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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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dachte, so kann ich mich schneller wieder aufbauen. Aber dieser Typ schien zu wissen, dass ich das Zeug nahm. Er hat eine Bemerkung über meine Brust gemacht – ›Männermöpse‹ hat er sie genannt.« Kehoe warf Gorman einen verstohlenen Blick zu und senkte beschämt den Kopf. »Er hat gesagt, er könnte mir was verkaufen, um das unter Kontrolle zu bekommen. Ich habe nur eine Schachtel gekauft, das schwöre ich. Sie ist oben.«
    Ohne uns zu fragen, stürzte er aus der Küche. Ich wollte ihm schon hinterhergehen, damit er nicht floh, aber er lief die Treppe hinauf, und wir hörten seine Schritte über uns. Er kehrte mit einer halbleeren Tablettenschachtel zurück.
    »Fragen Sie bei Christine Cashell nach, ob die Schachtel zu dem gestohlenen Schwung gehört«, sagte ich zu Gorman und reichte sie ihr. Immerhin war es ihr Fall.
    »Wer war der Mann?«, fragte Gorman erneut.
    »Das weiß ich nicht, ich schwöre es. Die Leute vom Turnier können Ihnen das bestimmt sagen – ich glaube, er hat auch teilgenommen.«
    »Ist das nicht ein bisschen leichtsinnig, dass Sie Medikamente von jemandem kaufen, den Sie noch nie gesehen haben?«, meinte Gorman. »Er hätte Ihnen doch sonst was verkaufen können.«
    »Ich kannte ihn vom Sehen«, wandte Kehoe ein. »Hab ihn im Club gesehen und so. Großer Typ mit Glatze. Tätowierung auf dem Arm.«
    »Was für eine Tätowierung?«, fragte ich und richtete mich auf.
    »Dieses Ding aus der Hauptpost in Dublin; Cuchulain, an einem Baum, mit einer Krähe am Kopf oder so.«
    Helen Gorman fuhr umgehend zum Revier nach Letterkenny, um sich mit dem Mann in Verbindung zu setzen, der Kehoe zufolge das Turnier in Derry organisiert hatte. Im besten Fall würde er uns den Namen nennen; zumindest aber würde er uns eine Teilnehmerliste geben, mit deren Hilfe wir unseren Verdächtigen würden identifizieren können. So oder so hing die Aufklärung sowohl des Medikamentendiebstahls als auch des Mordes an Karen Doherty und des tätlichen Angriffs auf Rebecca Purdy davon ab, dass wir schnell einen Namen bekamen. Während Gorman damit beschäftigt war, fielen mir zwei mögliche Informationsquellen ein.
    Dr.   John Mulrooney trank gerade seinen Nachmittagstee, als ich ihn aufsuchte. Ich erläuterte ihm die Hintergründe und berichtete, was Kehoe uns erzählt hatte. Er nickte, während ich sprach.
    » Roid Rage ist ein sehr reales Phänomen«, sagte er. »Hauptsächlich tritt es bei Personen mit extremer Steroidabhängigkeit auf. Während wir uns immer noch beherrschen können, selbst wenn wir verärgert sind, explodieren diese Leute. Und da sie Steroide nehmen, stehen hinter dieser Raserei beträchtliche Muskeln. Worum geht es denn eigentlich?«
    »Ich glaube, dass derjenige, der die junge Doherty getötet hat, auf Steroiden war. Die Beschreibung, die Rebecca Purdy uns gegeben hat, passt zu der, die Kehoe uns von seinem Dealer gegeben hat.«
    »Eine der körperlichen Nebenwirkungen von Steroiden ist natürlich Gyno, Ben«, sagte Mulrooney, der sich allmählich für diesen spontanen Medizinunterricht erwärmte. »Steroide führen zu einem massiv erhöhten Testosteronspiegel – Testosteron ist das männliche Sexualhormon –, und damit zu einer Virilisierung des Körpers. Das bedeutet vermehrte Gesichtsbehaarung, eine tiefere Stimme, gesteigertes sexuelles Verlangen.«
    »Es gibt da vielleicht einen Haken: Unser Mann kann nicht, sagte Rebecca Purdy. Er hat es versucht, aber er konnte nicht … Sie wissen schon.«
    Mulrooney stand auf und lehnte sich an seinen Schreibtisch, seine Stimme schlug vor Begeisterung beinahe über. Mit erhobenem Zeigefinger unterstrich er seine Ausführungen. »Nun ja, sehen Sie, das würde passen. Zu viel Testosteron, und der Körper wandelt es in Östrogen um. Und das führt zu einer Feminisierung.«
    »Gyno«, sagte ich und nickte zum Zeichen, dass ich ihm folgen konnte.
    »Genau. Und außerdem Impotenz«, fügte er lächelnd hinzu. »Wenn Ihr Mann Tamoxifen stiehlt, damit seine Brüste wieder kleiner werden, dann ist es gut möglich, dass er auch impotent ist.«
    »Also, er gabelt ein Mädchen auf. Fährt mit ihr an ein ruhiges Fleckchen, kann sein Vorhaben aber nicht in die Tat umsetzen«, schilderte ich das mögliche Szenario. »Das würde das unbenutzte Kondom erklären, das wir neben Karen Dohertys Leiche gefunden haben.«
    »Er rastet aus, explodiert, schlägt sie zu Brei«, fuhr Mulrooney fort. »Und wenn er Boxer – oder in diesem Fall Kickboxer – auf Steroiden ist,

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