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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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schön sagt. Lifford kann Sie nicht für immer halten.«
    Auf dem Heimweg machte ich einen Abstecher zur Gallows Lane. Als ich die Straße zu Webbs Haus entlangfuhr, kam mir ein Wagen entgegen und fuhr so dicht an mir vorbei, dass ich über den Rand des Weges ausweichen musste und die schweren Köpfe der Rhododendren übers Fenster schrammten. Es war der rote Ford Puma, den ich an dem Tag, an dem Sinead Webb den Mann in ihrem Garten gemeldet hatte, vor dem Haus hatte parken sehen – der Wagen, der, da war ich ziemlich sicher, ihrem Liebhaber gehörte. Ich merkte mir das Kennzeichen, und da ich mein Notizbuch nicht finden konnte, kritzelte ich es auf meine Zigarettenschachtel, als ich mein Auto vor Webbs Haus abgestellt hatte.
    Ich klopfte zwei Mal an, dann merkte ich, dass die Tür offen stand, stieß sie vollends auf und trat in den Flur.
    »Hallo«, rief ich.
    »Hast du –«, setzte Sinead Webb an, die gerade die Treppe herunterkam. Sie blieb stehen, als sie sah, dass ich nicht derjenige war, mit dem sie gerechnet hatte.
    »Mrs   Webb, entschuldigen Sie die Störung«, sagte ich. »Ich glaube, wir müssen uns unterhalten.«
    Sie schenkte sich einen Drink ein, während ich ihr von den Befunden aus der Autopsie der Leiche ihres Mannes berichtete. Als ich zum Schluss sagte, wir ermittelten nun in einem Mordfall, setzte sie sich.
    »Nein, nein«, sagte sie. »Sie irren sich. Wer hätte Peter töten sollen? Da muss ein Irrtum vorliegen, Inspector.«
    »Ich fürchte nicht, Mrs   Webb.«
    »Aber … warum? Warum hätte jemand meinen Mann töten sollen? Ich konnte es schon kaum fassen, dass er Selbstmord begangen hat, aber wegen der Waffen und so, die man bei uns gefunden hat, dachte ich, er wäre vielleicht einfach durchgedreht. Aber … ich wüsste wirklich nicht, warum ihn jemand hätte töten sollen. Vielleicht war es ja ein misslungener Überfall oder so was?«
    »Das glauben wir nicht, Mrs   Webb.« Ich holte meine Zigaretten hervor und fragte sie mit einer Geste um Erlaubnis. Sie nickte, dann bat sie mich um eine Zigarette. »War das Ihr Freund, den ich da gerade wegfahren gesehen habe, Mrs   Webb?«
    Sie blickte mich über ihre Zigarette hinweg an, während ich ihr Feuer gab, musste aber den Blick abwenden, als der Rauch ihr in die Augen stieg. Sie wischte über ihr Unterlid und zog es ein wenig herab, als wäre ihr eine Wimper ins Auge geraten. Dann lehnte sie sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Ich bin sicher, das wissen Sie bereits, Inspector.«
    »Freund der Familie?«
    »Genau genommen ein persönlicher Freund; und er hat überhaupt nichts mit Ihnen zu tun – oder mit dem Tod meines Mannes«, fügte sie hinzu und nickte, womit sie mir offenbar bedeuten wollte, dass unser Gespräch beendet sei.
    Von unterwegs rief ich auf der Wache an und hinterließ Williams eine Nachricht, in der ich sie bat, das Autokennzeichen schnellstens zu überprüfen.
    Ich kam um kurz nach sechs zu Hause an, Debbie kochte gerade das Abendessen. Mit einem von Bolognesesoße überzogenen Löffel deutete sie auf den Küchentisch und einen Umschlag mit der Aufschrift »Eilzustellung«. In dem Schreiben wurde mir mitgeteilt, dass meine Bewerbung um die Position eines Superintendent eingegangen sei. Ich solle mich auf ein Bewerbungsgespräch in Sligo am Montag, dem 14.   Juni, vorbereiten. Unter den Namen der Mitglieder der Beförderungskommission erkannte ich einen wieder: den unserer frisch gewählten lokalen Abgeordneten Miriam Powell, die das Schreiben als Vorsitzende der Beförderungskommission unterzeichnet hatte.
    Ich zeigte Debbie den Brief, während sie die Spaghetti aus dem Topf verteilte. Shane und Penny rannten mit Frank durch den Garten und zogen ihn immer wieder am verbliebenen Ohr.
    »Miriam Powell? Du triffst offenbar immer wieder auf sie, Ben. Hoffentlich warst du beim letzten Mal keine zu große Enttäuschung.«
    Den restlichen Abend über war Debbie ein wenig verstimmt, und ich konnte sie verstehen. Miriam und ich waren einst ein Paar gewesen und hatten uns nicht gerade in gutem Einvernehmen getrennt. Ich vermutete, dass sie mich irgendwie für den Tod ihres Mannes verantwortlich machte. Er starb im Verlauf eines Falles, in dem ich ermittelt hatte. Ich mochte gar nicht darüber nachdenken, wie mein Bewerbungsgespräch wohl verlaufen oder welche Bemerkungen sie machen, welche Fragen sie aufwerfen würde. Zudem widerstrebte es mir, zuzulassen, dass sie erneut Einfluss auf mein Familienleben gewann,

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