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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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angekündigt.
    Während ich so tat, als würde ich den Boden absuchen, versuchte ich, die Nummernschilder der beiden hinter dem Haus geparkten Autos zu entziffern. Das eine war ein alter Vauxhall Vectra, das andere ein roter Ford Puma, aber das Kennzeichen konnte ich so, wie der Wagen stand, nicht sehen. Ich ging davon aus, dass eines der Autos unserem geheimnisvollen Freund gehörte. Als ich meine Zigarette unter den Apfelbäumen zu Ende geraucht hatte, merkte ich, dass ich von einem Fenster im Obergeschoss aus beobachtet wurde. Ich blickte hoch und sah Mrs   Webb, die zu mir herabschaute und auf einem Mundwinkel kaute. Vielleicht wunderte sie sich darüber, dass ich sie nicht nach dem Fund auf ihrem Grundstück gefragt hatte.
    Als ich zurück zur Wache kam, machte Williams gerade Kaffee und nickte mir zu, um mir zu verstehen zu geben, dass sie mir auch einen machen würde. Ich brachte meine Sachen in unser Büro. Aus Costellos Büro drangen Schreie, und ich blieb stehen und lauschte, die Hände in den Taschen. Eine gewisse Schadenfreude breitete sich in mir aus, als ich Patterson und Colhoun kleinlaut aus dem Büro kommen sah, beide mit entschieden unglücklicher Miene. Colhouns Gesicht hatte einen Grünton angenommen, den ich bei lebendigen Menschen noch nie gesehen hatte, und Pattersons Gesicht hatte sich in einen ebenso extremen Rotton verfärbt. Er murmelte etwas zu seinem Partner, dann stieß er die Hintertür auf und ging hinaus.
    Williams reichte mir einen Becher Kaffee, dann lehnte sie sich neben mich an die Theke und nickte in Richtung der gerade zufallenden Hintertür.
    »Da ist aber jemand gar nicht glücklich, was?«
    »Na ja. Ich vermute, er wird’s überleben«, sagte ich und wandte mich ab, um ins Büro zu gehen. Williams folgte mir, setzte sich an den Schreibtisch und täuschte Interesse an einem Blatt Papier vor, dass vor ihr im Eingangskorb lag.
    »Ich weiß natürlich nicht, ob es mit Ihrem höheren Rang zu tun hat«, begann sie, »aber haben Sie vor, mir irgendwann zu sagen, was los ist, oder muss ich erraten, worum es bei der Sache zwischen Ihnen und Patterson geht?« Sie blickte mich über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg an.
    »Wie bitte?«
    »Sie und Patterson. Was ist da los? Ich finde, ich habe ein Recht darauf, das zu wissen – Partner«, erklärte sie, und obwohl sie in scherzendem Ton sprach, spürte ich, dass es ihr sehr ernst war.
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten, doch mir fiel nichts Gescheites ein, also trank ich noch einen Schluck Kaffee. Unsicher, wo ich anfangen sollte, begann ich schließlich bei meiner Begegnung mit Kerr und allem, was seither geschehen war, bis hin zu Peter Webb, den man für eine Vernehmung zu einem Thema, über das er nichts wusste, auf die Wache geholt hatte.
    Williams blies auf ihren Kaffee, während ich sprach, hörte aufmerksam zu und ließ keinerlei Reaktion erkennen. Als ich fertig war, schwieg sie eine Weile, dann fragte sie: »Tja, und was machen wir jetzt?«
    »Wir? Ich dachte, das hier hätte ich mir allein eingebrockt.«
    »Keine Chance. Das klingt einfach zu pikant«, sagte Williams lächelnd und trank ihren abgekühlten Kaffee aus.
    »Pikant?«
    »Sie wissen schon, was ich meine, Chef. Außerdem weiß ich etwas von diesen ganzen Angelegenheiten, das Sie nicht wissen.«
    »Und das wäre?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn mir danach ist.«
    »Touché, Caroline. Es tut mir leid, dass ich es Ihnen nicht gesagt habe. Ich –«, setzte ich zu einer Erklärung an, doch Williams hob versöhnlich die Hand.
    »Schon gut. Es war mir lieber, als Sie nichts gesagt haben. Es wird Sie vielleicht interessieren, dass Peter Webb vor einer halben Stunde nach Hause gegangen ist.«
    »Warum? Ich dachte, sie wollten ihn heute noch mal vernehmen.«
    »Wollten sie ja auch. Aber Costello ist heute Morgen um halb sechs von einem hohen Tier geweckt worden, das verlangt hat, Webb sofort zu entlassen.«
    »Himmel, wer denn?«
    »Das weiß niemand. Ganz weit oben«, sagte sie und wies zur Decke.
    »Gott?«, fragte ich mit gespielter Ehrfurcht.
    »Noch weiter oben«, erwiderte sie. »Jemand aus der Regionalzentrale. Offenbar einer der Assistant Commissioners.«
    »Sie machen Witze.« Ein Assistant Commissioner, der sich in einen solchen Fall einmischte, das war, als hätte man einen Vorschlaghammer benutzt, um eine Erdnuss zu knacken. Es sei denn natürlich, man hatte in der Regionalzentrale irgendwie davon erfahren, dass mit dem Waffenfund auf Webbs Land etwas

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