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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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dreißig und hieß David Headley. Er war bemerkenswert nüchtern und bei klarem Verstand, was, wie er erklärte, daran lag, dass er noch fahren musste. »Meine Frau hat Geburtstag«, sagte er. »Sie will immer noch unbedingt in solche Lokale wie das hier.« Er zuckte zusammen und nickte Jack Thompson zu. »Das ist nicht persönlich gemeint.«
    »Habe ich auch nicht so verstanden«, erwiderte Thompson. »Ich bin nur hier, weil ich hier arbeite.«
    »Können Sie uns irgendwas über den kahlköpfigen Mann auf der Toilette sagen?«, fragte ich.
    Headley versuchte, einen leichteren Ton anzuschlagen. »Er hat sich nicht die Hände gewaschen«, sagte er lächelnd. »Ich habe sein Gesicht gar nicht gesehen. Er stand neben mir an den Urinalen. Hat mich irgendwie eingeschüchtert. Ich konnte nicht pinkeln, solange er da stand. Und dann bekommt man plötzlich Angst, dass er denkt, man wäre eigentlich gar nicht zum Pinkeln da, sondern steht nur gerne neben Männern am Urinal. Ich fürchte, ich hatte die ganze Zeit den Kopf gesenkt. Hab nicht viel gesehen.« Er errötete leicht.
    »Ihnen ist nicht etwa eine Tätowierung aufgefallen, oder? Am Unterarm?«
    Headleys Gesicht hellte sich auf. »Doch, ist mir. Ziemlich detailgetreu. Ein Bild von Cuchulain, glaube ich.«
    Cuchulain, der Hund von Ulster, ist ein Held aus der irischen Mythologie, der für seine Stärke und seinen Mut im Kampf berühmt war.
    Ich erinnerte mich insbesondere daran, dass ihn immer ein Kampfrausch überkam, ein wenig wie bei den nordischen Berserkern. Er war ein ebenso geschickter wie gewalttätiger Krieger und wird traditionell im Tode abgebildet: Er lehnt an einem Baum oder einer steinernen Säule und hat sich aufrecht daran festgebunden, um weiterkämpfen zu können, selbst wenn er tödlich verwundet wird. In der Nähe seiner Schulter befindet sich ein Rabe. Es gibt eine berühmte Cuchulain-Skulptur mit dieser Szene, sie steht im Hauptpostamt in Dublin zum Gedenken an den Osteraufstand von 1916. Diese Darstellung von Cuchulain, die ich noch vor Augen hatte, passte jedenfalls zu Rebecca Purdys vager Beschreibung eines Mannes, der an einem Baum steht.
    »Das war unser Mann, so viel steht fest«, sagte ich und fragte mich, was das für ein Mensch sein mochte, der eine solche Tätowierung trug.
    Thompson gestattete mir, den Erste-Hilfe-Koffer in seinem Büro zu benutzen, um meine Verletzungen zu behandeln. Mein Knie musste eigentlich nur verbunden werden, doch als ich auf dem Weg aus dem Club durch die Menge humpelte, fühlte ich mich älter denn je. Ich sah Helen Gorman an der Bar stehen, und ein hochgewachsener junger Mann redete auf sie ein. Sie fing meinen Blick auf und lächelte, dann verdrehte sie gespielt entnervt die Augen. Ihr Begleiter folgte ihrem Blick, musterte mich betont von oben bis unten und setzte seine Ausführungen fort, anscheinend froh darüber, dass ich keinerlei Bedrohung für seine abendlichen Pläne darstellte.
    Draußen fühlte die Luft sich warm und trocken auf meinem Gesicht an. Ich humpelte zum Auto und fühlte mich plötzlich sehr erschöpft und ein wenig einsam.
    Debbie schlief bereits, als ich zu Hause ankam, also setzte ich mich noch für eine Weile in der Küche an die Tür zum Garten und rauchte. Ich dachte erneut an den Vorfall vor dem Club, was mich daran erinnerte, dass ich vergessen hatte, die Betablocker zu nehmen, die John Mulrooney mir verschrieben hatte. Ich holte die Tablettenpackung hervor, las die Liste mit den Nebenwirkungen und beschloss, sie vorerst nicht mehr zu nehmen.

17
    Sonntag, 13.   Juni
    Am nächsten Morgen besuchten wir die Frühmesse. Die Luft draußen war überhitzt, und auch in der Kirche war es drückend warm. Als wir gingen, sah ich Agnes Doherty zu ihrem Wagen gehen, einen kleinen Jungen an der Hand. Als sie mich entdeckte, blieb sie stehen.
    Ich ging auf sie zu. »Du bist bestimmt Sean, richtig?«, sagte ich zu dem Jungen. »Und wie geht es Ihnen, Miss Doherty?«
    »Agnes reicht vollkommen. Wie läuft es –« Sie brach ab. »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Die Ermittlungen laufen gut, denke ich. Ich bin sicher, wir finden den Täter. Wir haben vielversprechende Spuren.«
    »Ich habe gehört, es hat noch einen Überfall gegeben«, sagte sie und schickte ihren Sohn ins Auto.
    »Ja, ein junges Mädchen. Sie hat sich aber wieder erholt … und uns eine sehr gute Beschreibung gegeben. Sobald ich mehr weiß, lasse ich es Sie wissen. Das verspreche ich Ihnen.«
    Sie nickte und blickte in die Ferne,

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