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Galgentochter

Galgentochter

Titel: Galgentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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hattest recht», erwiderte Gustelies. «Die Hure ist ermordet worden.»
    «Bist du sicher? Wusste der Hurenmeister mehr?»
    Gustelies rieb sich die Knie und schüttelte den Kopf. «Nichts wusste er, der Trottel. Er hat nur gesagt, dass die Hure bei ihm war und um Obdach gebeten habe. Der Teufel sei hinter ihr her, hat sie gejammert, doch der herzlose Hurenknecht hat sie weggescheucht. Jetzt jammert er über seine Schuld und konnte sich gar nicht genug anklagen. Pater Nau hat ihm regelrecht den Mund verbieten müssen. Fest steht aber, dass der armen Hure jemand auf den Fersen war. Jemand, vor dem sie Todesangst hatte.»

Kapitel 6
    «Du bist zu alt!»
    Das Mädchen hörte die Stimme der Hurenmeisterin, sah, wie sich die Mutter unter diesen Worten duckte, als wären es Schläge.
    «Noch habe ich Freier», erwiderte die Mutter.
    «Ha! Schöne Freier hast du! Dem einen guckt die Franzosenkrankheit schon aus den Augen, der andere hat nur noch ein Ohr, den will sonst keine.»
    «Aber ich bringe mein Geld.»
    «Viel zu wenig, meine Liebe. Die anderen füttern dich mit durch. Damit ist Schluss. Ich gebe dir noch zwei Wochen, dann bekommt eine andere deine Kammer. Es sei denn, du denkst dir etwas aus.»
    «Wo soll ich denn hin?», fragte die Mutter weinerlich. «Soll ich etwa auf der Straße verhungern? Im Winter erfrieren?»
    «Ist mir gleichgültig.»
    «Ich könnte mich in der Küche nützlich machen, wenn du mich bleiben ließt. Das Haus könnte ich scheuern, den jungen Huren Hilfe leisten, am Abend bedienen.»
    «Zu alt bist du, zu verbraucht, zu dreckig. Junges Blut wollen die Männer. Unverdorbene, reine Ware.»
    Die Mutter griff nach der Hand der Hurenmeisterin. «Bitte, du kannst mich doch nicht einfach so verrecken lassen.»
    «Kannst dich ja als Magd verdingen.»
    «Als Magd? Niemand nimmt eine wie mich. Als Wanderhure werde ich enden. Auf der Straße. Geprügelt, vergewaltigt, halb verhungert, verdurstet, erfroren.»
    «Hättest dich beizeiten kümmern müssen. Junges Blut, sagte ich. Hast ja gewusst, dass du alt wirst.»
    Die Hurenwirtin riss ihre Hand aus der der Mutter und wischte sie am Kleid sauber.
    «Das Mädchen», flüsterte die Mutter. «Sie ist jetzt dreizehn Jahre alt. Du könntest sie nehmen. Eine Jungfrau bringt viel Geld. Genug, um die Kammer für Monate bezahlen zu können. Wir arbeiten zusammen. Mutter und Tochter. Das wäre doch was. Das bringt doch Geld ein.»
    Das Mädchen erschrak. Ihr Inneres wurde kalt wie Eis. Seit damals, als die Mutter ihren Kopf in den stinkenden Zuber getaucht hatte, hatte sie niemals mehr Angst gespürt. Sie erstarrte seither einfach, unfähig, zu denken, zu sprechen, sich zu regen. So wie jetzt.
    Die Hurenwirtin kam näher, griff dem Mädchen unters Kinn und zwang ihren Kopf nach oben. «Hübsch ist sie nicht. Und viel dran ist auch nicht an ihr», bemerkte sie.
    «Man kann sie zurechtmachen. Die Brüste zusammenschnüren, sodass sie nach oben rausdrücken. Ihre Haut ist sehr zart, und sie ist gehorsam.»
    Die Hurenwirtin stieß das Mädchen aufs Bett, schlug ihm die Röcke hoch. «Mach die Beine breit!»
    Das Mädchen biss sich auf die Lippen. Sie konnte sich noch immer nicht bewegen. Da griff die Hurenwirtin nach ihren Schenkeln und drückte sie auseinander.
    «Hmm. Bist du sicher, dass sie noch Jungfrau ist?»
    «Natürlich», erwiderte die Mutter. «Ich habe sie gehütet wie meinen Augapfel. Einen ganzen Gulden wirst du für ihre Unschuld kriegen können.»
    «Gut», erklärte die Hurenwirtin und besah noch einmal gründlich den Schoß des Kindes. «Mach sie bereit. Übermorgen ist es so weit.»
    Die Mutter nickte und geleitete die Hurenwirtin unter allerlei Artigkeiten zur Tür.
    «Lass die Sprüche», fuhr die Hurenmeisterin sie an. «Sieh zu, dass der Mann auf seine Kosten kommt, der sie nimmt. Wenn sie sich anstellt, fliegt ihr beide.»
    Das Mädchen lag noch immer mit gespreizten Beinen auf dem Bett, als die Mutter die Tür hinter der Meisterin schloss und ans Bett trat.
    «Wird Zeit, dass du auch für unseren Unterhalt arbeitest», sagte sie. «Hab dich schließlich jahrelang mit durchgefüttert. Hattest ein gutes Leben hier.»
    Sie schlug dem Mädchen die Röcke hinunter und zerrte sie vom Bett. «Zeig deine Haare her.»
    Sie fuhr dem Mädchen mit den Fingern durch das Haar, das von einem stumpfen Braun war und ihr bis zu den Hüften reichte, schnickte einige Läuse weg. «Dein Haar muss glänzen und gesund aussehen.»
    Die Mutter ging mit dem Mädchen zum

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