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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Sie dort gefunden haben.«
    »Nein«, widersprach Recktenwald mit einer stoischen Ruhe, dass Schnur nicht mehr wusste, wen er anzweifeln sollte: sich selbst oder sein Gegenüber.
    »Wer ist die Tote?«
    »Mathilde Graufuchs.«
    Recktenwalds Staunen wirkte echt. Daran hatte Schnur keinen Zweifel. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der dürre Mann ihn an.
    »Sie kennen also Mathilde Graufuchs?« Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Sie war zweimal mit einer Schulklasse auf der Teufelsburg, um eine Führung von mir machen zu lassen.«
    »Vorher kannten Sie Mathilde Graufuchs nicht?« Bei dieser Frage spielte Schnur die Rolle des Advocatus Diaboli, um Recktenwald die Chance zu geben, seine Antwort zu überdenken.
    Doch die Chance hatte sich dieser verspielt, denn er schaute den Kriminalkommissar nur verständnislos an.
    »Wie in unserer Akte steht, war Mathilde Graufuchs Ihre Lehrerin am Max-Planck-Gymnasium«, halft Schnur ihm auf die Sprünge. »Haben Sie das vergessen?«
    Eine Weile geschah nichts, bis Fred Recktenwald sein Gesicht zu einem Grinsen verzog. »Stimmt! Die alte Schachtel – sie war mir damals schon alt vorgekommen.«
    »Und das fällt Ihnen erst jetzt ein?«
    »Wissen Sie was? Ich habe diese alte Hexe aus meinem Gedächtnis gestrichen«, gab Fred Recktenwald böse zurück. »Das ist nämlich das Einzige, was ich von dieser Alten jemals gelernt habe.«
    »Hier steht, dass die Lehrer Bertram Andernach und Mathilde Graufuchs Einträge über Ihre schulischen Leistungen gemacht haben, womit sie Ihnen jegliche Chance auf die Mittlere Reife genommen haben«, präzisierte Schnur. Es gefiel ihm nicht, wie aalglatt sich der Befragte aus allem herauswinden konnte.
    »Die Zeit auf dem Gymnasium war meine schrecklichste«, gab Recktenwald locker und gelassen zu. »Meine Mutter war Grundschullehrerin an der Picarder Wackenbergschule. Und sie hat darauf bestanden, mich für das Gymnasium als tauglich hinzustellen. Nur deshalb war ich auf dieser Schule, auf der ich maßlos überfordert war. Die Hauptschule wäre für mich geeigneter gewesen.«
    Jetzt zog es Schnur den Boden unter den Füßen weg. Mit wem hatte er es hier zu tun? Welcher Mann gab freiwillig zu, für eine bestimmte Schule zu doof gewesen zu sein?
    Auch Andrea bewegte sich unruhig neben ihm auf dem Stuhl. Die Stille, die eingetreten war, nutzte sie zu fragen: »Sie wollen also behaupten, dass die Lehrer damals richtig gehandelt haben, als sie Ihnen das Leben schwermachten?«
    Recktenwald starrte die Kommissarin eine Weile an, bis er antwortete: »Das behaupte ich nicht. Die Lehrer haben sich einen Spaß daraus gemacht, mich zu blamieren. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt.«
    »Wer hat noch an diesen Denunzierungen teilgenommen?«, fragte Schnur.
    »Damals waren da noch so alte Lehrer wie Hornbecker, oder Mischke, oder Laug.«
    »Günter Laug?«
    »Ja. So hieß er.«
    Schnur staunte. Dem Alkoholiker Laug hätte er solche Gemeinheiten gar nicht zugetraut. Aber auch Recktenwald führte ihm etwas vor, was ihm fremd war. Seine Menschenkenntnis zeigte in diesem Augenblick erhebliche Schwächen auf, was Schnur nervös machte.
    »Und solche Menschen wollen Sie aus dem Gedächtnis gestrichen haben«, meinte er vorwurfsvoll.
    »Sie verstehen hier etwas nicht«, entgegnete Recktenwald lächelnd. »Mathilde Graufuchs war der Meinung, dass man Schüler wie mich aus dem Gedächtnis streichen sollte. Sowas nannte man damals wohl noch pädagogische Maßnahme. Aber mich hat es verletzt. Und die einzige Methode, es dieser Alten gleichzutun, war, dass ich sie ebenfalls aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.«
    »So wirkungsvoll, dass Sie sie wirklich vergessen haben?«
    »Wenigstens das ist mir gelungen.«
    »Wir finden Bertram Andernach erhängt auf, und einige Tage später Mathilde Graufuchs – ihre genaue Todesursache wissen wir noch nicht. Beide Lehrer haben Ihnen das Leben schwer gemacht. Da drängt sich mir doch der Gedanke auf, dass Sie diese Menschen keineswegs einfach so vergessen haben, wie Sie mir weismachen wollen. Im Gegenteil: Sie haben ein starkes Motiv für den Mord an diesen beiden Lehrern.«
    »Ach was«, wehrte Fred Recktenwald ab. »Nach so vielen Jahren? Da wäre mein Leben aber sehr langweilig gewesen, wenn ich mich über vierundzwanzig Jahre nur mit Gedanken an meine Lehrer herumgeschlagen hätte.«
    »Soll heißen?«
    »Dass ich diese schreckliche Zeit aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.«
    Schnur

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