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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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Hosentaschen, ums Haus herum.
    Bond rief mir nach: »Ich richte Jim Hendry aus, dass Sie nach ihm gefragt haben.«
    Ich blickte nicht zurück.
    Als ich zur Wache zurückkam, standen Donal Dempsey und seine beiden Sergeants auf dem Parkplatz, wo das Innere eines grünen Toyota Celica systematisch auseinandergenommen wurde. Die Sitze lagen nebeneinander an einer Mauer. Dempsey trug einen Spurensicherungsanzug aus Papier, rauchte eine Zigarette, schüttelte ab und an den Kopf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Caroline stand mit verschränkten Armen an einer Seite. Ich berichtete ihr von meiner Begegnung mit Mr   Bond, konnte aber ihren Blick hinter der Sonnenbrille nicht deuten. Als ich ihr erzählte, dass er sich selbst so genannt hatte, verdrehte sie die Augen. »Männer«, sagte sie nur.
    Mehrere Kollegen standen an der Mauer und sahen schweigend zu oder gaben Tipps und riefen den Leuten von der Spurensicherung aufmunternde Worte zu. Immer, wenn ein neues Teil des Wageninneren aus dem Auto flog, jubelten sie.
    »Was ist denn da los?«, fragte ich.
    »Der anonyme Anrufer heute Morgen hat gesagt, man hätte Kerr in Declan O’Kanes Auto gesehen. Die Jungs aus Dublin haben das besagte Fahrzeug beschlagnahmt und nehmen es auf der Suche nach Spuren gerade auseinander.«
    Dempsey kam zu uns, riss den Papieranzug auf und stieg heraus.
    »Totale Zeitverschwendung, mehr ist das nicht. Wir haben alles mit der Lupe abgesucht. Nichts. Sieht aus wie geleckt; ich könnte schwören, dass der Kerl es hat reinigen lassen, bevor wir kamen. Wir haben nicht das Geringste gefunden«, wiederholte er und spuckte angewidert aus.
    »Vielleicht«, sagte ich und nickte in Richtung des ausgeweideten Autos, »liegt es daran, dass das nicht O’Kanes Wagen ist.«
    Es sprach sich relativ schnell herum, dass Dempsey und sein NBCI -Team mit einem Durchsuchungsbefehl bei O’Kane angerückt waren.
    »Ist das Ihr Wagen«, hatten sie Decko gefragt und auf den grünen Celica in dessen Einfahrt gedeutet.
    »Ja«, hatte dieser nicht völlig unaufrichtig erwidert.
    Und so hatten sie den grünen Wagen mitgenommen, nicht ahnend, dass es sich dabei genau genommen um einen der Gebrauchtwagen aus Deckos Geschäft handelte, den er sich für diesen Tag geborgt hatte.
    All dies erzählte Williams mir später. Über die Rückkehr zu Deckos Anwesen und die Beschlagnahme des richtigen Wagens – des Ford Puma –, konnte sie allerdings nichts berichten, denn Dempsey hatte ihr gesagt, er brauche sie nicht. Möglicherweise vermutete er, sie habe die ganze Zeit gewusst, dass sie das falsche Auto auseinandernahmen.
    Und so hatten die NBCI -Leute den grünen Toyota Celica wieder zusammengesetzt und dabei ihrer Verlegenheit über die Blamage laut fluchend Luft gemacht. Drei Stunden später stand dann endlich Deckos roter Puma hinter der Wache. Ohne irgendwelche Sitze ausbauen zu müssen sowie vor deutlich kleinerem Publikum entdeckten die NBCI -Leute innerhalb von fünf Minuten das religiöse Traktat, das ich in das Fach der Beifahrertür gesteckt hatte. Ein rascher Anruf bei Charles Bardwell ergab, dass es sich in der Tat um James Kerrs Eigentum handelte.
    Um zwanzig Uhr dreißig befand sich Decko O’Kane bereits in Polizeigewahrsam, obwohl er seine Unschuld beteuerte und uns von seiner Zelle aus zubrüllte, man habe ihn hereingelegt. Ich für meinen Teil fuhr nach Hause zu Frau und Kindern und versuchte, die Geschehnisse des Tages zu vergessen, die Schuldgefühle und die Bauchschmerzen zu ignorieren, die ich wegen der ganzen Decko-Angelegenheit hatte. Nun musste seine DNA -Probe nur noch mit den Hautresten unter Kerrs Fingernägeln übereinstimmen, sagte ich mir, dann hätte mein kleiner Betrug sich gelohnt.

19
    Dienstag, 15.   Juni
    Die Leute vom NBCI hatten Decko die Nacht über abwechselnd vernommen, nachdem man einen Abstrich von der Innenseite seiner Wange für den DNA -Abgleich gemacht hatte. Trotz aller Bemühungen hatte Decko bisher kein Geständnis abgelegt, sondern behauptete, er kenne James Kerr nicht einmal.
    Um zehn Uhr fragte Dempsey mich, ob ich es auch einmal probieren wolle. Doch ich hatte ehrlich gesagt keine Fragen an Decko. Ich war davon überzeugt, wenn man ihn nur so lange festhalten konnte, bis das Ergebnis der DNA -Untersuchung eintraf, würde dies für eine Anklage schon ausreichen.
    Man hatte die Probe fast unmittelbar nach Deckos Verhaftung genommen. Normalerweise dauerte ein DNA -Test ein, zwei Wochen, doch Dempsey

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