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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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aus dem Rennen.«
    »Wir können sie nicht einfach anrufen«, sagte ich. »Der Täter würde der Polizei gegenüber wohl kaum zugeben, dass er eine Tätowierung hat, nachdem wir ihn letzte Woche im Club Manhattan beinahe geschnappt hätten.«
    »Und wenn wir sie bitten, auf die Wache zu kommen – für eine Befragung? Der Typ, der was zu verbergen hat, würde nicht kommen.«
    »Dauert zu lange. Wir könnten die Telefonnummern ausschließen, die nicht von hier sind. Kehoe hat gesagt, er hat den Typ im Club gesehen; also wohnt er vermutlich in der Region Strabane, Derry, Donegal. Wir könnten alle, die weiter wegwohnen, außen vor lassen. Anschließend schnappen wir uns jeder ein Telefonbuch aus dem Norden«, schlug ich vor. »Schlagen Namen und Telefonnummern nach und suchen uns die Adressen heraus. Und dann nehmen wir sie uns einen nach dem anderen vor.«
    Doch am Ende kamen wir gar nicht dazu. Eine Viertelstunde später erhielt ich einen Anruf von Jim Hendry. Cribbins wollte mit mir reden.
    Wir trafen uns in derselben Bar wie beim ersten Mal. Cribbins musterte Gorman mehrfach von oben bis unten, dann wandte er sich mir zu. »Das ist aber eine andere als letztes Mal.«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Ich glaube, Sie haben etwas für uns.«
    »Das wird mehr kosten, als ich dachte. Ich könnte ziemlich in Schwierigkeiten kommen, wenn ich Ihnen diesen Namen gebe«, sagte Cribbins. Darauf war ich vorbereitet; Hendry hatte mir erzählt, dass das Cribbins’ übliche Masche war.
    »Das verstehe ich«, sagte ich, bemüht, mir meine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Ich legte einen zusammengefalteten Zwanzigpfundschein auf die Theke, gerade außerhalb seiner Reichweite. Er streckte vergeblich die Hand danach aus, verdrehte die Augen und griff stattdessen nach seinem Glas Orangensaft. Er trank durch einen Strohhalm und ließ dabei den Blick zwischen Gorman und mir hin und her wandern, um sich zu vergewissern, ob wir seinem Auftritt auch die gebührende Aufmerksamkeit widmeten.
    »Der Name?«, forderte ich.
    »Mit Inspector Hendry Geschäfte zu machen, ist viel angenehmer«, sagte Cribbins, setzte eine gequälte Miene auf und zwinkerte Jim neckisch zu, der unangenehm berührt wegsah.
    Ich hatte nun genug von seinen Spielchen. Ich beugte mich zu ihm, legte meine Hand auf seine Hand und drückte zu. Er schnappte nach Luft.
    »Ich habe Kinder, Cribbins«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Es macht mich schon krank, dass ich mit Ihnen in einem Raum bin. Und jetzt kommen Sie zu Potte und geben mir den Scheißnamen, bevor ich die Beherrschung verliere.«
    Er erbleichte. Er wusste nicht, ob ich bluffte oder so dumm war, meine Drohung wahr zu machen. »Daniel McLaughlin«, sagte er hastig. »Er ist unter anderem Bodybuilder. Eins fünfundsiebzig, Glatze, Tätowierung von Cuchulain auf dem linken Arm. Es heißt, er dealt mit weichen Drogen; Sportzeugs hauptsächlich.«
    »Wer ist er?«, fragte ich. Der Name sagte mir nichts.
    »Er ist Automechaniker; arbeitet in einem Autohandel in Letterkenny.«
    Da fügte sich alles ineinander. Mir fiel der stiernackige Mann im Overall in Deckos Ausstellungsräumen ein, mit dem der junge Verkäufer gerade geredet hatte, als wir gingen.
    »Ich kenne ihn«, erklärte ich. »Und ich denke, ich weiß auch, wo ich ihn finde.«
    »Nie von ihm gehört«, sagte Hendry. »Ist auf unserer Seite noch nie aufgefallen.«
    »Auf unserer bisher auch nicht«, räumte ich ein.
    »Er ist erst vor einer Weile wieder hergezogen. Offenbar ist sein Schwager vor kurzem gestorben«, fügte Cribbins hinzu, trank Orangensaft durch seinen Strohhalm und musterte uns drei verstohlen durch seinen fransigen Pony.
    »Welcher Schwager?«, fragte ich, und mein Herz klopfte bereits wie wild.
    »Dieser Dozent, der sich da aufgehängt hat – Weaver, Webber. So in der Art«, erwiderte er hochnäsig und warf verächtlich den Kopf zurück.

21
    Mittwoch, 16.   Juni
    Noch am selben Abend fuhren vier Streifenwagen vor Sinead Webbs Haus vor. In der Dämmerung wirkte die Fassade sogar noch greller; die orangefarbenen Scheinwerfer am Rande des Rasens betonten jedes Detail.
    Das NBCI -Team traf mit einem eigenen Wagen ein. Insgesamt waren wir nun acht Polizisten, von denen drei ums Haus herumgingen für den Fall, dass McLaughlin zu fliehen versuchte. Vor der Garage stand ein grüner BMW mit einem, wie ich zunächst dachte, personalisierten Kennzeichen: BMW 6. Doch dann dämmerte mir, dass es gar nicht personalisiert war; es war das

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