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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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werden sicher einen guten Eindruck hinterlassen.«
    Kurz darauf machte ich mich auf den Weg nach Sligo und fuhr dabei so langsam, dass ich reichlich Abstand zu Miriam wahrte. In der Regionalzentrale schickte man mich in ein kleines Wartezimmer, in dem bereits zwei weitere Inspectors saßen. Obwohl wir uns nicht kannten, plauderten wir, um die Nervosität zu zerstreuen, und bemühten uns dabei zu vergessen, dass wir uns um dieselben Plätze auf der Beförderungsliste bewarben. Der Ältere der beiden, ein Mann aus Downings, erzählte mir, er erscheine bereits zum fünften Mal vor der Beförderungskommission. Für den jüngeren Mann, der aus Sligo kam, war es der dritte Versuch. Als ich ihnen erzählte, für mich sei es der erste, lachten sie und entspannten sich sichtlich. Der Mann aus Sligo wurde ins angrenzende Zimmer gerufen, wo die Kommission saß, und ich nutzte die Gelegenheit und ging schnell für eine Zigarette nach draußen. Als ich zurückkehrte, wurde der Mann aus Downings gerade hereingerufen. Bevor er die Tür hinter sich schloss, zwinkerte er mir zu.
    Eine Viertelstunde später wurde ich endlich hereingerufen.
    Die Kommission bestand aus drei Personen: Deputy Commissioner Jim Garrison – einer der beiden Stellvertreter des Leiters von An Garda –, sowie zwei zivilen Mitgliedern, Miriam Powell und einem Mann, dessen Namen ich nicht verstand, der aber bei Aer Lingus arbeitete.
    »Inspector Devlin ist einer der angesehensten Polizisten von Lifford«, führte Miriam mich ein. »Ich weiß, dass er seine Arbeit sehr persönlich nimmt.«
    Dann begannen die Fragen.
    Im Großen und Ganzen fragten sie grundlegende Dinge: Verbrechenszahlen, Unterstützung der Arbeit der Kriminalpolizei seitens der uniformierten Polizisten, Aufklärungsrate, Mitarbeitermotivation und Budgeteinhaltung. Doch zwangsläufig wandten sie sich auch aktuelleren Fragen zu.
    »Es sieht so aus, als wären die Dinge bei Ihnen da oben ein bisschen außer Kontrolle geraten, Inspector«, sagte der Manager der Fluggesellschaft. »Mehrere Morde – und noch keine Festnahmen im engeren Sinne. Einen ziemlich wilden Polizeibezirk haben Sie da.«
    »Heute treffen Kollegen vom NBCI ein, um uns bei den Ermittlungen zu unterstützen«, sagte ich. »Außerdem sind wir sehr zuversichtlich, dass es bald einen Durchbruch gibt. Wir kreisen einen der Mörder ein; ich bin optimistisch, dass wir ihn in den nächsten Tagen fassen.«
    »Das NBCI hinzuziehen«, sagte er. »Sind Sie damit glücklich? Delegieren können … um Hilfe bitten, wenn man welche braucht?«
    Mir war nicht klar, ob das eine Frage war oder eine Feststellung, daher wartete ich ab, ob er noch etwas hinzufügen wollte.
    »Ich bin sicher, Inspector Devlin tut sein Möglichstes«, warf Miriam ein. »Unter den gegebenen Umständen.«
    Die anderen beiden nickten schweigend und sahen mich an. Ich fühlte erneut Panik in mir aufsteigen, als mir klar wurde, dass ich nicht einfach aufstehen und hinausgehen konnte. Ich hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen, und das Schlucken bereitete mir Schwierigkeiten, als wäre mir etwas im Halse stecken geblieben.
    Dann ergriff Deputy Commissioner Garrison das Wort: »Es wurde einige Besorgnis im Hinblick auf diese Waffen- und Drogenfunde in den letzten Monaten zum Ausdruck gebracht. Es bestehen wohl Zweifel an der Echtheit der Funde. Möchten Sie sich dazu äußern, Inspector?«
    Ich atmete tief durch, schluckte und antwortete ihm.
    Als ich den Raum verließ, fühlte ich mich völlig ausgelaugt, und meine Muskeln schmerzten, als hätte ich eine Stunde lang hart trainiert. Ich rief Debbie an und erzählte ihr, wie es gelaufen war, während ich eine Zigarette rauchte. Dann machte ich mich auf den Rückweg und wollte mir etwas zu essen besorgen, sobald ich wieder auf der Wache war. Doch meine Hoffnung auf eine Pause zerschlug sich rasch. Caroline Williams saß in unserem Büro und ging mit drei Männern, die sich als Detectives vom NBCI vorstellten, unsere Akten durch.
    Der Dienstälteste, Inspector Donal Dempsey, stand auf und schüttelte mir die Hand, ehe er mir seine Kollegen vorstellte: Sergeant Tommy Deegan und Sergeant Adam Meaney.
    Dempsey wies mit einem Nicken auf meine Kleidung. »So gut angezogen sind wir in Dublin nicht. Sind Sie hier immer so formell oder was?«
    »Nein, ich … ich hatte einen Termin bei der Beförderungskommission«, erklärte ich.
    Er nickte lächelnd. »Ich nehme Sie nur auf den Arm – Caroline hat es uns schon

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