Galileis Freundin (German Edition)
Korallen sein. Doch sei ve r sichert, am Rande der Stadt Aix in der Provence wirst du mit mir gemeinsam in unserer kleinen Hütte speisen können, ohne die Häscher des Giancarlo fürchten zu müssen.“
„Ist dies der Traum, den du uns noch erfüllen willst?“
„Es ist ein Teil dieses Traumes. Komm mit mir. Fangen wir ein völlig neues Leben an.
Es ist hier nicht möglich, oder glaubst du, die Buondelmonti würden uns heiraten lassen?“
„Dann lass mir einfach Zeit, um die Vorbereitungen zu treffen.“
„Welche Vorbereitungen denn? Die Zeit drängt.“
„ Lass mir Zeit, mein restliches Vermögen zu sammeln. Die Ländereien in San Gimignano und in Colle will ich verkaufen.“
„Wenn Du meinst...“, sie schloss plötzlich mit ihren Fingern seine Lippen und stürzte sich auf ihn. Zum ersten Mal nahm er sich die Zeit, ihre Gesichtszüge im Sonnenlicht zu betrachten. Er sog das Bild ihres Antlitzes in sich auf, den regelmäßigen Ansatz ihrer blonden Locken über einer ehrgeizigen Stirn, ihre in einem Blau leuchtenden Augen, das ihn an die weite See eri n nerte. Vor allem faszinierte ihn ihr Mund, dessen hochgezogene Winkel ihr stets ein kindliches Lächeln verliehen. Sie war die hübscheste Frau, die er jemals umarmt hatte. Er streichelte ihr zierliches Antlitz und spürte sein Herz von Glück erfüllt.
Zurück in Florenz, mühte sich die verwitwete Gräfin, einen Teil ihrer Güter zu veräußern. A bends besuchte sie ihren Frains in seiner Locanda. Gemeinsam schmiedeten sie Pläne, wie sie mit dem Vermögen aus der Erbschaft der Picchena in der Provence leben wollten.
Ihre wieder gefundene Zuneigung war den Buondelmonti nicht unentdeckt geblieben. Es war bald sichtbar, dass Caterina schwanger war. Don Alessandro stellte sie zur Rede. Im Musi k zimmer des Palazzo an der Piazza San Trinita saßen sie sich gegenüber. Don Alessandro, wies mit einer harschen Handbewegung auf ihren Leib. Sie schwieg und schaute ihn herausfo r dernd an.
„Na, und jetzt, was soll das?“ polterte der Pfarrer los.
„Was meint ihr, Don Alessandro? Was meint ihr damit?“
„Ihr seid ein liederliches Weib. Es ist stadtbekannt dass sich dieser Franzose wieder hier befi n det. Ihr sucht ihn täglich auf. Kein Wunder, dass das dabei herauskommt.“ Er wies erneut auf ihren Bauch. „Was soll jetzt werden?“
„Wenn es euch denn so sehr interessiert, Hochwürden, das ist das Produkt von Liebe.“
„Nein“, schrie er, „dies hier“, und er wies erneut auf ihren Bauch, „dies ist das Produkt der Lüsternheit.“
„Wie ihr wollt, ich werde das Kind gebären. Soll ich es Allessandro nennen?“
Der Schwager rutschte unruhig auf seinen Sessel hin und her.
„Ihr werdet das Kind hier nicht bekommen.“
„Das habe ich auch nicht vor, Don Alessandro. Ich werde Marzial Frains d’Aix heiraten.“
„Gut, sehr gut“, fügte der listige Pfarrer hinzu. „Wie ihr wisst , werdet ihr dann auf das Verm ö gen eurer Sippschaft verzichten müssen.“
„Verzichten, auf mein Vermögen? Wie käme ich dazu? Es steht nirgendwo geschrieben, dass ich auf mein Vermögen verzichten muss . Ich werde den Franzosen heiraten und mein Verm ö gen selbstverständlich mitnehmen.“
Don Alessandro, immer noch Pfarrer in Impruneta hatte einen erhitzten Kopf bekommen. Seine Adern am Hals traten hervor.
„Wir werden euch die Zustimmung für die Ehe verweigern. Entweder ihr verzichtet auf euer Vermögen und dann könnt ihr den Burschen aus Frankreich heiraten. Oder wir, die Kirche und der Großherzog, verweigern die Zustimmung.“
Die Gräfin war aufgesprungen.
„Das ist Erpressung. Ich werde mich der Erpressung nicht beugen“, rief sie zornig.
„Caterina Picchena, hör’ zu, du kleine Göre“, Alessandro fuchtelte wild mit seinen fetten Hä n den vor ihr herum. „Als wir damals deiner Hochzeit mit unserem Lorenzo zugestimmt haben, geschah dies nur in der Hoffnung, dass wir mit dem Vermögen von Signore Curzio Picchena unser eigenes Vermögen restaurieren konnten. Glaubst du, du dummes Weibsstück, sonst hä t ten wir diese Hochzeit gedeckt?
Obwohl der Picchenesi mit seiner Herkunft aus der Grafschaft Picchena prahlte, kannten wir seine bäuerliche Abstammung, geboren auf einem Podere der Picchenesi. Das Schlimmste aber war, dass wir uns über sein Vermögen Illusionen hingegeben hatten. Deine Mitgift, Göre, b e trug 30 000 Skudi und Rinderherden. Zusammen machte das 60 000 Skudi . Das reicht gerade, einen Palazzo zu
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