Galileis Freundin (German Edition)
Staatssekretär und Senator von Florenz, in Erinnerung der nicht wenigen Verdienste des Lan d grafen Picchena, erweist mir die unermessliche Gnade Eures gütigen Herzens und schenkt mir die freie Luft auf der Burg Picchena.
Ich verneige mich mit größter Zuversicht vor Eueren fürstlichen Gnaden und bringe mich als eine der getreuesten und ergebensten Dienerinnen in Erinnerung.
Stets in tiefer Dankbarkeit schließe ich Euch, gnädigster Fürst und Herr, täglich in mein Gebet mit ein.
Bis zum Tode Eure Dienerin und Magd, Caterina Picchena, verwitwete Buondelmonti.“
Einen fahrenden Kaufmann, der seine Waren im Kloster feilbieten durfte, beauftragte die Gr ä fin auf Ehre und Gewissen, den Brief an den Großherzog zu übermitteln. Ohne von den H ä schern des Kardinals abgefangen worden zu sein, erreichte ihr Bittgesuch sein Ziel.
Der junge Ferdinand, der sich als guter und geschickter Politiker darstellen konnte, hatte de n noch nicht das Interesse seiner Vorfahren an den Staatsgeschäften gefunden. Er war eher ein Forscher, der sich der Suche nach neuen Erkenntnissen in der Chemie und der Physik hingab. Man hätte zwar meinen können, dass der so interessierte Wissenschaftler auch einen Galileo Galilei unterstützen würde, aber den Schutz vor der Kirche konnte der schwache Herrscher seinem bedeutendsten Gelehrten nicht geben. In der Erkenntnis dieser Unfähigkeit wollte er wenigstens Menschen beschützen, deren Schutz nicht allzu viel Anstrengung bedeutete. Si n nend überflog der junge Medici den Brief seiner Jugendfreundin.
Ferdinand, der sich eher mit hübschen Knaben, denn mit süßen Mädchen und Frauen zufrieden gab, hatte eine seiner glücklichen Stunden, in denen er einfach, ohne die Staatsräson zu durc h denken, Friede und Liebe verteilen wollte. Sein Vater, Cosimo II., hatte den Landgrafen Cu r zio Picchena mit Ehrungen überhäuft. Wenn er nun der Tochter eine Gnade erwies, konnte das so falsch nicht sein.
Hochoffiziell erkundete Ferdinand die Lebensführung der Gräfinnen im Kloster. Von beiden wusste man nichts Schlechtes zu erzählen. Die Schwester Oberin ließ das großherzogliche Haus wissen, dass einer Heimkehr der beiden jungen Frauen nichts im Wege stünde. Sie war eher froh darüber, dass die beiden, ihr unheimlich erscheinenden Conversen, von denen sie sich manchmal beobachtet fühlte, das Kloster verlassen sollten.
Der Granduca schrieb einen Brief an Caterina Picchena und sandte ihn an die Priora von Santa Maria degli Angeli.
"Gnädigste Markgräfin de’Buondelmonti, Tochter des ehrenwerten Curzio Picchena, 1. Staat s sekretär unter meinem hochgeliebten Vater, dem Großherzog Cosimo II und Senators des Großherzogtums der Toskana, verwitwete Gattin des liebenswerten Lorenzo del Buondelmo n ti, Caterina Picchena.
Ich, Durchlaucht Ferdinand II, Großherzog der Toskana,. Bewahrer des Glaubens der Heiligen Römischen Kirche, Verteidiger der Wissenschaften und Beschützer aller Schwachen und Kra n ken, Verteidiger der Gesundheit meiner Untertanen vor der Pest, gebe euch hiermit zur Kenn t nis:
Ihr Caterina Picchena könnt, wann immer Ihr das wollt, Eure Schritte aus dem Kloster leiten. Seid gewiss , dass wir erkannt und erfahren haben, dass Eure Gebete zu unserem allerhöchsten Herren, unserem allmächtigen Gott, ihre Erhörung und Erfüllung gefunden haben. Die ehre n werte Gottesdienerin, Priora Eures Klosters, Suore Mattea, hat uns kund und wissen lassen, dass Eure Führung untadelig und Euer Lebenswandel einer Gottesdienerin würdig sei. In dieser Erkenntnis und mit der Gnade unseres gemeinsamen Herr n, des höchsten Gottes, bittet die Priora unsere herzoglichen Gnaden um die Erlaubnis, Euren Weg dorthin zu leiten, wohin es Euch beliebt. Wir geben dieser Bitte Eurer kirchlichen Führerin statt und bewilligen Euch den Austritt aus dem Kloster. Eine Einschränkung dieser Erlaubnis wollen wir hinzufügen. Ihr kehrt sofort zurück zu Eurer Vaterburg Picchena und verlasst sie nicht. Keinesfalls aber werdet Ihr jemals wieder nach Florenz zurückkehren.
Eurer Bitte nach dem freien Austritt aus dem Kloster der Converse J u lia, Markgräfin aus Lucca, kann seine Durchlaucht ebenfalls stattgeben. Der Dienerin Gottes, Mutter Eures Klosters und Priora, sei hiermit der Freigang von Euch und der Markgräfin Julia mitgeteilt.
Ferdinand II. Großherzog der Toskana.
Hinter den beiden Frauen und dem Knaben fiel das schwere Eichentor des Klosters krachend und fast ein
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