Galgentod
bestanden aus Massivholz, was den beiden Beamten sofort ins Auge stach.
»Ich hoffe, ich kann Ihnen weiterhelfen«, schnaufte er. »Mir liegt viel daran, dass Sie diesem grausamen und sinnlosen Morden ein Ende bereiten.«
»Uns liegt auch viel daran«, gab Esther zu verstehen. »Wir sind bei unseren Ermittlungen auf Namen von ehemaligen Schülern dieser Schule gestoßen, die nicht auf der Liste stehen, die uns Dr. Franzen zur Verfügung gestellt hat.«
Neugierig horchte Bellhaus auf. »Sie sprachen vorhin von Lara Ferringer und Dominik Jost«, erinnerte er.
»Stimmt. Auf diese beiden werden wir auch noch zu sprechen kommen. Aber zuerst möchte ich von Ihnen etwas über Yannik Hoffmann und Fred Recktenwald wissen.«
Das Staunen im Gesicht des stellvertretenden Direktors war groß. Er schnaufte und gab zu: »Tut mir leid. Diese Namen sagen mir nichts.«
»Haben Sie keine Datei in Ihrem Computer, in der die Namen der ehemaligen Schüler abgespeichert sind?«, fragte Esther mit Engelsgeduld.
»Ach, stimmt ja.« Dr. Bellhaus fasste sich an den Kopf. »Diese Tragödien in unserem Haus verwirren mich mehr, als ich geahnt hätte.«
Sofort ließ er den Rechner hochfahren.
Sie verharrten schweigend, während sich das Brummen des Computers in die Länge zog. Dann begann Dr. Bellhaus mit seinen dicken Fingern auf der Tastatur zu hämmern. Nach wenigen Sekunden kam eine Reaktion: »Yannik Hoffmann habe ich gefunden. Er hat das Abitur nach dem zweiten Versuch geschafft. Er ist seit zwei Jahren nicht mehr bei uns. Wie hilft Ihnen das weiter? Ist der Mann verdächtig?«
»Nein«, wehrte Erik schnell ab. »Wir wollen nur wissen, warum er beim ersten Mal das Abitur nicht geschafft hat.«
»Sein Punktedurchschnitt reichte nicht aus.«
»In welchem Fach?«
»In zwei Fächern: Deutsch und Geschichte.«
»Wer waren die Lehrer?«
Dr. Bellhaus erblasste. Es gelang ihm nicht, die Namen auszusprechen. Hörbar schnappte er nach Luft, bevor er fragte: »Sehen Sie darin etwa das Motiv, die Kollegen zu töten?«
»Was wir sehen und ermitteln, dürfen wir Ihnen nicht sagen, was Sie sicherlich verstehen«, erwiderte Esther mit einem Charme, der dem stellvertretenden Schulleiter jegliche Möglichkeit des Widerspruchs raubte. Lächelnd honorierte er Esthers Erklärung.
»Und was können Sie uns über Fred Recktenwald sagen?«
»Wie ist der richtige Vorname dieses Mannes?«, fragte Bellhaus. »Fred hört sich für mich nach einem Rufnamen an.«
»Ferdinand Recktenwald«, antwortete Esther.
Dr. Bellhaus schaute wieder auf seinen Bildschirm. Doch mit Bedauern meinte er: »Hier ist dieser Name nicht erfasst. Wann hat Ferdinand Recktenwald unsere Schule besucht?«
»Das war von 1978 bis 1984.«
»Das ist vierundzwanzig Jahre her.« Dr. Bellhaus brüllte fast. »Unsere Daten reichen nur zehn Jahre zurück.«
»Aber Sie haben doch ein Archiv«, stellte Erik mehr fest, als er fragte. Seine Ungeduld wuchs.
»Ja. Aber da gibt es ein Problem.« Dr. Bellhaus räusperte sich. »Unser Schulgebäude wurde im Jahr 1991 durch übermäßige Regenfälle stark beschädigt. Das war zum Glück in den Schulferien passiert und zwar an einem Wochenende. Als der Hausmeister seinen Dienst wieder antrat, war der Schaden sehr groß. Es hatte hauptsächlich die Räume betroffen, wo unser Archiv gelagert war. Sämtliche Akten sind durch Nässe zerstört worden.«
»Wie kann es in ein Archiv reinregnen?«
»Ganz einfach. Die Platten der Außenmauern sind eingestürzt. Das Archiv war sozusagen ungeschützt dem lang anhaltenden Regen ausgesetzt.«
Erik nickte, ohne zu verstehen, wovon Dr. Bellhaus sprach.
»Damit wollen Sie uns sagen, dass es keine Akten mehr über die Zeit vor 1991 gibt«, schaltete sich Esther ein, die ebenfalls erstaunt war.
»Richtig. Also kann ich Ihnen über Fred Recktenwald keine Informationen geben«, brummte Dr. Bellhaus. »Und an einen Schüler mit diesem Namen kann ich mich auch nicht erinnern. Vermutlich war er nicht mein Schüler.«
»Was unterrichten Sie?«
»Politik und Englisch.«
Esther bedankte sich und ließ sich von Dr. Bellhaus den Weg zu dem Klassenzimmer beschreiben, wo ihre nächste Befragung stattfinden sollte.
*
Der Lärm der Schüler drang laut durch die geschlossene Tür.
Erik und Esther warfen sich einen gequälten Blick zu. Wie laut würde es erst drinnen sein?
Die Schulklasse war extra an diesem freiem Tag in die Schule bestellt worden, weil die Polizei ihnen Fragen zum Verlauf der Teufelsburgführung
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