Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
Vom Netzwerk:
erzählt.«
    »Oh«, erwiderte ich und lächelte zurück.
    »Tja.« Er rieb sich die Hände. »Caroline ist auch den Fall mit uns durchgegangen; wir kümmern uns um die Fälle Kerr und Webb, da sie ja offenbar zusammenhängen. Sie können sich auf den Duffy-Mord konzentrieren.«
    »Doherty«, berichtigte ich ihn. »Karen Doherty.«
    »Richtig, Doherty. Tut mir leid«, sagte er. »Sind Sie mit der Aufteilung einverstanden?« Ehe ich antworten konnte, fuhr er fort: »Wir wollen hier selbstverständlich niemandem auf den Schlips treten. Betrachten Sie uns einfach als zusätzliche Unterstützung.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Genau genommen können wir eigentlich gleich loslegen. Caroline hat uns auch erzählt, dass hier heute Morgen ein anonymer Anruf mit einem Hinweis eingegangen ist. Jemand, der behauptet, er habe Kerr bei diesem O’Kane, der Webbs Frau gevögelt hat, im Auto gesehen. Damit könnten wir doch anfangen.«
    »Auf jeden Fall«, stimmte ich zu. »Sergeant Williams und ich haben sowieso mit dem Doherty-Fall zu tun.«
    »Oh«, sagte Dempsey verlegen und sah sich nach den anderen um. »Ich fürchte, wir werden Caroline mitnehmen – als Verbindungsfrau. Ist das in Ordnung?«
    Caroline sah mich an und lächelte unsicher. Sie riss ein wenig die Augen auf, um mir zu verstehen zu geben, wie unangenehm ihr das sei und wie taktlos sie die Art fand, mit der das NBCI -Team unsere Fälle übernommen hatte.
    »Ich denke, das muss Caroline entscheiden«, sagte ich.
    »Wir lassen Sie beide einfach einen Augenblick allein, was halten Sie davon? Ich sehe, das ist alles ein bisschen schnell gegangen für Sie«, sagte Dempsey und erntete grinsende Gesichter bei seinen beiden Handlangern.
    »Herrgott, was für ein Ekelpaket«, sagte Caroline, als die drei die Tür hinter sich geschlossen hatten. »Wie war das Gespräch?«, fragte sie und deutete auf Costellos Büro.
    »Beschissen«, sagte ich. »Wie dieser ganze beschissene Vormittag.«
    »Was sollen wir machen? Wollen Sie, dass ich bei Ihnen bleibe? Was meinen Sie, Chef?«
    »Das müssen Sie wissen, Caroline. Es wird Ihrer Karriere nicht schaden, wenn Sie Erfahrungen mit dem NBCI sammeln. Außerdem bleiben wir so in Kontakt mit dem Fall. Ich könnte mir denken, dass wir sonst gar nichts erfahren.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich denke, Sie sollten es tun«, meinte ich und fügte hinzu: »Und danke für heute Morgen.«
    »Ach, das.« Sie winkte ab.
    Auf dem Weg aus dem Büro blieb sie nochmals stehen und drehte sich zu mir um. Sie hatte irgendetwas auf dem Herzen und suchte offenbar nach Worten. Schließlich sagte sie: »Sie haben nicht besonders überrascht gewirkt über den Hinweis zu O’Kanes Wagen, Sir.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Das habe ich wohl nicht, Caroline.«
    Am Nachmittag klapperte ich diverse Fitnessstudios ab und befragte Besitzer und Fitnesstrainer, doch niemand konnte mir bei meiner Suche nach einem Mann mit einer Cuchulain-Tätowierung, der möglicherweise Boxer war, weiterhelfen. Schließlich rief ich Jim Hendry an und hinterließ ihm eine Nachricht, in der ich ihn fragte, ob er in einem der Fitnessstudios in Strabane jemanden kannte, der mir helfen könnte. Auf dem Rückweg zur Wache hielt ich an einem Blumengeschäft an und kaufte einen Strauß Nelken. Ich fuhr zur Gallows Lane und parkte vor dem Haus, auf dessen Grundstück man Kerr gefunden hatte. Im Garten hinter dem Haus legte ich den Strauß am Fuß des Baumes nieder, an den man Kerr genagelt hatte und dessen Äste noch immer von seinem Blut befleckt waren. Ich sah keine weiteren Blumen oder Trauerbekundungen. Still betete ich um Frieden für James’ Seele und um Vergebung für den Schlamassel, den ich bei den Fällen, mit denen ich in den vergangenen Wochen erfolglos jongliert hatte, angerichtet hatte.
    Als ich mich wieder erhob, bemerkte ich rechts von mir eine Gestalt. Absurderweise dachte ich für einen Sekundenbruchteil, es könnte Jamie Kerr sein. Ich schüttelte mich, um die Gänsehaut zu vertreiben, die ich bei dieser Vorstellung bekommen hatte.
    Es war selbstverständlich nicht Kerr. Der Mann, der da vor mir stand, war hochgewachsen, mit einem Haarkranz wie dem eines Mönchs, das Gesicht voller geplatzter Äderchen, die Knollennase rot von jahrelangem Alkoholgenuss. Er hatte eine hohe Stirn und buschige Augenbrauen, die Augen waren zusammengekniffen, der Blick schwer zu deuten. Er trug ein gelbbraunes Hemd, und um den Hals hing ihm lose eine Krawatte. Oberhalb des Kragens konnte ich die

Weitere Kostenlose Bücher