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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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lehnen und da hat sie nachgegeben.« Mirna hielt kurz inne. Dann fügte sie an: »Und das, obwohl niemand hier ist. Da stimmt doch was nicht.«
    Das gab Erik zu denken.
    Sollte die Tür zur Turnhalle offenstehen, ging es dort tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu. Aber deshalb seinen Chef anrufen – diese Blöße wollte er sich nicht geben. Denn Mirnas Aussage wollte er nicht so einfach Glauben schenken. Lieber schaute er selbst nach, bevor er die Pferde scheu machte.
    »Okay! Ich bin gleich bei dir.«
    Er legte auf, zog sich an und steuerte seinen BMW an, der ihn in kürzester Zeit nach Saarlouis brachte.
    Das Schulgebäude lag verlassen da – genauso, wie Mirna es beschrieben hatte. Erik parkte vor den Turnhallen, stieg aus und wartete einige Sekunden, bis er sich an den Temperaturunterschied zwischen seinem Wageninnern und draußen gewöhnt hatte. Die Hitze war enorm, und das schon seit Tagen. Eigentlich ein Sommer ganz nach seinem Geschmack. Nur warum wollte es ihm nicht gelingen, sich daran zu erfreuen?
    Mit schweren Schritten steuerte er die enge Passage zwischen der alten und der neuen Turnhalle an, die zum Sportplatz führte, der direkt an den Schulhof angrenzte.
    Das Geräusch, das er hörte, passte nicht zu dem leeren Schulhof. Erschrocken drehte sich Erik um. Doch da war es schon zu spät.
    Mirna sprang auf seinem Arm, presste ihre Lippen auf seine und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die Erik überrumpelte.
    »Was soll das?« Mit Mühe gelang es ihm, sich von ihr zu befreien. »Du hast mich schon wieder reingelegt.«
    »Nein.« Mirna zog einen Schmollmund. »Ich bin ganz allein. Und ich bin so froh, dass du gekommen bist, weil ich mich gefürchtet habe.«
    »Danach sah deine Begrüßung aber gerade nicht aus.«
    Mirna streckte die Zunge raus, leckte sich genüsslich über die Lippen und schnurrte: »Lass uns reingehen. Hier draußen kommen wir ja um vor Hitze.«
    Sie stieß die Tür auf und verschwand im Inneren.
    Erik rief: »Verdammt, Mirna. Du musst vorsichtig sein.«
    Statt einer Antwort hörte er ein unterdrücktes Stöhnen aus dem Innern der Turnhalle.
    »Komm sofort wieder raus!«, befahl er erschrocken
    Keine Antwort.
    Der Schritt vom grellen Sonnenlicht in die Dunkelheit der Turnhalle ließ Erik für einige Sekunden fast erblinden. Er sah Mirna nicht kommen, spürte nur ihre Hände, die ihn umklammerten.
    Langsam gelang es ihm, wieder Konturen zu erkennen. Er befreite sich aus ihrer Umarmung. Im gleichen Moment bildete sich etwas in seinem Augenwinkel ab, was seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    »Was ist?«
    »Wir sind nicht allein«, flüsterte er und schob Mirna hinter ein Turngerät, das wie ein großer Baukasten aussah.
    »Blödsinn. Der versoffene Laug hat einfach nur vergessen abzusperren.« Mirna wehrte sich gegen seinen starken Griff, aber vergebens.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Jeder hier weiß, dass er in den hinteren Räumen irgendwo seinen streng geheimen Biervorrat hat.«
    Endlich hatten sich Eriks Augen an das schummrige Licht in der Turnhalle gewöhnt. Dann erkannte er es. Mitten in der großen Halle saß jemand auf einem Stuhl.
    Er wollte nicht glauben, was er da sah.
    Es war der Mathelehrer Günter Laug.
    Die Hände und Füße an den Stuhl gefesselt – mit einer Bierflasche im Mund.
    Hastig stürmte Erik auf den Mann zu. Er lebte noch, das konnte Erik deutlich erkennen. Günter Laug zuckte am ganzen Körper und rollte seine Augen in alle Richtungen.
    »Ich helfe Ihnen«, rief er und wollte ihm die Flasche aus dem Mund ziehen.
    Plötzlich legte sich ein Schatten über ihn und den Mathelehrer. In der gleichen Sekunde spürte Erik einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf.

Kapitel 65
    »Wir brauchen Informationen aus Saarlouis im Jahr 1968!« Mit diesen Worten stürmte Jürgen Schnur ins Büro der Kriminalpolizeiinspektion.
    Andrea hatte die Tür zu ihrem Zimmer offenstehen. Ohne sich von ihrem Platz zu erheben, rief sie: »Sag nur, unser ehemaliger Chef konnte aus dem fernen Frankreich den entscheidenden Hinweis geben?«
    Schnur war so überrascht, dass er abbremste, sich umdrehte und auf sie zutrat mit der Frage: »Woher weißt du, dass ich mit Kullmann gesprochen habe?«
    »Ich sehe es dir an.«
    »Du solltest deine hellseherischen Fähigkeiten für unsere Ermittlungen einsetzen«, murrte Schnur. »Anstatt bei deiner Analyse über mein Verhalten.«
    »Bloß nicht sauer sein!«
    »Schon gut«, beschwichtigte Schnur sofort wieder und fügte an: »Du musst Akten

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