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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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nicht stimmte. In diesem Fall würde die Spur früher oder später wohl zu mir führen. »Scheiße«, sagte ich, als mir das klar wurde. Genau in diesem Augenblick stieß Costello die Tür zu unserem Büro auf und deutete auf mich.
    »Was für ein verdammter Schlamassel«, sagte er und ließ sich ächzend auf seinen Stuhl sinken. »Von Anfang bis Ende – eine verdammte Katastrophe.«
    »Was ist passiert, Sir?«, fragte ich.
    »Ich habe einen Anruf von der Assistant Commissioner bekommen, die über Webbs ›Verhaftung‹ informiert werden wollte. Verhaftung! Sobald sie gehört hatte, dass er vernommen wurde, lautete ihr Befehl klar und deutlich: Lasst ihn frei.«
    »Woher hat Webb denn Beziehungen zur Assistant Commissioner?«
    »Hat er gar nicht. Sie hat Anordnungen von oben bekommen.«
    »Himmel.«
    »So ziemlich. Also ich weiß zwar nicht, welchen Mist Patterson uns eingebrockt hat, aber ich muss es jetzt auslöffeln, Benedict.«
    »Was für eine Metapher, Sir«, bemerkte ich.
    »Spielen Sie hier nicht den Scherzbold. Was wollte seine bessere Hälfte?«
    »Ein fremder Mann in ihrem Garten, hat sie gesagt.«
    »Und?«
    »Es war James Kerr, Sir. Ich habe ihn nach ihrer Beschreibung erkannt.«
    »Warum ist er immer noch hier? Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollen ihn zurück über die Grenze schicken.«
    »Habe ich versucht, Sir – aber er tut nichts Falsches.«
    »Haben Sie ihn gestern erwischt?«
    Ich nickte. »Er hat gesagt, er will jemanden treffen, und dann würde er sich davonmachen. Er hat mir versprochen, dass er niemanden verletzt.«
    »Ein Versprechen von einem Ex-Häftling? Ich habe den Eindruck, Sie sind zu nachgiebig geworden, Inspector.«
    »Ich glaube, er hat sich gebessert.«
    »Und was hatte er dann bei Webbs Haus zu suchen?«
    »Ich schätze, Peter Webb ist der Mann, den er treffen will.«
    Costello stützte den Kopf in die Hände und starrte auf seinen Schreibtisch. »Bitte schaffen Sie ihn uns vom Hals, bevor mein Tag noch schlimmer wird.«
    »Denken Sie einfach immer daran«, sagte ich, als ich aufstand, »in ein paar Wochen können Sie das alles vergessen, Sir.«
    »Raus hier, Inspector«, knurrte er, ohne aufzublicken.
    Am Nachmittag nahm ich mir inoffiziell frei und holte Penny bei den Eltern meiner Frau ab, die auf sie und Shane aufpassten. Ich fuhr mit ihr im Garda-Wagen nach Letterkenny und warf auf der Schnellstraße sogar die Sirene an, ohne dass meine Tochter mich groß überreden musste – allerdings hatte ich den Verdacht, dass sie das ohnehin ein wenig kindisch fand.
    Wir hielten auf der Judge’s Road unterhalb des Countygerichts und gingen in die Zoohandlung. Zwanzig Minuten später fuhren wir wieder Richtung Lifford. In der hohlen Hand hielt Penny mit staunender, neugieriger Miene einen winzigen, braun-beigefarbenen Hamster. Wenn doch nur alle Beziehungen im Leben so einfach zu pflegen und alle Bedürfnisse so leicht zu erfüllen wären!
    Ich setzte Penny wieder bei ihrer Oma ab und lud gerade einen Käfig, Wasserflaschen und Tüten mit Stroh aus, als ich Burgess zwischen den Störgeräuschen des Funkverkehrs aufgeregt schnattern hörte. Der Besitzer des kleinen Lebensmittelladens in Dardnells hatte angerufen, um zu melden, dass jemand merkwürdige Fragen zu Peter Webb gestellt hatte – jemand Verdächtiges. Burgess dachte, da könne ein Zusammenhang mit dem Fremden in Webbs Garten bestehen.
    Christy Ward stammte ursprünglich aus Derry und hatte in den 1970er-Jahren der irisch-republikanischen Bewegung angehört. Am Bloody Sunday hatte er einen Freund verloren, und obwohl die Ereignisse jenes Tages im Allgemeinen wie eine Anwerbekampagne für die IRA gewirkt hatten, hatte Christy es danach erstaunlicherweise so satt gehabt, dass er seine Sachen zusammengepackt hatte und ins Donegal gezogen war, wo er sein Geld in ein winziges Cottage gesteckt und es zu einem Wohnhaus mit Geschäftslokal umgebaut hatte. Geheiratet hatte er nie. Zwar kursierten Gerüchte, er sei ein heimlicher Homosexueller, doch man erfuhr nichts Genaues über seine Neigungen.
    Obwohl Christy mittlerweile Ende sechzig war, betrieb er seinen Laden noch immer. Er litt unter schwerer Arthritis, und man musste so unendlich lange warten, bis er das Wechselgeld aus der Kasse geklaubt hatte, dass die meisten Menschen einfach aufgaben und ihm sagten, er solle das Geld in die Sammelbüchse stecken. Böse Zungen behaupteten, Wards Krankheit verschlimmere sich schlagartig, sobald das Wechselgeld mehr als ein paar

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