«
    Ballinger verlagerte kaum merklich das Gewicht.
    »Angenommen, sie bringt neue Punkte gegen ihn vor«, fuhr Rathbone fort, »wird dein Mandant dann wieder wünschen, dass du dich darum kümmerst? Oder, wenn ich mich deutlicher ausdrücken darf: Ist diese Ehrenschuld nun abgetragen, oder erstreckt sie sich auf die unbegrenzte Verteidigung von Jericho Phillips, wie immer die Anklage lautet?«
    Ballinger errötete, und sofort bekam Rathbone Schuldgefühle, weil er ihn in eine derart peinliche Lage brachte. Eine Fortsetzung der Freundschaft zwischen ihnen war damit praktisch ausgeschlossen. Er hatte eine Grenze überschritten, und das würde man ihm nie vergessen. Dieser Preis war hoch – sein Gegenüber war der Vater seiner Frau. Aber wenn er seine eigenen moralischen Prinzipien um der Bequemlichkeit willen verbog, welchen Wert hatten sie dann noch? Sie zu einem Gebrauchsgegenstand zu degradieren hieße nicht nur, seine Hochachtung und Wertschätzung für Ballinger zu beschädigen, sondern auch, jede andere Beziehung zu beflecken, vielleicht sogar die zu Margaret. Kurz, jetzt konnte er nicht mehr zurückweichen.
    »Wenn du nicht für ihn antworten kannst, was vollkommen verständlich, vielleicht sogar angemessen wäre, darf dann ich selbst mit ihm sprechen?« Das hatte er die ganze Zeit gewollt. Dass der Mann, der bereit war, Phillips’ Verteidigung zu bezahlen, auf Anonymität beharrte, hatte ihn von Anfang an gestört. Nun, da sich ein noch viel finstereres Bild von Phillips’ Gewerbe abzeichnete, beunruhigte ihn dieser Umstand noch mehr. »Wer ist es?«
    »Das kann ich dir leider nicht sagen«, erwiderte Ballinger. Er verriet kein Flackern, keinen Hauch von Unsicherheit. »Diese Angelegenheit erfordert absolute Vertraulichkeit, und ich kann es dir bei meiner Ehre nicht sagen. Ich werde ihn natürlich von deiner Sorge in Kenntnis setzen, doch könnte das meiner Ansicht nach verfrüht sein. Die Flusspolizei hat Phillips weder verhaftet noch mit neuen Beschuldigungen belastet. Selbstverständlich bekümmert sie das Scheitern der Klage und der sich daran anschließende Verdacht, dass der verstorbene Kommandant Durban von fragwürdiger Kompetenz, wenn nicht sogar von unwürdigem Verhalten war.« Er hob in einer kleinen Geste des Bedauerns die Hände. »Es ist äußerst ungünstig für ihren Ruf, dass ihr neuer Offizier, Monk, anscheinend aus dem gleichen Holz geschnitzt ist. Aber wir können nicht die Gesetze ändern, um sie den Schwächen derer anzupassen, die sie verwalten. Ich bin sicher, dass du zu den Ersten gehören wirst, die mir darin zustimmen.«
    Ein winziges

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