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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Knabe hatte mittlerweile ausreichend Bewusstsein , niemals ein Wort über die Absichten zu äußern. Dennoch brauchte sie einen Vertrauten, der sie auf diesem gefährlichen Wege begleiten würde. Sie hatte schnell einen Gedanken, verfestigte ihn und ging bald an die Ausführung.
    Valerio sollte der Mann ihres Vertrauens sein. Valerio liebte sie. Hinter seiner Zusage, sie auf dem gefährlichen Weg zu ihrem Mann zu begleiten, stand für den Arzt ein berechnendes Ka l kül, das ihn nur an seinen eigenen Vorteil denken ließ. Er hatte niemals die Hoffnung aufgeg e ben, die Herrin der Burg Picchena zu ehelichen. Warum aber sollte er gerade die Gräfin auf dem Weg zu ihrem Manne begleiten? Valerio war von einem wunderlichen Gedanken gefa n gen. Er setzte sich die Teile seines Lebensweges selbst zusammen.
    In seiner Vorstellung hatte der Mann aus Aix en Provence die Markgräfin längst vergessen. Sie würde eine große Enttä u schung hinnehmen müssen, wenn diese Gedanken in dem Ort Aix zur Sicherheit werden wü r den. Dann aber musste er dabei sein. Diesen Moment des Entsetzens musste er nutzen. Nicht dass er seine Häme und seine Lust ausleben wollte. Er würde dabei sein wollen, um der so bi t ter enttäuschten Caterina einen neuen sinnvolleren Weg für ihr Leben aufzeigen zu können. Auf jeden Fall wüsste er es auf seine Art zu verhindern, dass sie sich vor Schmerz und grenze n loser Ernüchterung in unkontrollierte Abenteuer stürzte.
    
    Die Nacht hatte ein undurchdringliches Tuch über die Burg Picchena gelegt. Dunkle Wolken jagten über den nächtlichen Himmel. Willkürlich gaben aufgerissene Wolkenfelder dem voll leuchtenden Mond Gelegenheit, breite Streifen der Erde zu bescheinen. Doch schon nach w e nigen Augenblicken verdichteten sich die düsteren Wolken erneut, und das schwarze undurc h dringliche Tuch legte sich abermals über das Land.
    In dieser finsteren Nacht des Frühjahres 1650 verließ die in Verbannung lebende Gräfin mit ihrem Sohn Marzial Curzio und dem Arzt Valerio Chiarenti die Burg durch den Seitenausgang.
    Der heulende Sturm verschluckte die Schritte der drei Gestalten. An der Nordseite des Hauses stieg durch den unmittelbar anschließenden Wald eine Treppe auf die kleine Anhöhe. Aus ihren Kindertagen war der flüchtenden Gräfin diese Naturtreppe vertraut. Die glitschigen Bau m stämme der Stufenabsätze machten in der nassen Nacht jeden Schritt schwer. Der ab und zu durch die Wolkendecke dringende Mondschein verschaffte ihnen das notwendige Licht, um sich orientieren zu können. Vorneweg stürmte die Gräfin die Anhöhe hoch. Sie fand die einze l nen Stufen wie im Traum. Valerio tat sich schwerer mit diesem ungewohnten Gang. Er stürzte schon nach wenigen Metern und drohte schon bald den Mut zu verlieren. Caterina Picchena verharrte dann verärgert und half ihrem Freund, der sie auf dieser Reise begleiten wollte. Der elfjährige Sohn Marzial Curzio hatte keine Schwierigkeiten, sich in dem Wald zurechtzufinden.
    Sie erreichten die Anhöhe und schauten in das weite Tal, das gerade in diesem Moment von dem durch die Wolkendecke dringenden fahlen Mondlicht beschienen wurde. Die Herrin von Picchena zögerte nur einen kurzen Moment, um die Schönheit dieses Bildes in sich aufzune h men. Erhaben verabschiedete sich ihr eigenes Land von ihr. Dann stürmte sie mit ihrem Sohn den Hang über einen schmalen Waldweg hinunter. Valerio keuchte hinterher und verfluchte seine Entscheidung, die beiden auf ihrer Flucht zu begleiten, als tief hängende Äste und grobes Strauchwerk sein Gesicht und seine Hände aufrissen. Er stieß bösartige Verwünschungen aus, wenn er mit seiner Kleidung an den stachligen Ästen hängen blieb und die nassen Blätter ihm durch das Gesicht wischten. Es fiel ihm schwer, den beiden zu folgen, die sich behände in der ihnen so vertrauten Umgebung bewegten.
    "Caterina, eine Pause", flehte er sie an, als sie sich über ihn beugte und ihm auf die Beine half. Valerio war zum wiederholten Male gestürzt. Seine Knie schmerzten. Er wusste , dass er diesen Weg in dem Tempo nicht lange durchhalten konnte.
    "Was gibt’s, Valerio", flüsterte Caterina, "ihr wisst , wir haben nur wenig Zeit. Wenige Stunden verbleiben uns. Wir sollten sie nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen."
    "Nur ein wenig ausruhen", stöhnte der Arzt.
    "Unsinn" wischte sie seinen Gedanken hinweg, "im Gegenteil, wir müssen schneller sein. Kommt, beeilt euch“, herrschte sie ihn an.
    Valerio erhob sich mühselig. Er

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