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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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festgenommen, um die Leute davon zu überzeugen, dass mit dem Waffen- und Drogenfund alles seine Richtigkeit hatte.
    Als ich am Vernehmungszimmer vorbeiging, konnte ich weder Costello noch Patterson in die Augen sehen.
    »Lassen Sie ihn telefonieren, dann kann er heute Nacht im eigenen Saft schmoren, und morgen versuchen Sie es wieder«, hörte ich Costello sagen.
    Patterson antwortete nicht. Als ich mich entfernte, war ich mir sicher, dass er mir hinterherstarrte.
    Williams und ich verbrachten einige Zeit damit, die Liste der Bauarbeiter durchzugehen, die Paddy Hannon uns gegeben hatte. Ich hatte zwei Uniformierte zur Baustelle geschickt. Sie sollten sich notieren, welche Bauarbeiter eine Tätowierung auf dem Unterarm hatten. Außerdem bearbeitete einer der Techniker in Letterkenny die Videoaufnahme für uns.
    Während Williams in der Zentrale in Dublin anrief, um Überprüfungen einiger möglicher Kandidaten von Paddys Liste zu veranlassen, wandte ich meine Aufmerksamkeit James Kerr zu. Auch wenn ich es für reine Zeitverschwendung hielt, musste ich versuchen, ihn wiederzufinden. Costello hatte es nun einmal angeordnet. Das Problem war nur, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich das angehen sollte. Ich wusste nicht, wo er wohnte, und seine Familie war schon vor langer Zeit weggezogen. Bereits morgens auf dem Weg zur Arbeit hatte ich über dieses Problem nachgedacht, und nun erinnerte ich mich auch an die Verbindung, die ich noch zu Kerr hatte. Ich besorgte mir das religiöse Traktat wieder, das er bei unserer Begegnung im Streifenwagen hatte liegen lassen, und notierte mir die Telefonnummer von Reverend Charles Bardwell.
    In der nächsten Stunde versuchte ich mehrfach, Bardwell telefonisch zu erreichen, und zwischendurch suchte ich nach nützlichen Informationen über Paddy Hannons Bauarbeiter – beides ohne Erfolg. Die Wache hatte sich geleert, die Leute waren alle zum Mittagessen gegangen; die Hintertür stand offen, damit ein wenig frische Luft hereinkam. Ich stand draußen vor der Tür und rauchte eine Zigarette, als Helen Gorman, eine Uniformierte, die gerade ihre Ausbildung beendet hatte, erschien. Sie wirkte ausgesprochen verärgert.
    »Sind Ihre Telefone hier alle kaputt oder was?«, fragte sie mit erhitztem Gesicht; ihre Haare hingen zerzaust aus ihrer Mütze herunter.
    »Das Telefon hat nicht geklingelt«, sagte ich, schnippte die Kippe in den Rinnstein und ging wieder hinein. Mir fiel auf, dass ich den Hörer nach meinem letzten Versuch, Bardwell zu kontaktieren, nicht richtig aufgelegt hatte. Die Polizeiwache war tatsächlich eine Zeit lang nicht zu erreichen gewesen.
    »In Harkins Apotheke ist eingebrochen worden«, erklärte Helen Gorman und beruhigte sich ein wenig. »Und jetzt mussten sie in Letterkenny anrufen, damit jemand rauskommt. Sie haben mich allein losgeschickt.«
    »Fehlt etwas?«, fragte ich.
    »Ich … ich war noch nicht da. Ich hatte gehofft, dass mich jemand begleitet. Falls ich etwas vermassele. Möchten Sie mitkommen?«
    Ich warf einen Blick auf meine Notizen, die über den gesamten Schreibtisch verteilt waren. Es war ohnehin zu warm, um drinnen zu sitzen.
    »Warum nicht?«
    Harkins Apotheke befindet sich in einem kleinen Gebäude, das hinten an den Fluss angrenzt. Die Eigentümer betreiben in Ballybofey noch ein größeres Geschäft, daher öffnet die Filiale in Lifford nur nachmittags. Folglich war es beinahe Mittag, als die junge Frau, die das Geschäft öffnete, merkte, dass jemand irgendwann in der vergangenen Nacht die Hintertür eingetreten hatte. Sie hing nur noch an einer Angel; rund um den Türknauf waren deutlich mehrere schmutzige Fußabdrücke zu erkennen.
    Als wir eintrafen, stand Christine Cashell, die Verkäuferin, gerade draußen und rauchte. Sie war eine richtig hübsche Frau geworden, mit langen, roten Haaren, die sie zurückgebunden hatte, feinen Gesichtszügen und einer frischen, reinen Haut. Ich hatte Christine bei den Ermittlungen in einem früheren Fall kennengelernt, in dem es auch um den Mord an ihrer jüngeren Schwester Angela gegangen war.
    »Wie geht’s Ihrer Mutter?«, fragte ich.
    »Gut«, sagte Christine. »Sie macht einen Schreibmaschinenkurs, abends. Sie ist … es geht ihr gut.«
    »Und Ihr Vater? Mal was von Johnny gehört?«
    Sie musterte mich misstrauisch, als versuchte sie einzuschätzen, ob ich aus echtem Interesse fragte oder nur um ein Alibi zu prüfen. Schließlich hatte sie sich wohl von meiner Aufrichtigkeit überzeugt und zuckte die

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