Galgenweg
an einem Kickbox-Turnier hier in der Gegend sagt, Sie hätten sie ihm verkauft.«
Brown schien auf diese neue Wendung des Gesprächs überhaupt nicht vorbereitet, und ich fragte mich, was er und sein Mandant vor der Vernehmung wohl abgesprochen hatten.
»Soll ich Ihnen sagen, wie das alles meiner Meinung nach vonstatten ging, Mr McLaughlin?«, fragte ich. »Ich glaube, Sie haben Steroidmissbrauch betrieben, um Ihre körperliche Verfassung zu verbessern. Infolgedessen ist bei Ihnen jedoch etwas aufgetreten, was man im Allgemeinen ›Gyno‹ nennt. Zu Ihrem Glück haben Sie aber irgendwie erfahren, dass Tamoxifen dagegen hilft; das war jedenfalls das, was Sie Darren Kehoe erzählt haben, dem Sie letzte Woche welches verkauft haben; Mr Kehoe wird das bezeugen. Zwei weitere Nebenwirkungen von Steroidmissbrauch sind bekanntermaßen Impotenz und extreme Wut. Ich glaube, Sie sind an jenem Abend mit einer Flasche Abbeizmittel bewaffnet ausgegangen und haben nach einer Frau gesucht. Nachdem Ihre Wahl in Letterkenny auf Karen Doherty gefallen war, haben Sie ihr Getränk mit dem Mittel versetzt und gewartet, bis sie von ihren Freundinnen getrennt war. Sie haben sie vor dem Club aufgelesen und sind mit ihr zu der Baustelle außerhalb von Raphoe gefahren. Dort haben Sie versucht, Karen zu vergewaltigen, waren aber nicht fähig, den Geschlechtsverkehr zu vollziehen. Außer sich vor Wut haben Sie sie so brutal geschlagen, dass sie starb. Dann haben Sie in aller Ruhe aufgeräumt und sind gegangen.
Das haben Sie dann mit Rebecca Purdy wiederholt. Wieder waren Sie nicht in der Lage, die Vergewaltigung auszuführen, also haben Sie sie ebenfalls geschlagen, aber zum Glück hat sie überlebt. Sie hat Sie später im Club Manhattan identifiziert, an dem Abend, an dem ich Sie raus in die Gasse verfolgt habe und Sie mich beinahe mit dem silbernen BMW überfahren hätten, den Sie sich vermutlich von O’Kanes Gebrauchtwagenhandel geborgt hatten.«
»Hat das Mädchen meinen Mandanten eindeutig identifiziert?«, fragte Brown, ohne McLaughlin die Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben.
»Sie wird es tun, sobald es ihm gut genug geht, um an einer Gegenüberstellung teilzunehmen.«
Brown nickte. »Ich würde gerne mit meinem Mandanten reden.«
Wir schalteten das Aufnahmegerät ab und gingen hinaus, da wir verpflichtet waren, Brown Zeit mit seinem Mandanten zu geben. Gorman, Dempsey und ich gingen auf einen Kaffee in die Cafeteria und dann zum Rauchen vor die Tür.
Gorman wirkte aufgeregt angesichts der bevorstehenden Aufklärung des ersten Falles, den sie alleine bearbeitet hatte; ein solcher Erfolg würde ihr nutzen, wenn Sie sich um die Beförderung zum Detective bewarb. Sie redete unentwegt und zog nervös an ihrer Zigarette. Als ich meine Zigarette ausdrückte, hatte sie ihre zweite bereits zur Hälfte aufgeraucht.
Dempseys Mobiltelefon klingelte. Er schaute aufs Display, entfernte sich ein Stück von uns und bedeckte das andere Ohr mit der Hand, um besser hören zu können. Während Dempsey im Hintergrund murmelte, redete Gorman über Vorgänge auf ihrem Revier und fragte, wie das Bewerbungsgespräch gelaufen sei. Plötzlich hörten wir Dempsey erregt fluchen.
Als er zu uns zurückkam, war er noch erregter, als Gorman es gewesen war. »Na, spannen Sie uns nicht auf die Folter«, witzelte ich.
»Sie werden es nicht glauben. Wir haben eine Übereinstimmung mit McLaughlins DNA -Probe. Hat aber nichts mit Sex zu tun. Seine Scheiß- DNA stimmt mit der der Hautreste unter James Kerrs Fingernägeln überein.«
Als wir zurück in McLaughlins Krankenzimmer gingen, hatte sich die Stimmung dort gewandelt. Sie wandelte sich erneut, als Dempsey die Vernehmung übernahm und das Ergebnis des DNA -Abgleichs bekannt gab. McLaughlin war nun ganz und gar nicht mehr entspannt, und ich vermutete, er hatte längst mit Fragen zu diesem Thema gerechnet. Während ich ihn zu Karen Doherty befragt hatte, hatte seine Anspannung sich sichtlich gelegt. Nun wuchs sie wieder, und ich fragte mich, welchen Schaden er selbst in seinem derzeitigen Zustand im Raum anrichten mochte, sollte er die Beherrschung verlieren.
»Also«, sagte Dempsey. »Ich denke, das ändert die Lage ein wenig. Meinen Sie nicht auch, Mr McLaughlin?«
»Das beweist gar nichts«, wandte sein Anwalt ein, der sichtlich verstört darüber war, dass die Vernehmung schon wieder eine neue Wendung genommen hatte.
»Es beweist eine Menge. Wie wollen Sie die Tatsache, dass ein Toter Ihre
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