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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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weiterhelfen. Leider fand man in der gleichen Nacht eine junge Frau, die sich in der Saar ertränkt hatte. Sie war die Mutter der beiden. Das konnte zweifelsfrei festgestellt werden.«
    »Wer hat die Buben adoptiert?«
    »Ferdinand wurde von der Grundschullehrerin in Picard adoptiert. Sie hieß Marlene Recktenwald. Mittlerweile verstorben.«
    »Und der andere Junge?«
    »Friedolinus wurde von einer Lehrerin der Schule im Vogelgesang in Saarlouis adoptiert. Sie hieß Anita Kalkbrenner – auch schon tot.«
    »Merkst du was?«, fragte Schnur.
    »Nein. Was?«
    »Beide wurden von Lehrerinnen adoptiert.« Schnur schaute Esther vielsagend an. »Dort könnte vielleicht ein tief verwurzelter Hass auf Lehrer liegen.«
    »Stimmt. Aber wie hilft uns das weiter?« Esther stutzte.
    »Eigentlich gar nicht«, gab Schnur zu. »Oder gibt es Auffälligkeiten bei dem Dahinscheiden der beiden Mütter?«
    »Nein. Marlene Recktenwald starb an Krebs und Anita Kalkbrenner war mit ihrem Auto verunglückt. Zweifelsfrei ein Unfall«, las Esther aus den Papieren vor. Als Schnur nichts mehr sagte, fragte sie: »Warum brauchtest du so dringend diese Unterlagen?«
    »Ich habe den Verdacht, dass wir den falschen Mann haben«, gestand Schnur.
    »Daher deine schlechte Laune.« Esther verstand.
    »Hast du noch mal versucht, Erik zu erreichen?«
    »Ja. Immer die Mailbox.«
    »Scheiße«, fluchte Schnur so laut, dass Anton und Andrea herbeigelaufen kamen. »Erik weiß noch gar nichts davon, dass wir den Falschen festgenommen haben.«
    »Aber wir wissen es doch auch nicht«, gab Andrea zum Besten. »Nur weil dir Fred Recktenwald als Verdächtiger nicht gefällt, muss das noch lange nichts an den Tatsachen ändern.«
    »Da hast du auch wieder Recht«, gab Schnur zu. »Trotzdem hätte ich jetzt gern ein Lebenszeichen von Erik.«

Kapitel 68
    Seine Luft wurde knapp. Erik spürte einen quälenden Druck am Hals. Er fuhr sich mit beiden Händen dorthin. Was er ertastete, löste eine panische Angst in ihm aus.
    Eine Schlinge war um seinen Hals gelegt.
    Plötzlich spürte er einen schrecklichen Schmerz, als wollte ihm jemand das Genick brechen. Mit beiden Händen griff er unter den Strick, wollte ihn losreißen, doch er packte es nicht. Er spürte, dass er an diesem Strick mit seinem gesamten Gewicht hochgezogen wurde. Seine Füße strampelten, während er verzweifelt versuchte, seinen Hals aus der Schlinge zu befreien. Unter seinen Füßen tauchte etwas Festes auf. Hastig stellte er sich darauf. Der Druck am Hals ließ nach. Er schaute nach unten und sah, dass er mit einem Fuß auf dem schmalen Holz eines Barrens stand. Schnell schob er den anderen Fuß direkt dahinter.
    Da fiel sein Blick auf einen Mann, der ihn hämisch anlachte.
    Wie Schuppen fiel es Erik von den Augen. Warum hatte er nicht schneller geschnallt, wer dieser Mann war? Vor ihm stand der angebliche Professor, mit dem sich Mirna an der Uni in Saarbrücken auf dem Parkplatz gestritten hatte. Erik hatte Mühe, darüber nicht die Nerven zu verlieren. Er musste zusehen, dass er den Mann zur Vernunft bringen konnte, wollte etwas sagen, aber kaum setzte er dazu an, wurde der Druck auf den Strick stärker und kein Ton kam heraus.
    »Du sollst die Klappe halten!« Lautes Lachen hallte durch den hohen, großen Raum. »Jetzt, wo du gesehen hast, in welcher Situation du dich befindest, kann ich dir versichern, dass ich der einzige bin, der hier redet.«
    Der Druck wurde noch stärker.
    Erik umklammerte verzweifelt die Schlinge. Seine Füße gelangten nur noch mit den Zehenspitzen auf den schmalen Barren.
    »Weißt du, du könntest Mirnas Vater sein. Oder Großvater?«
    Erik wollte nicht hinhören. Aber das gelang ihm nicht. Dieser Mann sprach dafür viel zu laut.
    »Aber keine Hemmungen, meine Tochter anzutatschen, du alter geiler Sack.«
    Erik versuchte, sich nur auf seine Atmung zu konzentrieren. Er durfte jetzt nicht darüber nachdenken, dass Mirna ihn vermutlich von Anfang an verarscht hatte – dass alles, was dieses junge Ding ihm vorgemacht hatte, ein abgekartetes Spiel war.
    »Aber ich kann dir versichern, ich passe gut auf meine Tochter auf.«
    Erik stieß ein Stöhnen aus.
    »Als dieser Bertram Andernach meiner Tochter genau dasselbe angetan hat wie mir vor vierundzwanzig Jahren – da habe ich rot gesehen. Da konnte ich doch nicht einfach zusehen. Oder wie siehst du das?«
    Erik konnte ihm nicht antworten – so gerne er das auch täte. Egal, wie verfahren seine Situation war, dieses

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